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Foto: Ringo H.W. Chiu/Getty Images

Hinter schwedischen Gardinen: Diese Rockstars waren schon im Knast!

Im Gefängnis aufzutreten ist das eine. Wirklich eingebuchtet zu werden, ist da noch mal eine ganz andere Nummer. Diesen musikalischen Größen ist aber genau das passiert. Aus Gründen, die man manchmal kaum glauben kann.

von Björn Springorum

Rock’n’Roll steht seit seiner Erzeugung irgendwann in den Anfängen der Fünfziger für Rebellion, für Aufsässigkeit. Es ist die Musik der Outlaws, der Outsider, derjenigen, die sich nicht den Konventionen der Gesellschaft beugen wollen. Weil sie frei sind. Ihren eigenen Weg gehen. Den gehen die meisten wild, aber recht gesetzeskonform. Manch eine Größe in der wilden weiten Welt des Rock’n’Roll übertrat aber auch geltende Gesetze und wurde dafür eingelocht. Die Gründe dafür sind manchmal ebenso wild wie die Musik selbst, manchmal dumm, manchmal verachtenswert. Barry White beispielsweise wanderte 1961 in den Bau, weil er Autoreifen im Wert von 30.000 US-Dollar gestohlen hatte. Ähm, ja…

Paul McCartney

Fangen wir mal mit dem an, was wir am ehesten von unseren Rockstars erwarten: Klar, Drogen! Da wusste auch der Beatle Paul McCarntey mitzumischen. Erwischen ließ er sich unter anderem am Flughafen Tokio, wo man über 200 Gramm Marihuana in seinem Gepäck fand. Er beteuerte, nicht gewusst zu haben, dass das Kraut in Japan illegal ist, musste neun Tage in den Knast und die anfallenden Kosten für die gestrichenen Auftritte in Japan zahlen. Teurer Joint.

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G.G. Allin

Sehr viel wilder wird es da schon bei G.G. Allin, einer der notorischsten Figuren der US-Punk-Szene. Auf der Bühne masturbierte er, verletzte sich selbst oder das Publikum, aß auch mal seine eigenen Exkremente. Da ist es leider keine Überraschung, dass ihn in den späten Achtzigern ein weiblicher Fan beschuldigte, er und seine Band habe sie vergewaltigt. Allin beteuerte, dass er sie zwar geritzt, verbrannt und ihr Blut getrunken habe, es sei aber alles einvernehmlich geschehen. So oder so: Alter, bist du bescheuert? Dafür gab es 16 Monate Knast. Immerhin: Seinen Wunsch, auf der Bühne Suizid zu begehen, torpedierte er selbst mit einer ordentlichen Überdosis Herion.

Tommy Lee

Tommy Lee ist bekanntlich einer der größten Gockel der Rock-Welt. Er fährt Achterbahn, während er Schlagzeug spielt (oder andersrum?), er machte jeden pubertären Jüngling neidisch, als er Pamela Anderson datete und heiratete, er erfand praktisch das Promi-Sex-Tape. Manchmal war er aber auch einfach nur ein Arschloch, das seine Frau schlägt. Sechs Monate saß er dafür. Immerhin.

Sid Vicious

Deutlich kürzer, nämlich gerade mal 55 Tage, saß Sid Vicious hinter schwedischen Gardinen. Er wurde aber nicht etwa verhaftet, weil er am Morgen des 12. Oktober 1978 neben seiner erstochenen Nancy Spungen im Chelsea Hotel aufwachte. Dafür kam er in den Knast und auf kalten Entzug, weil er Patti Smiths Bruder Todd bei einem Skafish-Konzert in New York City angegriffen hatte. Einen Tag nach seiner Freilassung jagte er sich eine Überdosis rein und starb mit 21 Jahren.

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Ian Brown

Ebenfalls auf der eher unangenehmen Seite der Menschheit steht Ian Brown. 1998 flippte der Sänger der Stone Roses in einem Flugzeug aus, drohte einer Flugbegleiterin damit, ihr die Hände abzuhacken, wollte gewaltsam ins Cockpit eindringen. Air rage nennt man das in England, zwei Monate Gefängnis gab es dafür.

Pete Doherty

Pete Doherty war schon so oft im Knast, er kennt die Wärter*innen und den Speiseplan der Kantine wahrscheinlich auswendig. Überwiegend waren es die Drogen, die ihm Schwierigkeiten brachten, ganz besonders natürlich sein geliebtes Kokain. Autodiebstahl oder Fahren unter Drogeneinfluss kommen da wie selbstverständlich hinzu.

Ike Turner

Ein angenehmer Mann war Ike Turner nicht. Man kommt also nicht umhin, auch ein kleines bisschen Schadenfreude zu fühlen, wenn man die Geschichte hört, wie der prügelnde Ehemann 1987 versuchte, einem Undercover-Cop Kokain zu verkaufen. Brachte ihn übrigens öfter in Schwierigkeiten, der weiße Schnee: Schon 1980 wanderte er für 30 Tage ins Kittchen, nachdem ein SWAT-Team sein Studio stürmte und neben jeder Menge Koks auch eine Handgranate (!) fand.

Phil Spector

Und dann ist da natürlich noch Phil Spector. Phil Spector, über den man gern so viel Gutes sagen würde. Der eine der einflussreichsten und wichtigsten Figuren der Popmusik ist. Da gibt es aber noch einen anderen Spector. Den Psychopathen, den Egomanen, den toxischen weißen Mann, der 2003 die Schauspielerin Lana Clarkson auf seinem Anwesen in Kalifornien mit einem Schuss ins Gesicht hinrichtete. Danach versuchte er, die Sache wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Half nur alles nichts: 2009 kam er in den Knast, wo er bis heute (und hoffentlich für immer) sitzt.