Mit Petrichor erschafft die US-amerikanische Rapperin, Sängerin und Songwriterin Danielle Balbuena alias 070 Shake eine üppige, oft surreale Klanglandschaft – dabei durchforstet sie das große Themenfeld Liebe. Mit dabei, namentlich passend: Courtney Love.
Petrichor – das Wort klingt beinahe sakral-kirchlich, gemeint ist jedoch kein Petrus gewidmeter Chor, sondern etwas viel Schöneres: Es bezeichnet den Geruch von Regen auf trockener Erde. Und doch: Petrichor hat in puncto Klangarchitektur etwas Sakrales, Ätherisches an sich. Getragen, abwechslungsreich, manchmal gehetzt – und immer mit jeder Menge Synth-Atmosphäre.
Inspiration und eigene Erfahrungen
Getragene Klavierakkorde leiten das Album mit dem Stück Sin ein. „I’m sorry about the news / I’m falling out of love“, singt die Musikerin darin mit viel Hall auf der Stimme. Sin ist ein melancholischer Song über das Scheitern einer Beziehung. „Waste away / Maybe we got things too much“, heißt es weiter. „Es kommt immer in Schüben von Inspiration“, erzählte sie in einem Interview mit dem Magazin Alternative Press und erklärte, dass sie sich thematisch natürlich auf eigene Erfahrungen konzentriere. „Die erste Phase war definitiv ein Ausbruch von Inspiration durch Verliebtheit und eine Beziehung. Ich fühle mich immer inspiriert. Da meine Arbeit wirklich die Zeit widerspiegelt, wird sie natürlich kohärent. Wenn ich etwas einen Monat lang in einem Raum aufnehme, wird es ähnlich klingen, weil ich mich an diesem Ort befinde und vielleicht mental an demselben Ort bin oder meine Umgebung an einem bestimmten Ort ist. Es spiegelt mein persönliches Leben und meine Erfahrungen wider.“
Dreampop-Rap im XXL-Format
Eines der Highlights der Platte ist Song To The Siren – ein opulentes XXL-Dreampop-Arrangement mit schleppenden Drums und Courtney Love als Gastsängerin. Die passt nicht nur wunderbar zum Stück, sondern harmoniert auch perfekt mit 070 Shakes Stimme. Und apropos Dreampop: So könnte man auch die generelle akustische Marschrichtung der Platte zusammenfassen. Paranoide, rhythmische Teile mit prägnanten Rap-Parts wechseln sich mit süßlichen Harmonien und Melodien, unerwarteten anachronistischen Wendungen (Winter Baby x Jersey Blues) und cineastischen Klanglandschaften ab.
Die Drastik der Liebe und ihrer Endlichkeit
Über die drastische Endlichkeit der Liebe singt sie in Blood On Your Hands: „I don't wanna be like our parents / They said they'd be here forever / They were just wrong, they didn't lie“. Die Vorstellung von Liebesglück vergangener Generationen? Keine Lüge, aber wohl ein Irrtum. Dann wird es eindringlich: „I'm lucky you hear me / I'm lucky we were / And I'm lucky we will be / Yeah / And if I die, I want you to be the one to kill me“, beschreibt sie die düstere Intensität von Beziehungen.
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Und doch wär’s schön, wenn das Ganze mit der Liebe immer so vergänglich wäre. Das thematisiert Never Let Us Fade zumindest im Titel, im Song heißt es dann: „When the wide wings scattered our days / When the winds of heaven danced on our graves / Gathering memory of God / I don't know what love is, but I know what it's not.“ Den Abschluss macht dann der Song Love – und darin zieht sie ein nüchternes Fazit: „Does it come from the stars or comes from somewhere further? / It doesn’t come from the stars, it comes from somewhere further / It’s always been a joke / You kidding me? This is it huh? This is it? That’s all you needed me for.“
„Es fasziniert mich, Musik veröffentlichen zu können und diese Vibrationen zu erzeugen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass mein Team und ich diese Vibration erschaffen haben. Wir sind die Einzigen, die das hätten kreieren können. Der Gedanke, dass Musik und diese Frequenzen in die Welt hinausgehen und etwas Neues sind, ist für mich wirklich aufregend“, erzählt 070 Shake. Mit Petrichor ist ihr wirklich ein großer Wurf gelungen.