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Zeitsprung: Am 1.11.1997 debütieren Nightwish mit „Angels Fall First“.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.11.1997.

von Christof Leim

So richtig glaubt anfangs niemand daran, scheint es. Von der ersten Nightwish-Platte werden zunächst jedenfalls nur 500 Exemplare gepresst. Das ändert sich aber ziemlich schnell, selbst wenn der Chef so seine Probleme mit der Scheibe hat und Privates im Booklet steht. Angels Fall First erscheint am 1. November 1997.

Hier könnt ihr Angels Fall First hören::

Die Inspiration zu Nightwish kommt eher „nebenbei“ zustande, als Keyboarder Tuomas Holopainen im Sommer 1996 mit ein paar Freunden und Akustikklampfen um ein Lagerfeuer sitzt. Auf dem ersten Vier-Song-Demo dominieren Piano, Keyboards und ruhige Gitarren, sogar eine Flöte ertönt, aber schnell entwickelt sich das Ganze in eine härtere Richtung.  

Disney zum Headbangen

Zwei wesentliche Merkmale bleiben: Holopainens episches Songwriting und die gewaltige Opernstimme von Tarja Turunen, die damals noch Gesang studiert. Das ergibt einen eigenen Stil, in dem Gothic, Folk, Metal, Klassik, Disney-Soundtracks und Fantasy-Welten zusammenkommen. Anfangs singt sogar der Bandchef noch selbst mit, was er aber in der Folgezeit schnell sein lässt. Songs schreibt er vor allem während seiner Zeit in der finnischen Armee.

Die ersten Demos gefallen dem finnischen Label Spinefarm so gut, dass es die Aufnahmen mehr oder minder unbearbeitet als als Debütalbum veröffentlicht. Wer ein Exemplar aus dieser Auflage besitzt, kann sich freuen, denn darauf finden sich zwei Songs, die auf späteren Editionen fehlen. Auf eBay werden dafür mitunter über 1000 Dollar bezahlt. Die beiden Stücke heißen übrigens: A Return To The Sea und Once Upon A Troubadour. Lustigerweise wird die Privatadresse von Holopainen im Album-Booklet abgedruckt, weil einfach das Artwork des Demos übernommen wird. 

Aus dem Stand vorne

In der Rückschau klingt Angels Fall First noch ein wenig kantig und unfokussiert, steckt aber schon die Eckpfeiler des Stils ab und erweist sich als hervorragender Startpunkt für eine lange Karriere. Spinefarm besaßen jedenfalls den richtigen Riecher, denn die Vorabsingle The Carpenter (als Split mit Children Of Bodom und Thy Serpent) schafft es auf Platz drei der finnischen Single-Charts. Dass dahinter kein Zufallstreffer steckt, zeigt sich, als das komplette Album aus dem Stand auf Platz 31 rauscht. 



Damit wird es ernst. Zu dem Zeitpunkt haben die Instrumentalisten und die Sängerin noch kein einziges Konzert gespielt, ihr Bühnendebüt geben sie an Silvester 1997. In der Folge erscheint Angels Fall First in verschiedenen Variationen weltweit mit unterschiedlichen Tracklisten, doch richtig voran geht es für die Truppe erst mit dem Zweitling Oceanborn ein Jahr später. Anfangs findet Holopainen seinen Einstand „etwas peinlich“, wie er dem britischen Kerrang! erzählt, heute fühlt er „Stolz und Nostalgie“ gegenüber den Liedern. 

Viele folgten 

Auf den Live-Setlisten tauchen die Songs von Angels Fall First im Laufe der Jahre immer seltener auf, nach dem Abschied von Tarja im Oktober 2005 werden sie gar nicht mehr gespielt, bis die Band 2018 mit ihrer Karriereretrospektive Decades um den Planeten tourt. Da gehören Nightwish schon zu den Großen in der erweiterten Metal-Welt, die nicht nur in Finnland und Deutschland regelmäßig auf Platz eins landen und die größten Hallen füllen. Nicht nur das: Mit der Verbindung von Oper, sinfonischer Wucht und Doublebass-Metal haben die Finnen eine ganze Schar von gleichgesinnten Kapellen inspiriert.