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Foto: Rachel Fleminger Hudson

Wolf Alice im Rausch ihrer größten Hits

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Fliegende BHs, kreischende Gitarren, Sirenen und eine glockenhaftens Kichern – so war das intime Clubkonzert von Wolf Alice. 

In einem schillernden käfergrünen Body stürmt Ellis Rowsell mit ihrer Bande (Gitarrist Joff Oddie, Bassist Theo Ellis und Schlagzeuger Joel Amey) am 16. Juni auf die Bühne. In jedem Schritt steckt Freude und Energie. Formidable Cool eröffnet die Nacht und wird augenblicklich zum Motto für alles, was an diesem Abend passieren wird. Gerade erst haben Wolf Alice ihr Album The Clearing für den 29. August angekündigt, die große Headline-Tour folgt im Herbst. Doch die Liebe dieser Band für kleine Clubbühnen hat sie schon jetzt für einige Konzerte in kleinere Läden wie das Berliner Schwuz verschlagen. In besonderen Veranstaltungsorten voller Historie und Seele hat alles angefangen und an genau diese Orte scheint es Wolf Alice auch immer wieder zurückzuziehen. Denn obwohl die großen Produktionen und die fantastischen Shows in Hallen und Arenen ihren Flair haben, so haben die kleineren Venues doch auch eine ganz eigene zauberhafte Energie.


Das Publikum von Wolf Alice hat sich über die Jahre verändert, vor allem seit sie als Supportact für Harry Styles noch einmal andere Zielgruppen für sich begeistern konnten – und doch bleibt es wunderbar durchmischt. Fast repräsentativ für die diversen Zuschauer:innen konnten Wolf Alice selbst ihren Stil nie richtig beschreiben oder in ein paar Worten zusammenfassen. So hat in dieser Montagnacht auch Jede:r eine andere Wolf-Alice-Phase oder einen anderen Sound, der ihm:ihr besonders am Herzen liegt. 

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Ein Abend voller Diamanten

Die Setlist ist extrem vielseitig, im Vordergrund stehen aber ganz klar die Hits der letzten Alben. Als wolle man eben diese noch einmal auf ein Podest heben, haben Wolf Alice ihre liebsten Titel mitgebracht und geben jedem Album ein kleines Spotlight, bevor es im Herbst vor allem um die neuen Songs des kommenden Album gehen wird. Das Publikum zelebriert diese kleinen Diamanten von Bros, über Silk bis hin zum lauten, opulenten Smile. Selbst bei der neuesten Single Bloom Baby Bloom ist man textsicher, hat zumindest versucht, den recht komplexen Takt unter Anleitung von Theo und Joff mitzuklatschen. Strahlende Gesichter schreien sich gemeinsam die Kehlen heiser und ständig gibt es kleine Interaktionen zwischen den Fans, die gemeinsam in diesem Raum ihren Idolen ganz nah kommen können.

Ein roter Faden trotz vielfältigem Sound

Obwohl Wolf Alice sich musikalisch kaum Grenzen setzt und ihre Einflüsse eine ganze Bandbreite an Genres abdecken, hat der Abend einen roten Faden und eine harmonische Setlist. Die szenischen Titel aus Blue Weekend knüpfen perfekt an Formidable Cool an und säumen dann die ersten Einblicke in das kommende neue Album. Lässig von einem Barhocker schmettert Ellie Rowsell zum Beispiel den bisher unveröffentlichten Song The Sofa, der es auch schon auf das Set vom Primavera Festival geschafft hatte. Den aufgeladenen, stimmungsvollen Titel durchbricht dann eine Sirene, die von Gitarrenscheppern und Distortionpedals begleitet wird. Rowsell tauscht das Mikro für Yuk Foo gegen ein Megaphon ein – jedes Mal ein ganz besonderes Highlight.


Obwohl die Band sehr geschlossen auftreten, überstrahlt Ellie den Abend. Neben der Bühne eher in einer goofy Girl-Next-Door-Energie, verwandelt sie sich auf der Bühne in Die Schöne und Das Biest in Personalunion. Schon immer war sie eine Stimmgewalt, doch die letzten Jahre scheinen ihr neue Selbstsicherheit im Umgang mit dieser gegeben zu haben. Während sie in den ersten Jahren auf der Bühne immer wieder zwischen Säuseln, Hauchen, Schmettern und Shouten wechselte, blieb sie bei früheren Konzerten trotzdem immer nah an den Studioaufnahmen. Jetzt, auf der Bühne des Schwuz aber, hält sie nichts zurück und ist das energetische Zentrum. Song für Song überbietet sie ihre eigene Performance und wird vom Publikum sogleich mit Blumen (Bloom Baby Bloom eben) und sogar mit einem BH belohnt, den sie dankbar annimmt und sich damit schreiend auf den Hintern schlägt. 

Freundschaft, Freundschaft, Freundschaft

Während Rowsell besonders strahlt, gibt sie trotzdem auch der Band immer wieder Raum. Und obwohl der Abend laut und voller Kraft ist, ist vielleicht der schönste Moment des Sets, als sie die Zugabe Don’t Delete The Kisses singt. Denn für Fans der ersten Stunde hat sich hier eine Lieblingszeile eingeschlichen und das ganze Schwuz legt die gesammelte Passion in die Worte „That You Rock My World“, was Ellie und Theo ein wunderbares Lachen entlockt, das die Freund:innen dort oben mit den Freund:innen dort unten verbindet.

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