Bevor Pink zur rebellischen Pop-Rock-Ikone wurde, sang sie in einem R&B-Trio. Schon damals war klar: Diese Stimme ist zu Größerem bestimmt. Mit ihrem Solodebüt Can’t Take Me Home fährt sie erste Erfolge ein – doch die Platte ist nur der Beginn einer jahrzehntelangen Karriere, die bis heute andauert.
Mitte der Neunziger sieht es gut aus für Alecia Beth Moore-Hart, besser bekannt als Pink. Mit ihrem Girlgroup-Trio Choice hat sie gerade einen Plattenvertrag ergattert; wenig später erscheint das Debüt der Band. So richtig erfolgreich ist die Platte zwar noch nicht, doch immerhin: Key To My Heart, einer der Songs, schafft es unter anderem auf den Soundtrack des Films Kazaam (1996) – einem ziemlich misslungenen Geist-aus-der-Flasche-Streifen mit dem gar nicht mal so schlecht spielenden Basketball-Star Shaquille O’Neal (aber das nur am Rande). Plattenboss L.A. Reid erkennt das Potenzial der Gruppe – oder genauer gesagt: eines Drittels von Choice. Er sagt zu Pink: „Mach’ alleine weiter oder du kannst aufhören.“ Ans Aufhören denkt die Sängerin jedoch keinesfalls.
Pink macht allein weiter
1998 lösen sich Choice auf, und Pink unterschreibt einen Solovertrag. Schon bald beginnt sie mit den Arbeiten an ihrem ersten Soloalbum – gemeinsam mit namhaften Produzent:innen wie Kevin „She’kspere“ Briggs (Destiny’s Child, TLC), Babyface (Whitney Houston, TLC), Kandi Burruss (Destiny’s Child, TLC), Daryl Simmons (Whitney Houston, TLC) und Tricky (Britney Spears, Rihanna). Schon diese Liste lässt den Sound des Debüts erahnen: Die rockigen Elemente späterer Alben sucht man hier noch vergeblich. Stattdessen setzt das Debüt ganz auf tanzbaren Pop und R&B – eingängig, aber auch stark vom damaligen Mainstream geprägt. Pink ist bei sieben der insgesamt 13 Songs als Songwriterin beteiligt, was sich auch in der Themenwahl niederschlägt.
Da wäre zum Beispiel der Song There You Go, in dem es um Female Empowerment und die Unabhängigkeit von Frauen geht – Dinge, die damals auch Pink selbst beschäftigen, denn sie fühlt sich während der Produktion ihres ersten Albums in die R&B-Schublade gepresst und vermisst kreative Kontrolle. Tatsächlich wirkt Can’t Take Me Home streckenweise wie ein 08/15-Album aus den Neunzigern. Edgy Anklänge kommen durchaus vor, doch keiner der Songs auf der Platte haut wirklich um. Das sieht auch Pink selbst so: Von 2001 bis 2013 spielt sie keines der Stücke von Can’t Take Me Home live. Eine Annäherung findet erst im Zuge ihrer The Truth About Love-Tour wieder statt. Immerhin: Ihr Debüt öffnet Pink endgültig die Tür zum Star-Dasein.
Der Beginn einer großen Karriere
Mit Can’t Take Me Home feiert Pink ihre ersten Erfolge. Sie erreicht Platz 26 der US-Albumcharts, Platz 13 der UK-Charts und Platz 85 in den deutschen Charts. Von ihren späteren Glanztaten ist sie zwar noch ein gutes Stück entfernt, doch es wird deutlich: Der Schritt zur Solokarriere war goldrichtig. Im Sommer 2000 begleitet sie die Boygroup NSYNC auf deren No Strings Attached-Tour – eine ideale Gelegenheit, sich dem US-Publikum zu präsentieren. Songs wie der Debüt-Opener Split Personality, in dem es um mentale Gesundheit geht, begeistern das Publikum und Pink ersingt sich einen Platz auf der großen Bühne. Doch das ist noch lange nicht das Ende. Mit ihrem nächsten Album gelingt der Sängerin der große Durchbruch – und wie.
Als Pink mit der Arbeit an ihrer zweiten Platte Missundaztood beginnt, möchte sie einiges anders machen. Sie verabschiedet sich vom R&B-Sound ihres Debüts und setzt stattdessen auf Pop-Rock, der damals aufkeimt und die Jahrtausendwende mit einer neuen Rock-Begeisterung einläutet. Singles wie Get The Party Started, Don’t Let Me Get Me und Just Like A Pill erobern die Musikwelt und Pinks Karriere nimmt so richtig Fahrt auf. Sechs Jahre sind vergangen, seit die Sängerin ihren ersten Plattenvertrag mit Choice unterschrieben hat. Drei Jahre, seit dem Start ihrer Solokarriere. Gut, dass Aufhören damals keine Option war, denn nun kann sie sich endlich kreativ austoben und ihren eigenen Stil prägen. Das zahlt sich bis heute aus.