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Der historische Verriss: „Abbey Road“ von The Beatles

Auch Experten liegen manchmal mächtig daneben. In dieser Reihe stellen wir vernichtende Plattenkritiken von großen Alben der Musikgeschichte vor, fatale Fehlurteile, die aus heutiger Sicht mindestens merkwürdig wirken. Dieses Mal hat es Abbey Road getroffen, das letzte Album, das die Beatles gemeinsam aufgenommen haben.


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Hört hier Abbey Road:

Als die Platte im Jahr 1969 erschien, war der gestandene Journalist Nik Cohn in der New York Times alles andere als zufrieden mit diesem Meisterwerk. Und auch wie sich die Beatles zuvor entwickelt hatten, passte ihm nicht:

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Könnt ihr euch daran erinnern, dass jemand die Fab Four jemals so in die Pfanne gehauen hat, noch dazu für Abbey Road? Es ist vielleicht nicht ihr allerbestes Album überhaupt, gehört aber garantiert auch nicht zu ihren schlechtesten. Nik Cohn ist offensichtlich ein Mann höchster Ansprüche. Wir ahnen schon, wieso: 1969, zu einer Zeit, in der quasi im Stundentakt Musikgeschichte geschrieben wurde, war man wohl sehr verwöhnt und die Messlatte lag extrem hoch. Trotzdem, „15 nette Minuten“ ist eine ziemliche Frechheit gegenüber diesem grandiosen Abschiedsalbum (Let It Be erschien zwar später, wurde aber vor Abbey Road aufgenommen) der einflussreichsten Band der Welt. Aber was genau passte dem Schreiberling denn nicht?

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Aber hallo! Wir müssen uns mal kurz setzen… Es ist ja schön zu hören, dass dem Kritiker die zweite Hälfte der Platte doch ein wenig gefällt. Gleichzeitig degradiert er mit diesem Satz aber auch die Errungenschaften der Jahre zuvor – also Revolver, Sgt. Pepper und das weiße Album. Nik, was geht ab? Überhaupt: Auf Abbey Road finden sich einige der schönsten, luftigsten Pop- und Rocksongs der späten Beatles. Da dürfen doch auch die Texte mal ein bisschen fluffiger sein. Aufgeblasenheit wurde übrigens auch schon manchem Musikkritiker unterstellt, just saying. Es kommt noch härter:

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Wow. Ist das vielleicht Satire? Es ist doch so: Harrisons Something und Here Comes The Sun sind absolute Klassiker und der Harmonie-Gesang auf Abbey Road ist ganz großes Kino. Irgendetwas ist hier ziemlich schief gelaufen zwischen diesem Album und Nik Cohn. Klar doch, Kritiker sollen immer nach den Schwachstellen von Musik suchen. Bei den Beatles ist das halt schwierig. Und Abbey Road die ganz falsche Stelle.