Zeitsprung: Am 3.8.1987 brillieren Def Leppard mit “Hysteria” – von Verzweiflung bis Triumph.
popkultur03.08.21
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 3.8.1987.
von Christof Leim
Mit Hysteria schießen Def Leppard 1987 durch die Stratosphäre. Um so weit zu kommen, überstehen sie Erschöpfungszustände, manische Detail-Besessenheit und sogar den Verlust eines Armes. Doch irgendwie kommen dabei unfassbar gute Pop-Rock-Songs raus…
Hier könnt ihr in Hysteria reinhören:
Blicken wir zurück: Mit Pyromania konnten die Briten 1983 den amerikanischen Markt knacken, jetzt soll der Nachfolger endgültig den Sack zumachen für die Rock’n’Roll-Weltherrschaft. Doch Megaproduzent Robert „Mutt“ Lange muss wegen Erschöpfung die Arbeiten abbrechen, mit Jim Steinman als Nachfolger, der rechten Hand von Meat Loaf, klappt es nicht, und den Versuch, das Album selbst zu produzieren, setzt die Band mit Schwung in den Sand. Und dann kommt es ganz dick: An Silvester 1984 verliert Drummer Rick Allen bei einem Autounfall seinen linken Arm. Seine Karriere scheint beendet, der Schwung für das neue Album verloren.
Durchhaltevermögen
Im Rückblick klingt es unglaublich, aber Allen gibt nicht auf. Er lässt sich ein elektronisches Drumkit bauen, bei dem er die Snare-Drum statt mit dem linken Arm mit einem Fuß bedient. Deshalb muss der Mann komplett neu spielen lernen – und seine Band wartet auf ihn. Mutt Lange kehrt schließlich zurück, es kann also weitergehen. Dass Lange dann ebenfalls wegen eines Autounfalls ausfällt und Sänger Joe Elliott wegen Mumps (ja, Mumps, die Kinderkrankheit!) pausieren muss, fällt da fasst nicht mehr ins Gewicht.
Def Leppard live: Steve Clark, Rick Savage, Phil CollenDoch jetzt wollen Def Leppard es wissen: Lange fasst den Plan, die Platte anzugehen wie Thriller von Michael Jackson. Das bedeutet: Jede Nummer soll eine potenzielle Hitsingle sein, und so werden die Songs auch geschrieben. Monate über Monate legen Band und Produzent eine unfassbare Detailtreue an den Tag und produzieren eine clevere Gitarrenorchestrierung, dutzendfache Chöre und natürlich Mega-Hooklines. Joe Elliott sagt später sehr selbstbewusst, aber eben auch nicht ganz falsch: „Unsere Bridges waren besser als die Refrains von anderen Bands.“ Mit den Heavy Metal-Ursprüngen der Truppe hat das neue Material nicht mehr viel zu tun, Hysteria ist ein Hochglanz-Rock-Album mit einem gewaltigen Pop-Appeal, bei dem auch technisch neue Wege beschritten werden. Alleine der Mix dauert drei Monate.
Sieben von zwölf sind Singles
Und dann knallt es: Hysteria erscheint am 3. August 1987, sieben (!) der zwölf Songs werden als Singles ausgekoppelt, und alle werden zu Hits. Wer auf melodische Rockmusik steht, kennt sie: Animal, Women, Pour Some Sugar On Me, Hysteria, Armageddon It, Love Bites und Rocket. Und auch der Rest kann sich hören lassen.
Die Scheibe erreicht Platz eins sowohl in England als auch in den USA und verkauft sich über 25 Millionen Mal. Das trifft sich gut, denn irgendwer hat später mal ausgerechnet, dass das Ding alleine fünf Millionen mal über den Tresen gehen musste, um die Kosten wieder einzuspielen…
Def Leppard erreichen mit Hysteria den Rock-Olymp, die Welt liegt ihnen zu Füßen. Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Doch keine vier Jahre später stirbt Gitarrist Steve Clark an den Folgen seines Alkoholkonsums. Aber das ist eine andere Geschichte…
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