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Foto: Roger Ressmeyer/CORBIS/VCG via Getty Images

„London Calling“: Von der Weltuntergangshymne zum Klassiker von The Clash

Wenn es um Punk geht, fällt zwangsläufig der Name The Clash. Ab 1976 gestalten die Londoner die musikalische Bewegung in ihrer Heimatstadt mit und werden zeitweise als „die einzige Band, die zählt“ beworben. Einen ihrer größten Hits landen sie mit dem Song London Calling – und der hat es ganz schön in sich.

Zwei Alben haben The Clash im Sommer 1979 bereits im Rücken: The Clash (1977) und Give ‘Em Enough Rope (1978). Nun beginnen sie mit der Arbeit an ihrer dritten Platte London Calling, die aus zwei LPs und 19 Songs bestehen wird. Bereits auf Give ‘Em Enough Rope hatten sich die Briten von ihrem lupenreinen Punk-Rock-Sound verabschiedet und zum Beispiel Rock’n’Roll in ihre Musik einfließen lassen. Diesen Weg geht die Band nun konsequent weiter: London Calling sprüht nur so vor unterschiedlichen Ideen und musikalischer Inspiration, dass es völlig zurecht zu den besten Rock-Alben aller Zeiten zählt. Zusätzlich klingen The Clash in den Songs auf der Platte noch zugänglicher als zuvor. In ihren Texten nicht, wie zum Beispiel der Titeltrack beweist.

London Calling von The Clash: Ein Text mit vielen Ebenen

Da wäre schon der Name des Stücks, der sich auf den Zweiten Weltkrieg bezieht. Damals beginnt die BBC internationale Übertragungen mit den Worten „This is London calling …“. Darüber hinaus beschäftigt sich The-Clash-Sänger Joe Strummer in den Lyrics mit der Angst vor einer nuklearen Katastrophe. Das liegt einerseits daran, dass die Welt 1979 mitten im Kalten Krieg steckt. Zum anderen war es im März des Jahres zum teilweisen Meltdown eines Atomkraftwerks in Pennsylvania gekommen. „Wir hatten das Gefühl, dass wir jeden Moment den Abhang hinunterrutschen“, erklärt Strummer in einem Interview. „Und es war niemand da, der uns helfen konnte.“ Doch das ist noch nicht alles, worum es in London Calling geht.

Auch Überschwemmungen bereiten The Clash damals Sorge, wie aus der Textzeile „London is drowing / And I live by the river“ hervorgeht. Als die Band den Song schreibt, entsteht in London die Thames Barrier, ein sogenanntes Sturmflutsperrwerk, das zum Schutz vor hohen Fluten aus der Nordsee errichtet wird. Die Sorge: Kommen die Fluten ungehindert, könnte ganz London-Mitte unter Wasser stehen. Das wäre es dann mit „London calling“. Mit der Zeile „We ain’t go no swing / Except for the ring of that truncheon thing“ spielen The Clash auf das Thema Polizeigewalt an, denn bei einem „truncheon“ handelt es sich um einen Schlagstock. Auch den damaligen Niedergang des Punk besingen The Clash: „Phony Beatlemania has bitten the dust“. 

The Clash und einer ihrer größten Hits: London Calling

Es ist schon eine Weltuntergangshymne, die The Clash da 1979 veröffentlichen. Es ist von einer Eiszeit die Rede, aber auch von der Klimakrise. Es geht um ausgefallene Ernten und Treibstoffknappheit. Ganz schön düstere Szenarien, doch es sind genau die Dinge, die damals durch die Köpfe der jungen Briten gehen. Das gilt offenbar nicht nur für die Band selbst, denn als die Single London Calling erscheint, landen The Clash damit den bis dato größten Hit ihrer Karriere. Sie stürmen auf Platz elf der britischen Charts und kassieren sogar Platin. (Der Song Should I Stay Or Should I Go erreicht aufgrund einer Levi’s-Kampagne Platz eins, allerdings erst zu Beginn der Neunziger.) The Clash befinden sich auf dem Zenit ihrer Karriere – und die soll noch ein paar Jahre dauern.

Mit ihrem dritten Album London Calling gelingt The Clash der Durchbruch in den USA, sie sichern sich einen festen Platz in den Geschichtsbüchern der Rockmusik und außerdem bringen die Briten eins der legendärsten Artworks aller Zeiten unter die Leute. Noch heute sieht man das ikonische Cover, auf dem Bassist Paul Simonon sein Instrument zertrümmert, auf etlichen T-Shirts. Es sei Simonons Lieblingsbass gewesen und er habe sich danach immer wieder gefragt, warum er das getan habe, verrät Joe Strummer in einem Interview mit MTV. Man ist geneigt zu sagen: Es hat sich gelohnt. Denn was bedeutet schon ein Bass, wenn man dafür einen der größten Hits seiner Karriere geschenkt bekommt?

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