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Ein letzter Salut für Richard Wright: „The Endless River“ von Pink Floyd

Mit The Endless River senden Pink Floyd ihren Fans im Jahr 2014 noch einen letzten Gruß, eine Hommage an den verstorbenen Keyboarder Richard Wright. Das 15. Album der Briten ist eine Reise durch die Klangwelten, die Pink Floyd bekannt gemacht haben — vor allem in den späteren Jahren. Eine Rückschau.

Im Jahr 2014 sind Pink Floyd längst Geschichte. Der letzte gemeinsame Auftritt von David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und Richard Wright liegt fast zehn Jahre zurück. Wright ist im Jahr 2008 mit 65 Jahren verstorben. Die Fronten zwischen Waters und Gilmour wirken so verhärtet, dass eine weitere Reunion unmöglich erscheint. Doch Gilmour und Mason haben das Gefühl, noch nicht alles gesagt zu haben. Es ist noch Songmaterial übrig, von vor 20 Jahren. Im Jahr 1994 hatten Pink Floyd ihr bis dato letztes Studioalbum The Division Bell veröffentlicht, an dem Keyboarder Wright maßgeblich beteiligt gewesen war. Auf The Endless River lebt seine Arbeit noch ein letztes Mal auf.

The Endless River: Die Musik eines Verstorbenen

Ein ganzes Jahr arbeiten David Gilmour und Nick Mason an der Platte und wühlen sich dafür durch Aufnahmen, die zu Beginn der Neunziger für The Division Bell entstanden waren. „Wir haben uns 20 Stunden Material angehört, bei dem wir drei zusammen zu hören sind“, erklärt Gilmour zur Veröffentlichung von The Endless River. „Danach haben wir die Stücke ausgewählt, die wir für das Album ausarbeiten wollten. Wir haben Parts hinzugefügt, neu aufgenommen und die moderne Studiotechnik genutzt, um ein Pink-Floyd-Album aus dem 21. Jahrhundert umzusetzen.“ Weil Wright nicht mehr da sei, habe es sich richtig angefühlt, die Musik in der Pink-Floyd-Diskografie zu verewigen.


„Ich denke, dass diese Platte verdeutlicht, was Richard gemacht hat“, findet Schlagzeuger Nick Mason, „und dass sein Spiel das Herzstück von Pink Floyd war.“ Beim Anhören der Sessions aus den Neunzigern sei ihm noch einmal klar geworden, was für ein besonderer Musiker Wright gewesen sei. Als Produzenten holen Gilmour und Mason den Londoner Phil Manzanera an Bord, der bereits David Gilmours Soloalbum On An Island von 2006 umgesetzt hatte. (Auch für das Album Revolution Ballroom von Nina Hagen saß er an den Schiebereglern, aber das nur am Rande.) Produzent Youth (z.B. Heather Nova und The Verve) ist ebenfalls an den Aufnahmen beteiligt. 


Nach The Endless River ist Schluss

Mit The Endless River stürmen Pink Floyd ein letztes Mal die Charts — und wie. Ob in Großbritannien, in Deutschland oder in Frankreich: Überall landet das letzte Vermächtnis der britischen Rocklegenden auf Platz eins. In den USA reicht es immerhin für einen Platz auf dem Treppchen, wenn auch nur auf der Nummer drei. Es folgen Gold, Platin und noch mehr Platin: Es ist ein würdiger Abschied für einen der besten Keyboarder aller Zeiten. Zwar konnte Wright selbst nicht mehr bei den Aufnahmen dabei sein — doch seinem musikalischen Talent und seiner Schaffensfreude zu Beginn der Neunziger ist es zu verdanken, dass Pink Floyd 2014 noch ein letztes Album veröffentlichen können. 

Danach ist endgültig Schluss. „Es ist eine Schande, aber das ist das Ende“, verkündet David Gilmour 2014 im Interview mit der BBC. Man habe noch einmal das Beste aus Pink Floyd herausgeholt, aber mehr sei nicht zu erwarten. 2024 verrät David Gilmour im Gespräch mit den Los Angeles Times, dass The Endless River seiner Meinung nach nicht als reguläre Pink-Floyd-Veröffentlichung hätte erscheinen sollen. Den Musikkatalog von Pink Floyd hat er inzwischen verkauft. Doch mit ihrer letzten Platte haben die verbliebenen Mitglieder der Band ihren Fans weltweit eine große Freude gemacht. Und darauf kommt es doch an.

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