Mit ihrem dritten Album The Battle Of Los Angeles zeigten sich Rage Against The Machine im Jahr 1999 noch einmal von ihrer besten Seite: laut, groovy, rebellisch – aber auch im Mainstream angekommen. Was die Band damals wohl noch nicht wusste: Die Platte sollte ihre letzte mit eigener Musik bleiben.
Ein Release nach dem anderen!
Die Neunziger waren für Rage Against The Machine das Jahrzehnt. 1992 veröffentlichten die Kalifornier ihr gleichnamiges Debüt; 1996 legte die Band um den energiegeladenen Frontmann Zack de la Rocha ihre zweite Platte Evil Empire nach. Hits wie Killing In The Name, Bombtrack und Bulls On Parade zündeten bei einer ganzen Generation. Einige Jahre später, und zwar 1999, brachten Rage Against The Machine ihr drittes Album The Battle Of Los Angeles raus. Damit schuf die Gruppe erneut Songs für die Ewigkeit und sicherte sich endgültig einen Platz in den Musikgeschichtsbüchern. Doch wie wurde Guerilla Radio zum erfolgreichsten Song der Platte? Und was hat es mit dem chaotischen Videodreh zu Sleep Now In The Fire auf sich? Unternehmen wir eine kleine Zeitreise.
The Battle Of Los Angeles: Rage Against The Machines letzte eigene Platte
Herbst, 1998. Genau wie für ihre zweite Platte Evil Empire, tun sich Rage Against The Machine für The Battle Of Los Angeles mit Produzent Brendan O’Brien zusammen. Der hat Ende der Neunziger bereits jede Menge Erfahrung auf dem Buckel und darf Bands wie die Stone Temple Pilots und Pearl Jam zu seinen Kund:innen zählen. „Das Album klingt immer noch wie Rage Against The Machine“, erklärt Schlagzeuger Brad Wilk 1999 in einem Interview. „Aber wir haben uns auch weiterentwickelt und es gibt mehr Abzweigungen.“ Gitarrist Tom Morello beschreibt die Platte so:
„Auf diesem Album zeigen wir die wütendste Wut des besten Punkrocks und deepsten Funk des besten Hip-Hops — gemischt mit dem unverfrorenen Rock, den wir bringen, wenn wir in Hochform sind.“
Ein Musterbeispiel für den rohen und doch geordneten, rebellischen und doch poppigen Sound von Rage Against The Machine gegen Ende der Neunziger ist der Über-Song Guerilla Radio. Das sieht wohl auch die Band selbst so, denn sie veröffentlicht den Track am 12. Oktober 1999 als ersten Vorboten auf ihre dritte Platte The Battle Of Los Angeles. Danach entwickelt die Nummer ein Eigenleben. So gewinnen Rage Against The Machine für Guerilla Radio zum Beispiel einen Grammy für die „Beste Hardrock-Performance“. Auch darüber hinaus entwickelt sich der Song zum Hit einer ganzen Generation, was nicht zuletzt daran liegt, dass er prominent im Soundtrack des erfolgreichen Videospiels Tony Hawk’s Pro Skater 2 (2000) zu hören ist.
Ein chaotischer Videodreh an der Wall Street
Einen weiteren Erfolg landen Rage Against The Machine mit Sleep Now In The Fire. Das ikonische Gitarrenriff zu dem Song trägt Tom Morello vorher jahrelang auf einer kleinen Kassette mit sich herum. Besonders bemerkenswert ist aber das Musikvideo, das Skandal-Regisseur Michael Moore illegalerweise direkt vor der New Yorker Börse dreht. Den Musikern gibt er nur einen Arbeitsauftrag: „Egal, was passiert: Hört nicht auf, zu spielen!“ Tatsächlich rücken Hunderte von Besucher:innen an, die Polizei schwärmt aus und die Börse muss unverhofft ihre Pforten schließen. Gitarrist Tom Morello und einige Fans versuchen noch das Gebäude an der Wall Street zu stürmen, doch die schweren Anti-Krawall-Türen aus Titan machen den Protestler:innen einen Strich durch die Rechnung
Für ihr drittes Album The Battle Of Los Angeles kassieren Rage Against The Machine doppeltes Platin, dürfen sich über viel Lob von der Presse freuen und drängen Mariah Carey mit ihrem neuen Album Rainbow (1999) auf Platz zwei der US-amerikanischen Albumcharts ab. Trotzdem läutet die erfolgreiche Dritte der Kalifornier das Ende von Rage Against The Machine ein. Im Bandgefüge kriselt es, die Musiker streiten sich wegen jeder Kleinigkeit und Sänger Zack de la Rocha ist der erste, der seinen Hut nimmt. Am 5. Dezember 2000 erscheint das Cover-Album Renegades, das die Band noch gemeinsam fertigbekommen hat. Doch Rage Against The Machine gehen am Veröffentlichungstag bereits getrennte Wege — bis zu ihrer Reunion im Jahr 2007.