Dass selbst die größten Rockbands aller Zeiten nicht durchgehend mit Genialität und gutem Geschmack gesegnet waren, zeigt diese Reise zu den ursprünglichen (und unfreiwillig peinlichen) Bandnamen einiger der ikonischsten Kapellen in der Geschichte des Rock‘n‘Roll.
Björn Springorum
Jeder fängt mal klein an. Selbst Rockstars. Wo wir heute nur überlebensgroße Künstler breitbeinig auf der Bühne sehen, wie sie ihre Jahrtausend-Hymnen voller Inbrunst schmettern, um danach mit ihrem Fuhrpark an Luxuskarossen durch die Gegend zu gondeln, standen irgendwann auch mal junge, naive, unerfahrene Kids, die es schaffen wollten. Himmel, selbst Lemmy war irgendwann mal grün hinter den Ohren! Und wie das eben so ist in den seligen Zeiten der Juvenilität hat man nicht immer die, sagen wir, allergenialsten Ideen. Im Leben ebenso wenig wie am Tresen. Oder eben in der Musik. Schamgrenzen hoch und dann ganz stark sein: Viele unserer liebsten Bands hießen zu Beginn ihrer Karriere ganz anders! Zehn namhafte Beispiele.
Black Sabbath
Im Grunde ist bei Sabbath alles perfekt. Der Name, der Sound, das Image. Mit ihrem Debüt Black Sabbath erfanden sie 1970 den Heavy Metal und bescherten ihm gleichzeitig ein bis heute definierendes Meisterwerk. Mit dem alten Namen wäre das nur sehr schwer vorstellbar gewesen: Zunächst hießen die Boys aus Birmingham nämlich The Polka Tulk Blues Band. Gut, dass man da noch mal nachgedacht hat.
Creedence Clearwater Revival
Ikonischer Bandname für eine ikonische Band: CCR sind Roots-Rock-Vorreiter und Inspiration für Generationen von Musikern. Hätte allerdings auch gut sein können, dass man sie heute nur noch mit beschämter Miene als politisch inkorrekten Witz in Erinnerung hält. Ursprünglich nannten sich Creedence Clearwater Revival The Golliwogs – nach einer Kinderbuchfigur mit schwarzem Gesicht und wirr abstehenden Haaren.Red Hot Chili Peppers
Hurra, hurra, John Frusciante ist zurück bei den Red Hot Chili Peppers! Hätte er sich wahrscheinlich zweimal überlegt, wenn die Band heute immer noch Tony Flow And The Miraculously Majestic Masters Of Mayhem heißen würde. Junge, das war selbst für die Achtziger zu viel!
The Doobie Brothers
Okay, machen wir uns nichts vor: Doobie ist Slang für Joint. Und während etwaige infantile Albereien im Namen einer seriösen Band reichlich kindisch sind, ist der Name Doobie Broothers doch tatsächlich eine klare Verbesserung zum ursprünglichen Namen der souligen Rocker. Davor hießen sie Pud. Und das, nun ja, bedeutet Penis.
Earth, Wind And Fire
Ob man den Sound der Funk-Legende mag oder nicht: Earth, Wind And Fire ist ein verdammt epischer Bandname! Gute Idee also, dass Anführer Maurice White irgendwann einsah, dass The Salty Peppers doch reichlich schmierig klingt.
Blue Öyster Cult
Was zum Henker soll man sich unter einer Band vorstellen, die Soft White Underbelly heißt? Yep, nichts Gutes. Und während Blue Öyster Cult, wie man sich nach reichlichen Umbenennungen in den frühen Siebzigern schließlich nannte, auch nicht unbedingt der glorreichste Name aller Zeiten ist, macht er doch zumindest neugierig, enthält das Wort „Kult“ und (höchstwahrscheinlich als erster Bandname überhaupt) die essentiellen Rock-Dots.
Pink Floyd
Pink Floyd hießen nicht immer Pink Floyd. 1964 nannten sie sich zeitweilig mal Screaming Abdabs. Das bedeutet in britischem Slang so viel wie durchdrehen oder überschnappen. Auf tragische Weise also ziemlich prophetisch für die Karriere einer Band mit Syd Barrett am Mikrofon.
Kiss
Schon gut, nach heutigen Maßstäben mag Kiss auch nicht mehr als kongenialer Einfall in der Geschichte der Bandtitulierungen gelten. Zur Band und ihrer Reputation passte der Name dennoch ganz ausgezeichnet – das hübsch diabolische Gerücht rund um „Knights In Satan‘s Service“ inklusive. Davor versuchten es Gene Simmons und Paul Stanley mal als Wicked Lester, aber das klappte nicht so richtig. Auftritt Peter Criss, der davor für eine Band namens Lips trommelte. Da war der Weg bis Kiss plötzlich gar nicht mehr allzu weit. Criss mochte den Namen überhaupt nicht, doch er musste schon damals erfahren, dass das irgendwie keine großartige Rolle zu spielen schien.
Beastie Boys
Rassismus und Sexismus sind durch nichts zu entschuldigen. Auch nicht in der Popmusik. Die New Yorker Beastie Boys schützt in diesem Fall also nur ihr sehr junges Alter, als sie ihrer Crew den Namen The Young Aborigines gaben. Vollkommen blauäugig und ohne böse Absichten natürlich, aber das macht Alltagsrassismus eben nicht besser. Da konnte man fast froh sein, dass ihnen irgendwann noch Beastie Boys einfiel…
Green Day
Mit 14 ist man eigentlich noch nicht in der Lage, seiner bald schon legendären und weltberühmten Band einen angemessenen Namen zu verpassen. Deshalb nannten sich Green Day auch erst Sweet Children, als sie an den Start gingen. Irgendwann mussten sie wohl gemerkt haben, dass das nach allem klang, aber nicht nach Punk. So ein Tag, an dem außer dem Konsum von Marihuana nichts groß anliegt (Green Day), passte da doch gleich viel besser…
Geht natürlich noch ellenlang weiter, diese Liste. Ob Led Zeppelin (die ernsthaft The New Yardbirds hießen!), Nirvana, die es aus vollkommen unerfindlichen Gründen erst mal mit Skid Row versuchten oder Simon & Garfunkel, die es für eine gute Idee hielten, als Tom & Jerry an den Start zu gehen: All diese Beispiele zeigen vor allem, dass die ersten Ideen nicht immer die besten sind.