Er geht mit einem großen Knall – Sir Elton John verabschiedet sich mit dreijähriger Bombast-Tour von der Bühne
popkultur25.01.18
Eine Art angespanntes Summen hing schon vor der Pressekonferenz in New York am gestrigen Mittwochabend in der Luft. Schließlich gehört er ja – mit ironisch-milden Zwischentönen ausgedrückt – gewiss nicht mehr zu den Newcomern in der Branche. Ist es das nun also? Das Ende von Elton John? Die Antwort und damit die Gewissheit, ist zunächst eine traurige: „I’m not going to be touring anymore“.
von Timo Diers
Hör dir hier Sir Elton Johns größten Hits an während du weiter liest:
Puh, okay – starker Tobak. Soviel schonmal zum traurigen Teil der Pressekonferenz in der New Yorker Gotham Hall. Da unser stets kreativ bebrillter Held aber praktisch der Erfinder der Idee des modernen Showmasters ist, wird er natürlich nicht „einfach so“ von der Bühne verschwinden. Oh nein. Ganz nach dem altbewähren Think-Big-Prinzip, gibt es noch eine letzte Tour, eine letzte Chance, den Mann mit der weltweit wahrscheinlich elaboriertesten Garderobe live auf der Bühne zu erleben: Die Farewell Yellow Brick Road Tour wird mit sage und schreibe 300 Konzerten über einen Zeitraum von drei Jahren unseren Liebling am Flügel über den ganzen Globus führen.
Das klingt nun tatsächlich nach dem großen und diesmal wirklich letzten Auftritt des Hall-of-Fame Musikers, hatte er doch schon Ende der 70er nach einem Konzert in London einer im Anschluss ziemlich verdatterten Menge verklickert, das wäre nun sein letztes Konzert gewesen. Nun gut, zwei Jahre später stand er wieder auf der Bühne und stemmte über die letzten 20 Jahre ein mehr als beachtenswertes Pensum von über 130 Konzerten jährlich. Immerhin ist der gute Mann inzwischen über 70, da haben sich andere Zeitgenossen schon lange in einer Routine zwischen Wassergymnastik und mitreißenden Kanaster-Runden eingegroovt.
„Ich bin nicht Cher“ kommentiert der Show-Titan das Phänomen, bei dem viele große Popstars nur wenige Jahre nach ihrer pompösen Abschluss-Tour plötzlich wieder auf der Bühne auftauchen (ganz genau – Cher war eine von jenen Popstars, die den Begriff „Abschluss“ ein wenig weiter ausgelegt haben, als man das normalerweise tun würde). Es sei aber auch kein Abschied von der Bühne aus gesundheitlichen Gründen, sondern der Wunsch, nicht irgendwann still und leise in der Versenkung verschwinden zu müssen. Seine Farewell-Tour, und wohl ganz besonders das Konzert Nummer 300, werden nach seinen Worten die größte Show werden, die er jemals auf die Bühne gestellt hat. Und damit Sir Elton John selbst auch glitzert wie nie zuvor, wird niemand anderes als die Designer-Marke Gucci für seine opulenten Outfits sorgen. Ohne die geht’s nun einmal nicht.
Und ganz ehrlich, wenn Elton John verspricht, eine unvergleichliche Fete auf der Bühne abzufackeln, dann können wir uns verdammt nochmal auch auf so eine unvergleichliche Fete freuen.
Mal ganz von davon abgesehen, dass sich der gute Elton aus dem Rampenlicht zurückzieht, bleibt er in jeder Faser seines Wesens Musiker und kann sich ein komplettes Karriere-Ende überhaupt nicht vorstellen: „Ich will definitiv noch ein paar Alben schreiben, aber das wird ja auch ganz einfach sein, weil ich das zu Hause machen kann“.
Um an der Stelle mal wieder zum Anfang dieser News-Meldung zurückzukommen, die wir ganz gewiss mit gemischten Gefühlen in die Tastatur gehauen haben: Nein, dies ist nicht das Ende von Elton John. Ein wirkliches Ende von jemanden, der so viele Soundtracks unserer aller Leben komponiert hat, wird es wohl nie so richtig geben. Gut so – denn wirkliche Kreativität sollte nie aufhören zu arbeiten. Die Farewell Yellow Brick Road Tour jedoch, ist das fette Goodbye von einem ganz großen, der nach schlichtweg unzähligen Konzerten ein bisschen mehr Zeit mit seiner Familie verbringen will. Verdient, sagen wir dazu und freuen uns schon wie die Schneekönige darauf, ein letztes Mal die Songs live zu erleben, die unser Leben begleitet haben!
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