Der beste Country ist verletzlich. Das beweist auch Wyatt Flores, dessen Songs aus seinen persönlichsten Gedanken entstehen. Wir haben uns mit dem Gen-Z-Künstler aus Stillwater, Oklahoma unterhalten – über seine Musik, über sein erstes Album Welcome To The Plains und über mentale Gesundheit.
Aufgewachsen in Stillwater, Oklahoma, kommt Wyatt Flores schon früh mit Country in Kontakt – genauer gesagt mit Red Dirt, einem regionalen Genre, benannt nach dem rötlichen Boden in der Gegend. Zu den bekannteren Vertreter:innen der Musikrichtung zählen The Great Divide, gegründet von zwei Freunden von Flores’ Vater. Sie nehmen den jungen Wyatt unter ihre Fittiche und bringen ihm viel über Countrymusik bei. Auch die Turnpike Troubadours aus Tahlequah, Oklahoma prägen seinen Sound – eine Band, die spätestens durch ihre Auftritte in der Erfolgsserie Yellowstone größere Bekanntheit erlangt hat. Im August 2022 veröffentlicht Wyatt Flores seine erste EP The Hutson Sessions; 2024 bringt er sein Debütalbum Welcome To The Plains raus – ein Schritt, der emotionale Spuren hinterlässt.
Wyatt Flores: Vom Tagebuch-Eintrag zum Country-Song
Bereits zu Beginn der Arbeit an Welcome To The Plains zweifelt Wyatt Flores an sich und seinem Können. „Ich habe nicht an mich geglaubt“, erzählt er im Interview mit The Circle. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich schon bereit dafür bin.“ Er habe während der Arbeit an der Platte herausgefunden, dass er ein Perfektionist sei, aber nicht auf die gute Art. „Manche Strophen habe ich zwölf Mal umgeschrieben, als würde ich ein Pferd treten, das bereits tot ist“, erklärt Flores. „Danach hatte ich eine Art Burnout und habe nichts mehr geschrieben.“ Der junge Musiker überschreitet seine Grenzen und muss erst wieder Kraft sammeln. Er arbeitet an sich – mit Erfolg. „Nun komme ich endlich wieder dahin, dass ich schreibe“, freut er sich. Aber wie genau lautet Wyatt Flores’ Plan nach der erschöpfenden Arbeit am Debüt?
„Durch das Tagebuchschreiben werde ich Gedanken los, die mich zu sehr beschäftigen.“
„Ich möchte wieder der Alte werden, der nicht geglaubt hätte, dass alles, was gerade passiert, möglich ist“, erklärt Wyatt Flores. „Früher habe ich nur geschrieben, um zu schreiben. Das möchte ich wieder erreichen, ohne die ganzen Variablen drumherum.“ Es sei sinnvoller, Songs als Momentaufnahme zu betrachten, ähnlich wie ein Polaroid-Foto. Ein besonders erfolgreiches Beispiel dafür ist sein bis dato größter Hit Please Don’t Go, den er für seine Freundin komponiert hat, aus Sorge, sie könne sich das Leben nehmen. Ein tiefer Blick in Flores’ Gefühlswelt. Deshalb gehört sein Tagebuch heute zu den wichtigsten Hilfsmitteln des jungen Musikers. „Durch das Tagebuchschreiben werde ich Gedanken los, die mich zu sehr beschäftigen.“, erklärt er. „Wenn ich mich nun also hinsetze, um Songs zu schreiben, wirkt alles viel klarer.“
Im Gespräch: Für Wyatt Flores sind Songs keine Einbahnstraße
Manchmal steht sein Perfektionismus ihm auch heute noch im Weg. „Es kann immer noch ein kleiner Kampf sein“, ergänzt Wyatt Flores. Wenn man in der Karriere einen gewissen Punkt erreicht habe, sei es schwierig, nicht überkritisch an die eigene Musik zu gehen und man frage sich, ob diese oder jene Idee gut genug sei. Inhaltlich geht er die Dinge inzwischen aber so an, wie es ihm am besten gefällt. „Meine Songs sind eher wie Briefe“, erklärt Flores. „Zum Beispiel bei Only Thing Is Missing Is You. Dieses Stück wirkt wie eine Konversation und das ist das, was ich will. Ich möchte, dass mein Publikum denkt, dass ich mit ihm spreche und nicht einfach irgendwelche Dinge erzähle.“ Wyatt Flores lernt gerade früh, was ihn glücklich macht – und das ist doch der beste Nährboden für eine lange Karriere als Country-Star.
„Meine Songs sind eher wie Briefe.“