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Meilenstein bis Stolperstein: Alle Alben von Linkin Park im ultimativen Ranking

Linkin Park sind zurück. Bevor die Nu-Metal-Riesen mit From Zero ein neues Kapitel ihrer Karriere aufschlagen, haben wir alle Alben mit Chester Bennington mal genau durchleuchtet. Hier kommt unser definitives Ranking.

Keine Band produziert nur Meilensteine. Auch die Diskografie von Linkin Park unterliegt Schwankungen. Dennoch muss man der Band aus Los Angeles eines zugestehen: Facettenreicher, vielfältiger und offener wie sie ist aus der Nu-Metal-Blase der frühen Zweitausender niemand. Ihr überraschendes Comeback mit Emily Armstrong als neuer Leadsängerin ist der perfekt Zeitpunkt, ihre Alben zu ranken.

7. One More Light (2017)

Chester Benningtons letztes Album ist tragischerweise auch das schwierigste ihres gesamten Schaffens. One More Light wird ziellos zwischen Pop, Elektro und Hip-Hop hin- und hergeschossen wie eine außer Kontrolle geratene Pinball-Kugel. Schlecht sind die Songs nicht, mit dem Titeltrack oder Good Goodbye gibt es zudem starkes Material; allein, es fehlt an einem roten Faden, an Zusammenhalt. Das ist insbesondere deswegen tragisch, da die Band mit dem Vorgänger The Hunting Party erst einen ordentlichen Schritt zurück zu ihrer Essenz gemacht hat – und es das letzte war, was Chester jemals loswerden konnte. Doch die extern beauftragten Songwriter der Platte, die sonst für Sia oder Kelly Clarkson gearbeitet haben, verfehlen es, den Kern von Linkin Park zu treffen. Und die überwiegend negativen Kritiken dürften einem bereits erheblich angeschlagenen Chester Bennington zusätzliche Tiefschläge verpasst haben.

6. Living Things (2012)

Klar, allein ein Song wie Burn It Down würde reichen, um eine Platte vor einem Totalausfall zu bewahren. Von dem Kaliber befinden sich aber eben gleich mehrere auf Living Things. Nach der experimentellen Schwere von A Thousand Suns steuern Linkin Park wieder ein wenig mehr in geradlinige Fahrwasser und spielen eine Art Mix aus Elektro Pop und Nu Metal. Das sorgt für hymnische Höhepunkte wie Lost In The Echo, gelungene Balladen wie Castle Of Glass, aber auch zu seltsamen Experimenten wie Until It Breaks, die zu sehr mit dem Rest des Materials brechen. Da kann auch Produzent Rick Rubin keine Kohärenz reinbringen.

5. A Thousand Suns (2010)

Bei Erscheinen polarisiert das Album die Fans, mittlerweile ist die meisten klar: A Thousand Suns ist die ambitionierteste Linkin-Park-Platte, ein politisches Konzeptalbum über Krieg und die Angst vor einem Atomschlag, das in Sachen Intensität an die frühen U2 oder Public Enemy rankommt. Von ihren Nu-Metal-Anfängen gelöst, erschaffen Linkin Park gewaltige Songs zwischen Rock, Elektro und Alternative, die sich nicht vor melodramatischen (manchmal aber zu großen) Gesten scheuen und deswegen auf viel Unmut stießen. Wenn man bedenkt, wie viel Chuzpe ein solcher Schritt raus aus der Komfortzone erfordert haben muss, kann man eigentlich nur den Hut ziehen. Ach ja, The Catalyst ist bis heute galaktisch gut.

4. The Hunting Party (2014)

Fluch und Segen von Debüts ist ja, dass sie sich nicht reproduzieren lassen. Linkin Park versuchen es 2014 dennoch – und lehnen The Hunting Party bewusst an Hybrid Theory an. Das Problem: Die Band ist eben nicht mehr dieselbe. Wo sich zuvor ein gepeinigter junger Mann seine Dämonen von der Seele schreit, ist es rund 15 Jahre später ein mehrfacher Millionär. Gepeinigt immer noch, das ja. Aber eben nicht mehr derselbe. Der Ansatz ist deswegen nicht schlecht, das Album hübsch roh und rastlos. Das Problem ist aber eben, dass man es ihnen zu diesem Zeitpunkt fast nicht mehr abnimmt. Aber klar: Der kantige Furor von Gulity All The Same oder das kämpferische Rebellion zünden immer noch gewaltig. Und eine Band, die sichtlich Spaß an einer Platte hat, ist ja immer noch was Besonderes.

3. Minutes To Midnight (2007)

Auf Minutes To Midnight zeigen sich Linkin Park als Band, die nicht gewillt ist, sich auf ewig in die Nu-Metal-Schublade stecken zu lassen. Die Transformation zur offenen, libertären Rockband nimmt hier ihren Anfang – in den mitreißenden, aufputschenden Songs wie Bleed It Out oder What I’ve Done, aber auch in ihrer Freude an elektronischen Elementen. Über allem steht jedoch Chester Benningtons einnehmender, phänomenaler Gesangsumfang. Er gibt alles und rettet das Album so in die obere Spitzengruppe.

2. Meteora (2003)

Wie man ein wegweisendes Debüt wie Hybrid Theory übertrifft? Wie man nicht in die Knie geht vor einem der wichtigsten Rockalben der letzten 30 Jahre? Ganz einfach: Man marschiert einfach los, geht in die Vollen. Visier runter und los. So zumindest Linkin Park 2003 auf Meteora, das sie gleich mal mit dem schroffen, unbeugsamen Don’t Stay eröffnen. Ein Auftakt, der alle Zweifler sofort verstummen lässt – obwohl es ansonsten wenig Überraschungen gibt. Don Gilmore produziert wieder, die ganze Sache kommt auf keine 37 Minuten und mit Faint, From The Inside, Numb, Somewhere I Belong und Breaking The Habit strotzt die zweite Platte nur so vor Klassikern.

1. Hybrid Theory (2000)

Hybrid Theory ist das Nevermind der Nullerjahre. Damit ist eigentlich alles gesagt. Also kurze Rede langer Sinn: Das Debüt von Linkin Park ist eines dieser Werke für die Geschichtsbücher, ein Album mit gerade mal 37 Minuten Laufzeit, das zum Soundtrack einer Generation wurde und Angst, Entfremdung und Anderssein auf eine Weise eingefangen hat, wie es zuletzt Cobain und Nirvana vergönnt war. In The End oder Papercut, vor allem aber natürlich dieses Ungetüm namens One Step Closer sorgen dafür, dass Linkin Park aus dem Stand in die Umlaufbahn katapultiert wird und allein im ersten Jahr zwölf Millionen (von insgesamt 27 Millionen) Platten verkauft. Ein Meilenstein, vollkommen zurecht ganz oben auf dem Treppchen.

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