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Foto: Daily Express/Getty Images

Zum Tod von Françoise Hardy: Ihre 10 schönsten Chansons

Das Mädchen und die Melancholie: Schon im Alter von 18 Jahren singt sich Françoise Hardy in die Herzen Frankreichs. Zu ihrem Tod erzählen wir ihr Leben in zehn ihrer schönsten Chansons nach.

von Björn Springorum

Schönheit und Schmerz lagen bei Françoise Hardy immer sehr nah beieinander. Die Liebe ging meistens nicht ohne Trauer, allgegenwärtig tanzte die Melancholie auf ihren Lippen. Jetzt ist Frankreichs große Sängerin im Alter von 80 Jahren gestorben. Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati nannte sie eine „Legende des französischen Chansons“, während der französische Premierminister Gabriel Attal sagte: „Für mich ist sie meine ganze Kindheit.“ Wir blicken in zehn ihrer Chansons auf eine außergewöhnliche musikalische Karriere zurück, die auch Mick Jagger und Bob Dylan begeisterte.

1. Tous les garçons et les filles (1962)

Mit 16 Jahren bekommt Françoise Hardy als Lohn für gute Noten eine Gitarre geschenkt. Sie schreibt schnell erste eigene Lieder, veröffentlicht im April 1962 – kurz vor ihrem Abitur – ihre erste Single Oh oh chéri. Berühmt macht sie die B-Seite: Tous les garçons et les filles, ein melancholisches Lied über ein Teenager auf der Suche nach der Liebe, wird gegen die Erwartungen ihres Labels zu ihrem großen Durchbruch, verkauft sich in kürzester Zeit über zwei Millionen Mal. Das Besondere: Der Chanson ist von ihr geschrieben und getextet. Und legt den Grundstein für eine große Karriere.

2. Les Temps De L’amour (1962)

Noch so ein unsterblicher Klassiker von ihrem Debüt: Natürlich erkennen Wes-Anderson-Fans sofort den schlurfenden Beat von Le Temps De L’amour erkennen, der eine der schönsten Szenen aus dem Film Moonrise Kingdom von 2012 untermalt. Beeindruckend, mit welch kalt-durchdringender Stimme die damals 18-Jährige vom Optimismus des Erwachsenwerdens erzählt. „Wir sagen uns, wenn wir 20 sind, sind wir die Könige der Welt“, singt sie.

3. Frag den Abendwind (1965)

In Deutschland kennt man Françoise Hardy ebenfalls sehr früh. Ab 1962 tritt sie mit Peter Kraus auf, singt immer wieder deutsche Lieder. Sie spricht sehr gut Deutsch, schreibt sogar eigene Songs in deutscher Sprache. Frag den Abendwind ist allerdings ein Werk des Österreichers Fred Gordoni. Und wird zum Top-Ten-Hit. Auch danach hört ihr Engagement im deutschsprachigen Raum nicht auf: Ab 1967 arbeitet sie mit Udo Jürgens, sogar ein Dokumentarfilm entsteht aus dieser Arbeit.

4. Comment te dire adieu (1968) 

It Hurts To Say Goodbye war ursprünglich als leicht düstere, Ballade gedacht und wurde erstmals 1966 von dem US-amerikanischen Trad-Pop-Star Margaret Whiting veröffentlicht, bevor Vera Lynn es im folgenden Jahr berühmt machte. Diese flottere, französischsprachige Version des Hits ist aber bei weitem die beste von allen. Die akzentuierenden Bläsermelodien und das satte Flirren der Disney-Streicher verleihen dem Song eine neue, bittersüße Qualität – bester Yé-yé-Pop zwischen Unbeschwertheit und Melancholie eben.

5. Einmal, wenn du gehst (1970) 

1970 veröffentlicht Françoise Hardy ihr letztes deutsches Album Träume. Es erscheint nur in Deutschland und gilt heute als wertvolles Sammlerstück. Einmal, wenn du gehst, eine Komposition von Udo Jürgens, ist ein sehnsüchtiger, bittersüßer Chanson über den Abschied – eines ihrer zentralen Themen.

6. La Question (1971) 

Irgendwann hat jeder Star mal die Schnauze voll vom Ruhm. Bei Hardy kommt das zu Beginn der Siebziger. Sie trennt sich von ihrem alten Label Disques Vogue, gründet ihre eigene Produktionsfirma und erfindet sich neu. Sie arbeitet mit Leonard Cohen oder Serge Gainsbourg, harmoniert aber besonders gut mit der brasilianischen Gitarristin Tuca. Mit der schreibt sie das Album La Question, ein schmerzhaft schönes Werk zwischen Bossa Nova, Chanson und Folk, das längst zum Kultklassiker avancierte.

7. Jazzy Retro Satanas (1980)

Jazzy Retro… was? Yep, in den späten Siebzigern schlägt Françoise Hardy experimentelle Pfade ein. Sie tut sich mit dem libanesisch-französischen Produzenten und Komponisten Gabriel Yared zusammen und nimmt zwei Platten mit ihm auf. Gin Tonic von 1980 ist ein verspieltes, leichtfüßiges Album zwischen Jazz und Bossa Nova, immer mit diesen amüsiert hochgezogenen Mundwinkeln, die auch Jazzy Retro Satanas auszeichnen.

8. To The End (La Comedie) (1995) 

Die Achtziger erweisen sich auch für die große Françoise Hardy als schwierige Zeit. Chanson und  Yé-yé will niemand mehr hören, schon in der Disco-Ära der Siebziger musste sie Federn lassen. Sie beschäftigt sich mit Astrologie, lebt zurückgezogen auf Korsika. Dann kommen die Brit-Pop-Götter Blur. Und holen sie 1995 mit der zweisprachigen Ballade To The End (La Comedie) aus der Versenkung. Damit folgt Damon Albarn in die Fußstapfen Mick Jaggers, der Hardy in den Sechzigern bekanntlich als „ideale Frau“ bezeichnete.

9. I’ll Be Seeing You (2000)

Eine Art Lee Hazelwood/Nancy Sinatra-Moment gibt es 2000 zwischen Iggy Pop und Françoise Hardy: Das Duett der beiden darf gut und gern als seltsames Highlight der Musikgeschichte gesehen werden. Iggys schroffe Töne und Hardys triefend cooler Vortrag vereinen sich auf I’ll Be Seeing You, ihrer verzerrt-tröpfelnden Version eines Klassikers aus den späten 1930er Jahren, ganz hervorragend.

10. Dors mon ange (2018)

2018 veröffentlicht Hardy ihr letztes Studioalbum Personne d’dautre. Unter vielen bemerkenswerten und berührenden Momenten sticht Dors mon ange hervor, ihre Interpretation des Songs Sleep der finnischen Band Poets Of The Fall. Ein würdiger, ein würdevoller Abschied von der großen Bühne.

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