David Bowies letztes und tragischerweise posthum erschienenes Album Blackstar setzte sich vor einem Jahr sofort an die Spitze der britischen Midweek Charts und sein außergewöhnlicher Katalog dominierte weltweit sowohl physisch, als auch im Download- und Streamingbereich die Verkäufe. Vor diesem Hintergrund erinnern wir uns mit einem Lächeln an eine unvergessliche Begegnung mit diesem bemerkenswerten Menschen.
uDiscover-Autor Paul Sexton führte im Herbst 2003, kurz nach der Veröffentlichung des Albums Reality, in Paris ein Interview mit Bowie. Am Abend zuvor hatte der Journalist Bowies fantastischen Auftritt vor 18.000 Fans im Palais Omnisport de Paris-Bercy erlebt. Das Konzert war Teil der A Reality-Tour, die auch seine letzte sein sollte.
In der Arena präsentierten Bowie und seine herausragende Band Songs vom neuen Album, darunter z.B. New Killer Star, Fall Dogs Bomb The Moon und Bring Me The Disco King sowie einige Klassiker. Den Höhepunkt des Abends bildeten Changes, Let's Dance, Suffragette City und Ziggy Stardust.
Während des Interviews war Bowie überaus entspannt, gesprächig und witzig. Sexton erwähnte, dass Bowie auf der Bühne in Hochstimmung gewesen zu sein schien. “Ja, das stimmt wirklich”, bestätigte er. “Über die letzten Jahre habe ich meine Einstellung zu Liveauftritten geändert. Ich sehe sie jetzt anders. Auch was ihre Bedeutung angeht … es ist alles gar nicht so wahnsinnig wichtig”, erklärte er mit einem schallenden Lachen.
“Wenn man das Große und Ganze betrachtet, dann geht es doch nur darum, dass man auf die Bühne geht und singt. Eigentlich ist das nicht anders, als wenn man es in einem kleinen Club in der eigenen Nachbarschaft tut, nur eben größer. Es ist einfach nur größer, aber das ist der einzige Unterschied. Es dient genau dem gleichen Zweck: Alle sind da, um Spaß zu haben. Meine Band teilt diese Einstellung und so haben wir das gemeinsam für eine recht lange Zeit durchgezogen.”
Die alten Solosongs, die Prunkstücke der Konzerte, scheinen jetzt eher Bandsongs zu sein, bemerkte der Interviewer. “Das sage ich nicht so gerne, denn jedesmal wenn ich sage, ich bin in einer Band, werde ich ausgelacht”, amüsierte sich Bowie, “aber wir sehen uns als Band. Ich weiß, ich stehe vorne dran, aber die Stimmung ist toll; kameradschaftlich könnte man vielleicht sagen.
“Ich mag es nicht, wenn ich irgendwo abgekapselt werde, das ist kein gutes Gefühl. Ich will da sein, wo alle anderen sind, wo die Action ist, das war schon immer so. Bei den Spiders ging es mir schon so und auch mit Tin Machine. Ich weiß, ich bin ein Solokünstler, aber es gibt ein paar Dinge daran, die mir nicht besonders gefallen und das ist zum Beispiel, wenn man von den anderen getrennt wird.”
Bowie sprach auch darüber, dass er bei seinen Konzerten sehr gerne viel neues, bzw. weniger bekanntes Material spielte: “Ich liebe meine alten Songs, aber ich möchte nicht darauf reduziert werden, nur diese live zu spielen”, sagte er. “Ich spiele vielleicht acht richtig bekannte Songs über den Abend verteilt, aber mir ist vollkommen klar, dass nur ein Drittel des Publikums mit dem Rest vertraut sein dürfte und ein anderes Drittel kennt wieder andere Songs. Das liegt an der Komplexität meines Katalogs. Dadurch kommen extrem unterschiedliche Leute.
“Aber ich bestehe darauf, dass sich alle das aktuelle Material anhören”, lacht er wieder. “Ich weiß, das ist ziemlich egoistisch.” Wie immer strebte Bowie nach neuen Herausforderungen.