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Foto: K & K Ulf Kruger OHG/Redferns

Zeitsprung: Am 18.12.1962 beginnen die Beatles ihr finales Engagement im Star-Club – Sex, Drogen, Pilzköpfe in Hamburg.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 18.12.1962.

Hamburger Jungs

John Lennon hat einmal gesagt: „Ich bin in Liverpool geboren, aber in Hamburg bin ich groß geworden.“ Denn in Hamburg lernen die Beatles spielen und sich auf einer Bühne zu bewegen, dort entwickelt sich die berühmte Pilzkopf-Frisur, dort wird eine Band aus den jungen Liverpoolern, anfangs noch ohne Ringo Starr, aber mit Bassist Stuart Sutcliffe und Drummer Pete Best. In der Hansestadt entsteht auch mit der Single My Bonnie die erste Veröffentlichung, die die Beatles letztendlich in Kontakt mit ihrem späteren Manager Brian Epstein bringt. Der Rest ist, wieder mal, Geschichte. Fünf Mal reisen die Musiker zwischen August 1960 und Dezember 1962 nach Hamburg. Der letzte Besuch beginnt am 18. Dezember 1962.

Hört euch hier die Songs an, die die Beatles damals im Star-Club gespielt haben:

Bei diesen Engagements tritt die Band etliche Wochen am Stück jeden Abend mehrmals auf, wie Lennon später berichtet: „Wir mussten stundenlang spielen. Jeder Song dauerte zwanzig Minuten und hatte zwanzig Soli. Davon sind wir besser geworden. Es gab auch niemanden, den wir nachmachen konnten. Wir haben einfach gespielt, was uns gefällt, und die Deutschen fanden es gut, solange es laut war.“ Um die endlosen Sets durchzustehen, gibt es Mittelchen wie Preludin und natürlich das gute alte Adrenalin. Denn aufregend ist die Zeit sicherlich, die britischen Jungspunde lassen es Krachen mit Mädels, deutschem Bier und viel Rock’n’Roll.

Die Beatles im Circle Store

Harrison ist noch minderjährig

Bis dahin hatten die Musiker ihre sexuellen Erfahrungen mit Mädels aus Liverpool gemacht, in der nächtlichen Szene auf dem Kiez allerdings bewegt sich eine ganz andere Klientel. „Freundinnen in Hamburg“, erklärte Paul McCartney einmal, „waren mit hoher Wahrscheinlichkeit Stripperinnen. Und die wussten offensichtlich ein, zwei Dinge über Sex… Das hat uns ziemlich die Augen geöffnet.“ George Harrison wird weggeschickt, als rauskommt, dass er noch 17 ist. Paul McCartney und Pete Best nächtigen in Polizeigewahrsam, nachdem sie in ihrer kargen Unterkunft ein Kondom (yep) anzünden, um ein bisschen Licht zu haben.

Ein verruchter Ort

Kein Wunder, dass die Familien der Beatles zunächst nicht begeistert von diesen Ausflügen waren. Lennon musste gegenüber seiner Tante Mimi Smith die Verdienstmöglichkeiten übertreiben, um ihren Segen zu erhalten. Hamburg „genießt“ damals den Ruf, einer der verruchtesten und kriminellsten Orte Europas zu sein, gilt auf der anderen Seite vor allem im Vergleich zu Liverpool als reiche Stadt. Oft wohnen die Beatles während dieser Zeit in äußerst kargen Appartements, etwa über einem Kino und in Riechweite irgendwelcher Toiletten. Im Dezember 1962, beim finalen Besuch, hat sich die Truppe glücklicherweise schon einen Ruf erspielt und kann nicht nur in größeren Clubs auftreten, sondern darf sogar in einem Hotel übernachten.

Gegen ihren Willen

Bei ihrem letzten Besuch spielen die Beatles ab dem 18. Dezember im Star-Club 13 Abende lang jeden Abend drei Stunden. Die finale Show wird aufgezeichnet und gegen der Willen der Musiker als The Star-Club Tapes veröffentlicht. Lust auf die Hamburger Szene haben sie laut Lennon im Dezember 1962 schon keine mehr, müssen aber ihre Verträge erfüllen. Um die größte Pop-Band des 20. Jahrhunderts zu werden, darf man sich halt auch schon mal anstrengen. Man könnte sagen: Lehrjahre sind keine Popstarjahre. Aber es hat sich offensichtlich gelohnt…

Auf Solopfaden – und auf deinem Plattenteller?

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