Featured Image

Die Beatles des Hip-Hop: Vor 40 Jahren erscheint das Debüt von Run-D.M.C.

In den frühen Achtzigern transformiert sich Hip-Hop langsam von reiner Blockparty-Mucke zu Albumkunst. Run-D.M.C. und ihr gleichnamiges Debüt haben großen Anteil daran, dass diese Musik bald darauf die Welt erobert.

von Björn Springorum

Hip-Hop wird auf den Straßen New York Citys geboren. Der 1. August 1973 gilt als Geburtsstunde des Genres, eine Party in 1520 Sedgwick Avenue in der Bronx ist das Epizentrum einer musikalischen Revolution. Hip-Hop braucht jedoch eine Weile, um in die Gänge zu kommen. Was die ersten Jahre eher Beats und Samples sind, an denen sich ein MC auf Partys abarbeitet, wird erst langsam zu einem Vehikel für soziale Kommentare und politische Statements.

Eine der ganz frühen Bands des Genres sind Run-D.M.C. Ihnen kommt die Rolle der vielleicht wichtigsten Hip-Hop-Pioniere zu, die dieser Musik die Türen in den Mainstream, die Popkultur und sogar in den Rock’n’Roll öffnen. Sie sind auf dem Cover des Rolling Stone und in der Rock And Roll Hall Of Fame, erfinden gemeinsam mit Aerosmith den Crossover und sind der erste Rap-Act, der mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet wird. Kurz: Run-D.M.C. sind die Blaupause für ein Genre, das längst ein billionenschweres Segment der Entertainmentwelt geworden ist, ihr Stil wird viele Jahre synonym mit Hip-Hop-Couture sein.

Blaupause für Rap

Auch ihre Geschichte beginnt im Mutterland des Rap, in Queens. Joseph Simmons, Darryl McDaniels (beide heute knapp 60) und Jam Master Jay (2002 erschossen). Zunächst lernen sich Simmons und McDaniels kennen, Simmons als Mann an den Turntables und McDaniels als Rapper. Es sind die späten Siebziger, Hip-Hop krabbelt noch, lernt langsam laufen. Beide sind noch Teenager, als sie Jam Master Jay kennenlernen und ihn zu ihrem DJ machen. Muss nur noch ein Name her. Der setzt sich kurzerhand aus Simmons Synonym Run und McDaniels’  Lieblingsautofirma, der DeLorean Motor Company (DMC) zusammen. „Wir wollten die Dynamic Two, die Treacherous Two sein – doch als wir diesen Scheiß hörten, dachten wir: ‚Wir sind ruiniert!‘“, so sagte McDaniels später mal. Stimmt ja zum Glück nicht so ganz.

Neustart für ein ganzes Genre

Ende 1983 kommt ihre erste Single It’s Like That/Sucker MCs, die schon mal ordentlich Furore macht. Davon angeheizt, schieben die drei schnell ihre erste Platte nach: Am 27. März 1984 erscheint ihr Debüt Run-D.M.C. Und verändert den Lauf der Geschichte nachhaltig. Run-D.M.C. erweisen sich schon an diesem frühen Punkt in ihrer Karriere als die Beatles des Hip-Hop. Zu hoch gegriffen? Mitnichten: Wie die Fab Four, leiten die drei aus Queens einen kulturellen und musikalischen Wandel für die Musik ein und geben ihr die bis heute gültige Gestalt. 1992 knüpft Dr. Dre daran an.

Für das Genre bedeutet die Ankunft von Run-D.M.C. auch eine Wachablösung. Ein gutes Jahrzehnt nach Erfindung des Genres ist es Zeit für eine erste Wachablösung. Das machen sie auf zweierlei Weise: Erstens, in dem sie ihren harten Beats und knochentrockenen, minimalistischen Sequenzen auch mal eine verzerrte Gitarre beimengen, womit sie quasi Rap Rock vorwegnehmen. Und zweitens, weil sie das Antlitz des Genres für immer verändern. Wo Afrika Bambaataa oder Melle Mel von Grandmaster Flash And The Furious Five dazu neigen, sich auffällig in enges Leder, Handschuhe oder Hüte mit Strass kleiden, kommen Run-D.M.C. in Straßenoutfits daher: Kangol-Hüte, Cazal-Brillen, Lederjacken und ungeschnürte Adidas-Schuhe. So wie sie eben selbst rumliefen. Den Rest des Jahrtausends wird dieser Stil vorherrschend sein.

Der Heavy Metal ist Schuld

Selbst inhaltlich markiert dieses Album eine Zäsur oder zumindest eine Übergangsphase: Auch auf Run-D.M.C. spielen wilde Blockpartys und Geprahle eine Rolle; mehr noch geht es auf dem Album aber darum, dass man sich verdammt noch mal anstrengen muss, wenn man sein Leben verbessern will. Es geht um soziale Themen wie Armut oder Arbeitslosigkeit. Und, um es noch mal hervorzuheben: Mit Rock Box schreiben Run-D.M.C. Geschichte, reißen die Mauern zwischen Schwarzer und weißer Musik, zwischen Rap und Rock schon 1984 ein. Der Song ist das erste Rap-Video, das bei MTV läuft, und beeinflusst alles von Public Enemy über die Beastie Boys bis hin zu Linkin Park und Rage Against the Machine. Wie das kommt? Weil sie im Studio warten müssen, bis die New Yorker Metal-Ikonen Riot mit den Aufnahmen fertig sind.

Heute steht Run-D.M.C. als Leuchtfeuer des frühen Hip-Hop, als Album, das die Spielregeln ändert. Es ist unmöglich, den Einfluss von Run-D.M.C. auf alles, was danach kam, zu berechnen. Fest steht nur: Danach ist nichts mehr wie es mal war.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!