Landmvrks haben sich aus dem Stand an die Spitze der französischen Metalcore-Bewegung gespielt. Mit ihrem neuen Album The Darkest Place I’ve Ever Been gelingt ihnen ein weiterer großer Satz, der Grenzen sprengt. Das zeigt auch die furiose Sommerfestival-Saison, die die Band derzeit spielt. Wir haben uns von ihnen auf den neuesten Stand bringen lassen.
Egal ob Hurricane, Southside oder Summer Breeze: Am Namen Landmvrks kommt man in den Line-Ups der Sommerfestivals derzeit nicht vorbei. Es hat sich mittlerweile eben weltweit herumgesprochen, was passiert, wenn die Band aus Marseille auf eine Bühne gelassen wird: Metalcore-Wucht pur, gepaart mit Emotion, Melodie und explosiver Spielfreude.
So entwickelt man Metalcore weiter
Das hat sie in kürzester Zeit weit gebracht: Schon ihr Debüt schlägt in Frankreich massiv ein und verpasst ihnen vom Fleck weg einen Auftritt beim legendären Hellfest. Der Rest Europas folgt rasch, selbst bis zur ersten USA-Tournee dauert es sagenhaft kurz. Ende April erscheint mit The Darkest Place I’ve Ever Been gerade mal ihr drittes Album – und übertrifft alle Erwartungen. Das aber nicht etwa, weil Landmvrks ihre Formel gefunden haben und wiederholen. Sondern weil ihre Formel ist, keine Formel zu haben. Brachiale Riffs und Breakdowns, Geschrei und variabler Gesang, aber auch Anklänge an Alternative Rock und Rap… so entwickelt man ein Genre weiter.
„In der Band hören wir so viel unterschiedliche Musik“, meint Sänger und Gründer Florent Salfati. „Das wollen wir natürlich auch in unserem Sound zeigen. Nicht allen gefällt Hip-Hop, das ist uns schon klar, aber allgemein haben wir gemerkt, dass die Metalcore-Fans heutzutage viel offener sind als das noch vor zehn Jahren der Fall war. Und das finde ich großartig.“ Gitarrist Paul Cordebard pflichtet dem Sänger bei: „Bei uns passiert so viel, dass sich das Songwriting immer so anfühlt wie eine Achterbahnfahrt. Wir lassen uns einfach treiben“.
Furchtlos, visionär, eigenständig
Also kommt Metal, Rap und Rock ganz von selbst zusammen, ebenso die englische und die französische Sprache. Landmvrks stehen für Metalcore einer neuen Zeit – furchtlos, visionär, eigenständig. „Wir wissen schon, dass längst nicht jeder französisch versteht“, so Florent Salfati mit einem Grinsen. „Aber ich bin mir sicher, man fühlt dennoch, was wir rüberbringen wollen.“ Landmvrks verstehen sich als Band für alle, nicht als Gralshüter einer bestimmten Szene. Diese Offenheit liegt ihnen im Blut, erklärt aber gleichzeitig ihren Erfolg. Man würde merken, wenn dieser eklektische Mix nicht aus dem Herzen kommen würde.
„Musik hat doch immer schon die Kraft gehabt, uns neue Perspektiven aufzuzeigen, unseren Verstand zu erweitern“, sagt Paul Cordebard ganz richtig. Es gibt doch nichts Schöneres, als neue Musik zu entdecken, mit der man bislang keine Berührungspunkte hatte.“ Die Bandbreite von The Darkest Place I’ve Ever Been speist sich vielleicht auch aus den fragmentierten Songwriting-Sessions. „Weil wir praktisch konstant auf Tour waren, haben wir uns unterwegs ein mobiles Studio eingerichtet. Wir hatten immer wieder mal Sessions, und das an den wildesten Orten“, sagt Salfati. „An Tankstellen, auf einem endlos weiten Feld, aber auch zuhause in Marseille.“
„Wir sind an unsere Grenzen gegangen“
Erstmals verspüren Landmvrks auch gehörig Druck. Der Vorgänger Lost In The Waves ist ein ziemlicher Erfolg, in Deutschland knackt das Album sogar die Top 20. „Man muss aber klar sagen, dass wir uns den Druck selbst gemacht haben“, betont der Frontmann. „Wir wollten uns selbst überflügeln, wollten Landmvrks auf eine neue Stufe heben.“ Das haben sie getan. Und nebenbei einem ganzen Genre neue Impulse eingeimpft. „Ich bin regelrecht froh, dass wir uns diesmal so sehr ins Songwriting reinhängen mussten“, fährt er fort. „Es war zwischendrin ein richtiger Kampf, aber es hat sich nach dem richtigen Kampf angefühlt. Wir sind an unsere Grenzen gegangen und sogar darüber hinaus.“
Gilt auch für die sehr düstere Thematik des Albums. Ungefiltert setzen sich die Franzosen mit mentaler Gesundheit und psychischen Problemen auseinander, sezieren ihr Innenleben ohne Rücksicht auf Verluste. „Es ist düsterer geworden als wir anfangs dachten“, nickt Salfati. „Das kam aber irgendwie von selbst und wir alle spürten, dass es nötig war.“ Am Ende steht für Band und Hörer Katharsis. Und das ist eh das größte Geschenk, das uns reinigende Musik wie diese geben kann.