60 Jahre Rock‘n‘Roll haben unzählige Riffs hervorgebracht, die wie trutzige Felsen in der Brandung stehen. Von Rock‘n‘Roll über Grunge bis Heavy Metal – hier kommen unsere 15 Favoriten für die ewige Ruhmeshalle des Riffs.
von Björn Springorum
Als Gitarrist*in hat man ein weites, aber irgendwie eben doch limitiertes Arsenal zu Verfügung. Wer ein Mörder-Riff schreiben will, muss sich immer wieder auf dieselben paar Akkorde verlassen. Wie viel man damit anstellen kann, verdeutlichen diese pulsierenden Momente voller Riff-Wucht. Ein Glaubensbekenntnis am Griffbrett.
1. Chuck Berry – Johnny B Goode
Wie soll es auch sonst beginnen? Die Urgewalt eines mit Wucht und urwüchsiger Kraft gespielten Akkords trifft die Welt 1958 wie ein Schlag. Natürlich hat Chuck Berry damit weder den Rock‘n‘Roll noch das Riff erfunden (und genau genommen sogar dreist von Ain’t That Just Like A Woman von Louis Jordan And His Tympany Five gempost), doch die fiebrige Strahlkraft ist noch heute deutlich spürbar. Wie muss es für die Menschen des Jahres 1958 gewesen sein, dieses Riff zum ersten Mal zu hören?
2. AC/DC – Back In Black
Wie kolossal ein Riff zeigen kann, zeigen AC/DC zu einem volatilen Moment ihrer Karriere. Bon Scott ist raus, Brian Johnson ist drin – und wie zum Beweis ihrer unveränderten Allmacht hauen sie 1980 mit dem titelgebenden Opener der B-Seite ein Monster von einem Drei-Akkord-Riff raus, das nicht weniger ist als Platons Ideal des Hard Rock.
3. Deep Purple – Smoke On The Water
Gewiss nicht das beste, aber sehr wahrscheinlich das berühmteste Gitarrenriff aller Zeiten. Als Ritchie Blackmore es 1972 schreibt, muss er sich noch anhören, dass er es sich damit doch ein wenig zu einfach mache. Blackmore kontert, dass es sich dann auch Beethoven zu einfach gemacht hätte, weil er ein ganz ähnliches Arrangement verwendet wie der Komponist in seiner Fünften. Der Rest ist ein Stück Hard-Rock-Geschichte über brennende Casinos, Frank Zappa und eine Menge Rauch.
4. Black Sabbath – Paranoid
Wir alle wissen, warum Tony Iommi so Gitarre spielt wie er eben Gitarre spielt. Was wir nicht wissen: Woher nimmt er diese archaische, ungezähmte, zähnebleckende Wucht? Iommi legt hier nicht nur einen der ganz großen Riff-Momente von Black Sabbath vor; er schreibt damit auch gleich die ersten paar Kapitel im großen Buch „Heavy-Metal-Grundkurs“.
5. Nirvana – Smells Like Teen Spirit
Hier haben wir ein geschichtsträchtiges Riff, das den Hair Metal um die Ecke bringt und den Untergang von Nirvana einläutet. Obwohl von den Pixies inspiriert und locker das meistgehörte Riff der Neunziger, hat der Anfang von Smells Like Teen Spirit nichts von seiner Durchschlagskraft verloren. So klingt eine Zeitenwende.
6. Cream – Sunshine Of Your Love
Man wird sich wohl auf ewig nicht an diesem satten, muskulösen, ahnungsvollen Clapton-Riff satthören können. Niemand spielt es wie er – selbst, wenn es nicht von ihm, sondern von Jack Bruce geschrieben wird, nachdem er und Eric Clapton am 29. Januar 1967 gerade von einem Jimi-Hendrix-Konzert im Londoner Saville Theater zurückkommen. Das nennt man dann wohl Synergieeffekt. Clapton erinnert sich in den späten Achtzigern: Hendrix „spielte einen Gig, der uns alle blendete. Ich denke nicht, dass Jack ihn davor auf dem Schirm hatte. Doch nachdem er ihn an diesem Abend sah, ging er nach Hause und schrieb diese Riff als Tribut an Jimi.“
7. Jimi Hendrix – Voodoo Child (Slight Return)
Vom Vorbild zum Schöpfer: Voodoo Child (Slight Return) ist ein besonders atemberaubendes Beispiel für die Überlebensgröße des Jimi Hendrix. Der jaulend-fiebrige Einstieg, die Eruption, die Art und Weise, wie Hendrix seiner Gitarre Töne entlockt: Es gibt davor und danach keinen wie ihn. Ebenso wie Hendrix seine brennende Gitarre anbetet, sollten wir alle dieses Riff anbeten.
8. The Kinks – You Really Got Me
Ein gutes Riff ist nicht immer nur deswegen ein gutes Riff, weil es gut gespielt ist. Manchmal sorgt auch die Behandlung (oder Misshandlung) der Verstärker für unsterbliche Ergebnisse. Bei You Really Got Me von The Kinks war es das bewusste Einreißen der Membran an Dave Davis’ Amp, der diesem Riff 1964 seinen berühmten verzerrten Klang gibt. Viel in der heutigen Rockmusik wäre ohne diesen Akt des Vandalismus nicht vorstellbar.
9. Rage Against The Machine – Killing In The Name
Vielleicht der Höhepunkt für Rage Against The Machine, sicher aber für Gitarrist Tom Morello. Der beweist 1992, dass man extrem hart und dennoch lässig funky spielen kann. Das Ergebnis ist ein Song, bei dem man unmöglich stillsitzen kann. Na los, versucht es mal...
10. The Rolling Stones – (I Can’t Get No) Satisfaction
Klar darf hier auch das Human Riff nicht fehlen, wie Keith Richards gern genannt wird. Ähnlich wie bei Smoke Of The Water gilt auch hier: (I Can’t Get No) Satisfaction ist gewiss nicht der beste Songs der unverwüstlichen Rolling Stones. Aber vielleicht ihr wichtigster. Liegt auch an diesem großen, zeitlosen Riff aus drei unsterblichen Akkorden. Und der unerklärlichen Tatsache, dass Richards dieses Riff quasi im Schlaf geschrieben hat.
11. The White Stripes – Seven Nation Army
Es muss nicht immer komplex sein. The White Stripes beweisen 2003, dass weniger im Rock’n’Roll oft mehr ist. Jack White macht aus einem Bass-Riff kurzerhand ein zupackendes, schroffes, grobes Gitarrenriff, das bis heute durch Fußballstadien der Welt röhrt.
12. Rainbow – Stargazer
Was für ein Meisterstück: Das Überepos Stargazer ist ein KLASSIKER in Großbuchstaben, was natürlich auch an Ritchie Blackmores pentatonischer Gitarrenarbeit mit Einflüssen aus der Klassik und dem nahen Osten liegt. Schon erstaunlich, was man alles aus einem Riff herausholen kann, wenn man Blackmore ist.
13. Metallica – Blackened
Metallica und Jason Newsted, das war ja keine ganz einfache Geschichte. Dennoch ist sein Beitrag zum Kanon der größten Metal-Band des Planeten nicht zu unterschätzen: Als James Hetfield 1987 mal bei Bassist Newsted zum Essen eingeladen war und der ihm ein paar seiner neuen Riffs vorspielte, rief Hetfield irgendwann aus: „Alter, dieses Riff ist stark genug, um unser verdammtes Album zu eröffnen!“ Was er hörte, war das Riff zu Blackened. Und er hielt auf ...And Justice For All Wort.
14. ZZ Top – La Grange
Der Preis für das coolste Riff aller Zeiten geht an ZZ Top und ihre Sonnenbrillen-Akkordfolge La Grange. Lässiger, dreckiger und nonchalanter als Billy F Gibbons auf seiner 1955er Fender Strat kann man Rock’n’Roll nicht spielen. Punkt.
15. Led Zeppelin – Whole Lotta Love
Led Zeppelins größtes Riff ist bekanntermaßen von Muddy Waters geborgt. So elektrisierend, triumphal und breitbeinig wie auf der ersten Hitsingle der Band in England klang das Riff davor allerdings nie. Die Nummer von 1969 ist und bleibt einer der wichtigsten und besten Hard-Rock-Songs aller Zeiten.
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