Er gehört zu den ausdrucksstärksten Popstars der Musikgeschichte, hat mehr als 100 Millionen Platten verkauft und besaß vermutlich mehr Trophäen als in einen regulären Kellerraum passen würden. Doch auch Prince musste irgendwo anfangen. Im Januar 1979 gab das Ausnahmetalent sein erstes Konzert.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von Prince anhören:
5. Januar 1979, Minneapolis: Die Veröffentlichung des ersten Prince-Albums For You (1978) liegt bereits einige Monate in der Vergangenheit. Auf der Bühne hat der angehende Superstar seine Songs bisher noch nicht zum Besten gegeben, stattdessen hat seine Plattenfirma ihn durch das ganze Land geschickt, um Radiostationen abzuklappern. Ab heute soll sich das ändern. Gleich drei Abende hintereinander wird Prince im Capri Theatre am West Broadway auftreten und sich der Welt vorstellen. Nun ja, zumindest Minneapolis. In seiner Komfortzone befindet er sich damit absolut nicht, wie er vorab in einem Interview verrät: „Ich bin nervös. Ich werde sogar Angst haben, denn es wird eine ganze Weile dauern, bis ich ausblenden kann, dass mir jemand zuguckt.“ Wenn man die späteren Bühnenauftritte von Prince kennt, kann man diese Unsicherheit kaum glauben.
Prince: „Alben und Konzerte sind etwas ganz anderes“
Bevor Prince und seine Band am 5. Januar auf die Bühne gehen, gibt der Frontmann noch Interviews. In einem davon erzählt er, dass sich nicht jeder seiner Songs für jede Situation eignet: „Wir werden im Capri einige Songs spielen, die ich wahrscheinlich nie aufnehmen kann, weil sie zu wild sind. Bei einem Konzert kommt das gut rüber, aber auf Platte … Alben und Konzerte sind etwas ganz anderes. Ich mag es, eine Platte aufzunehmen und sie herauszubringen, wie ein Buch oder so. Aber bei Konzerten möchte man begeistern. Sie sind wild und funktionieren auch visuell.“ Und was ist mit seinem Lampenfieber? „Ich glaube, dass ich einige Songs brauchen werde, um mit der Menge warm zu werden“, räumt Prince ein. Später ist davon nicht mehr viel zu spüren — und er legt schon bei seinem Live-Debüt einen sagenhaften Auftritt hin.
Der erste Song, den Prince und seine Band bei ihrem Debütkonzert spielen, ist For You, der Titeltrack des Albums. Auch I Am You und Soft And Wet bringen die Musiker auf die Bühne, ebenso wie die im Interview erwähnten Stücke, die Prince bisher nicht als Studioversionen aufgenommen hat. Glaubt man den Berichten von damals, zeigt sich die Gruppe bei ihrem ersten Gig von ihrer besten Seite und kann sämtliche Versprechen von ihrer ersten Platte einlösen. Am zweiten Abend schauen einige Mitarbeiter des Labels zu. Es sei beeindruckend gewesen, erinnert sich ein Herr namens Carl Scott in einem Interview, wie Prince buchstäblich über die Verstärker und das Equipment geklettert sei, und dabei trotzdem performt habe. Der junge Künstler erregt also Aufmerksamkeit — allerdings noch nicht genug.
Zu grün hinter den Ohren für eine Tour
Zwar zeigen sich Scott und die anderen Label-Verantwortlichen fasziniert von ihrem Nachwuchstalent. Doch sie sind auch der Meinung, dass Prince noch zu unerfahren ist, um gleich auf eine komplette US-Tour geschickt zu werden. Sie möchten erst ein wenig abwarten. Als Prince im Oktober nach seinem ersten Live-Gig seine zweite Platte Prince veröffentlicht, ist die Zeit für seine erste Konzertreise gekommen — auch wenn die USA seinen Sound zunächst nicht so recht verstehen. „Die Kritiker dachten, dass wir entspanntere Musik machen, wegen unserer Alben“, berichtet Prince. „Sie dachten wir sind schwul oder Freaks. Aber wir sind wild und frei. Wir haben keine Hemmungen.“ Heute steht der 2016 verstorbene Prince dank seiner einzigartigen Performances in jedem Musikgeschichtsbuch. Angefangen hat alles am 5. Januar 1979.
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