Von Cher bis KISS: Die längsten Abschiedstourneen

Früher, als wir alle noch nicht so abgebrüht waren, war das Wort Abschiedstournee noch eine große Sache. Schließlich verabschiedeten sich unsere Lieblingskünstler von der Bühne. Ozzy verkündete in den 1990er-Jahren No More Tours, und wir pilgerten hin, um den Prince of Darkness noch einmal zu sehen. Wir verabschiedeten uns von Mötley Crüe, die uns per Vertrag versicherten, nie wieder zurückzukommen (diese Schlawiner). Abschiedstourneen — das wirkt mittlerweile oft wie ein PR-Gag, um nochmal ordentlich Tickets zu verkaufen. Aber wollen wir mal nicht so zynisch sein — und uns heute mal einem anderen Aspekt von Abschiedstourneen widmen. Nämlich deren Länge.  Denn oft kann so ein Bühnenabschied ganz schön lange dauern: Farewell-Tourneen erstrecken sich über mehrere Jahre, wollen offenbar gar nicht mehr aufhören. Klar, in den letzten Jahren hatte da die Corona-Pandemie großen Einfluss darauf, dass so manche Tour verschoben und verschoben und somit auch in die Länge gezogen wurde. So oder so wollen wir mal einen Blick darauf werfen, welche Abschiedstourneen zu den längsten gehören.

von Markus Brandstetter

Elton John: Farewell Yellow Brick Road Tour (seit 2018)

2018 begann Elton John mit seiner Abschiedstournee, die den Namen Farewell Yellow Brick Road trägt. 2021 hätte eigentlich Schluss sein sollen, aber aus den drei geplanten Jahren wurde nichts — denn Corona kam dazwischen. Konzerte mussten verschoben werden. Nun soll am 8. Juli 2023 Schluss sein. Demnach soll das letzte Konzert des britischen, tourmüde gewordenen Songschreibers, in der schwedischen Hauptstadt Stockholm stattfinden. Somit würde sich Elton Johns Abschied über fünf Jahre erstreckt haben.

Cher: Living Proof: The Farewell Tour (2002-2005)

Wenn schon Abschied, dann richtig: 2002 begab sich Cher „noch einmal“ auf Tour. Dass es drei Jahre und 325 Shows in den USA, Europa und Ozeanien (allesamt höchst erfolgreich) werden sollten, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Gelohnt hat sich’s allemal: Die Einnahmen beliefen sich 250 Millionen Euro. Ihre letzte Tour war es dennoch nicht.

KISS: End of the Road Tour (seit 2019)

Auch schon sehr lange zieht sich der Bühnenabschied von KISS hin. Seit 2019 feiern Gene Simmons, Paul Stanley & Co. sehr lukrativ Abschied. Am 2. Dezember 2023 soll tatsächlich Schluss sein — mit einer finalen Show im New Yorker Madison Square Garden, wie Paul Stanley gegenüber Radiolegende Howard Stern erklärte. Ob’s tatsächlich so kommt, bleibt abzuwarten!

Scorpions: Final Sting Tour (2010-2013)

Ganze drei Jahre verabschiedeten sich die Scorpions mit der Final Sting Tour von ihren Fans. 200 Konzerte umfasste die Tournee. Wie es nach dem Lebewohl weiterging: Die Scorpions sind immer noch (okay, schon wieder) auf Tour, allerdings nicht mehr auf Abschiedstournee.

Kenny Rogers (2015-2017)

Zwei Jahre lang dauerte auch der Bühnenabschied von Country-Ikone Kenny Rogers — und sie hätte sie eigentlich sogar noch länger dauern sollen. Rogers verkündete 2015, sich um seine Familie kümmern zu wollen und eine finale Tournee zu absolvieren. Am 25. Oktober 2017 spielte Rogers seine letzte Show in der Bridgestone Arena in Nashville. Mit dabei: Stars wie Dolly Parton, Kris Kristofferson oder Lionel Richie. Rogers wollte die Tournee sogar noch um mindestens ein Jahr verlängern. Dazu sollte es aber leider nicht mehr kommen, Rogers musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. 2020 starb er.

Mötley Crüe: The Farewell Tour (Ehrenplatz)

Gut, die Farewell Tour von Mötley Crüe gehört nicht zu den längsten – soll hier aber einen Ehrenplatz erhalten. 158 Mal verabschiedeten sich Tommy Lee, Vince Neil, Nikki Sixx und Mick Mars von ihren Fans — ein Jahr ging das Ganze. Danach unterschrieben sie ein „Cessation Agreement“, in dem sie sich vertraglich verpflichteten, nie wieder zu touren. Wie die Sache ausging, wissen wir ja. Aber das ist eine andere Geschichte.