Während seiner jahrzehntelange Karriere hat Tom Petty mehr großartige Songs komponiert, als man in einem einzigen Text würdigen kann. Diese zehn gefallen uns besonders gut.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch einige der besten Songs von Tom Petty anhören:
1. Tom Petty And The Heartbreakers - American Girl (1977)
Als Tom Petty und seine Heartbreakers den Song American Girl auf ihrem Debütalbum veröffentlichen, landen sie damit zunächst nicht den riesigen Erfolg. Doch über die Jahre entwickelt sich das Stück zu einem Klassiker — nicht nur in Pettys Diskografie, sondern auch in der Geschichte der Rockmusik. „She could hear the cars roll by / Out on 441 like waves crashin’ on the beach“, singt Petty in der Nummer. In Conversations With Tom Petty verrät er, wie er auf diesen Text gekommen ist: „Ich habe damals in einem Apartment direkt am Freeway gewohnt. Da sind Autos gefahren. Das war in Encino, in der Nähe von Leon Russells Haus. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte, dass die Autos wie der Ozean klingen. Das war mein Ozean. Mein Malibu. Ich habe die Wellen brechen gehört, aber es waren nur die Autos, die vorbeifuhren. Ich denke, dass das die Inspiration für den Text war.“
2. Tom Petty And The Heartbreakers - Refugee (1980)
Bei Refugee handelt es sich um die zweite Single vom dritten Album von Tom Petty And The Heartbreakers. Damn The Torpedoes heißt die Platte und den Durchbruch hat Petty zu jener Zeit längst hinter sich. Mit der Auskopplung Refugee knüpft er nahtlos an seine Erfolge an. Komponiert hat Petty das Stück mit seinem langjährigen Heartbreakers-Weggefährten Mike Campbell, der die Aufnahmesessions in einem Interview von 2003 als ziemlich anstrengend beschreibt: „Das war eine 4-Spur-Aufnahme, die ich bei mir zuhause gemacht habe. Er [Tom Petty] hat den Text über die Musik geschrieben, so wie sie war, ohne Änderungen, aber es hat ewig gedauert, bis wir den Track tatsächlich aufgenommen hatten. Wir hatten einfach Schwierigkeiten, das richtige Feeling hinzubekommen. Wir haben das Ganze bestimmt 100 Mal aufgenommen. Eines Tages war ich so frustriert – ich glaube, das ist das einzige Mal, das sowas getan habe – dass ich einfach das Studio verlassen habe und für zwei Tage aus der Stadt gefahren bin. Ich konnte den Druck einfach nicht mehr aushalten. Aber dann bin ich zurückgekommen, und nachdem wir uns wieder zusammengerauft hatten, haben wir den Song fertiggestellt.“
3. Traveling Wilburys - End Of The Line (1988)
Im Oktober 1988 veröffentlicht Tom Petty sein erstes Album mit den Traveling Wilburys, zu denen außer ihm noch George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison und Bob Dylan gehören. Auf der Platte befindet sich unter anderem der Song End Of The Line, dessen Strophen Tom Petty im Alleingang singt. Wodurch sich die Traveling Wilburys von vielen anderen Supergroups unterscheiden: Sie sind wirklich super. Das äußert sich auch in dieser Nummer, die zweifellos zu den besten Songs gehört, an denen Petty mitgearbeitet hat.
4. Tom Petty - Free Fallin’ (1989)
Für sein Debüt-Soloalbum Full Moon Fever (1989) verzichtete Tom Petty zum ersten Mal auf seine Heartbreakers. Zumindest fast. So erscheint das Album zwar offiziell nur unter seinem Namen — doch im Hintergrund spannt Petty dann doch wieder fast all seine Bandkollegen ein. Bei der Veröffentlichung kommt es zu einer Verzögerung, weil die Plattenfirma gerade erst das erste Album der Traveling Wilburys rausgebracht hat und noch warten möchte. „Also habe ich weitere Songs geschrieben und mir vorgenommen, alles fertigzustellen und zu veröffentlichen, wenn die Wilburys durch sind“, erinnert sich Petty später in einem Interview. „Ich glaube, dass mein Album durch die zusätzliche Zeit besser geworden ist.“ Besonders sticht der Hit Free Fallin’ hervor, eine Art Ode an Kalifornien und seine Bewohner*innen. „Ich habe jeden Tag diese Autofahrt gehabt“, erzählt Petty in einem Interview mit Billboard von den Aufnahmesessions. „Das Studio lag im Valley und bin jeden Tag von Beverly Hills ins Valley und wieder zurückgefahren. Dabei bin ich immer am Ventura Boulevard vorbeigefahren und habe das Leben dort beobachtet. Und dann habe ich versucht, ein paar dieser Charaktere einzufangen.“
5. Tom Petty And The Heartbreakers - I Won’t Back Down (1989)
Das Stück I Won’t Back Down (ebenfalls von Full Moon Fever) nimmt Petty mit Ex-Beatle und Co-Traveling-Wilbury George Harrison auf. „Ich hatte an dem Tag eine schreckliche Erkältung“, erinnert sich Petty in einem Gespräch mit Mojo. „George ging in einen Laden, kaufte eine Ingwerwurzel, kochte sie und ließ mich meinen Kopf in den Topf stecken, damit der Ingwerdampf meine Nebenhöhlen freimachte. Dann bin ich ins Studio gerannt und wir haben die Aufnahme gemacht.“ Inhaltlich ist das Stück recht unverblümt und handelt davon, sich fremden Kräften zu widersetzen und „keinen Schritt zurück zu machen“. Nicht zuletzt deshalb kam dem Song nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine besondere Bedeutung zu.
6. Tom Petty And The Heartbreakers - Runnin’ Down A Dream (1989)
Auch der Song Runnin’ Down A Dream ist auf Full Moon Fever zu finden und nimmt Bezug auf Tom Pettys musikalische Herkunft. So singt er gleich zu Beginn: „It was a beautiful day, the sun beat down / I had the radio on, I was drivin’ / Trees flew by, me and Del were singin’ little Runaway / I was flyin’“. Mit „Del“ meint Petty den US-amerikanischen Liedermacher Del Shannon und mit „Runaway“ dessen gleichnamigen Song. Wegen der Botschaft in Runnin’ Down A Dream hört man das Stück immer wieder bei Sportveranstaltungen und -übertragungen, zum Beispiel bei den NBA Finals 2006 und 2008. Im Februar 2008 dürfen Tom Petty und seine Heartbreakers den Song im Rahmen der Super Bowl Halftime Show zum Besten geben.
7. Tom Petty And The Heartbreakers - Learning To Fly (1991)
Mit Learning To Fly veröffentlichen Tom Petty And The Heartbreakers am 17. Juni 1991 einen Vorgeschmack auf ihr achtes Album Into The Great Wide Open, das am 2. Juli erscheint. Wir lehnen uns wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir behaupten, dass es sich bei dieser Nummer um einen von Pettys größten Erfolgen handelt. Kein Wunder: Nicht nur, dass der Song in musikalischer Hinsicht ein echter Radio-Hit ist. Nein, auch der Text bietet viele Anknüpfungspunkte und es lässt sich beinahe jede Lebenssituation in die Lyrics hineininterpretieren.
8. Tom Petty And The Heartbreakers - Mary Jane’s Last Dance (1993)
In dieser Nummer zeigt sich Tom Petty mindestens zweideutig. So handelt es sich bei Mary Jane zwar einerseits um einen gewöhnlichen Namen. Andererseits steht die Kombination auch für die Droge Marihuana. Heartbreakers-Gitarrist Mike Campbell erklärt dazu im Interview mit songfacts.com: „In den Strophen geht es um ein Mädchen aus Indiana in einer Indiana-Nacht, aber beim Refrain hatte er [Tom Petty] die Geistesgegenwart, dem Ganzen eine tiefere Bedeutung zu geben. Meiner Meinung nach kann man den Song so interpretieren, wie man möchte. Viele Leute denken, dass es sich um eine Anspielung auf Drogen handelt, und wenn man das so möchte, kann das sein, aber es könnte auch einfach ein Liebeslied zum Abschied sein.“ Petty selbst gab im Gespräch mit performingsongwriter.com Folgendes zu Protokoll: „Ich glaube nicht, dass ich den Song über Gras geschrieben habe. Ich glaube, das war einfach der Name von einem Mädchen.“
9. Tom Petty - Wildflowers (1994)
Mit Wildflowers eröffnete Tom Petty im Jahr 1994 sein zweites, gleichnamiges Album ohne die Heartbreakers. Das Songwriting gestaltete sich wohl recht einfach, wie er 2014 in einem Interview mit performingsongwriter.com verrät: „Ich habe einfach tief durchgeatmet und der Song kam heraus. Der ganze Song. Das war ein Bewusstseinsstrom: Worte, Musik, Akkorde. Ich habe es zu Ende gebracht. Ich meine, ich habe ihn einfach in meinen Kassettenrekorder gespielt. Ich habe den ganzen Song durchgespielt und ihn dann nicht mehr wiederholt. Ich habe dreieinhalb Minuten für dieses ganze Lied gebraucht. Danach habe ich das Band tagelang immer wieder abgespielt, weil ich dachte, dass damit etwas nicht stimmen muss, weil es mir einfach zu leicht gefallen ist. Und dann ist mir klar geworden, dass daran wahrscheinlich überhaupt nichts falsch ist.“
10. Tom Petty - You Don’t Know How It Feels (1994)
Auch You Don’t Know How It Feels ist auf Tom Pettys zweitem Soloalbum Wildflowers zu finden. „You don’t know how it feels to be me“, singt Petty darin. Worum es in der Nummer genau geht, lässt er offen, doch im Allgemeinen scheint der Song davon zu handeln, ein negatives Erlebnis hinter sich zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Auf Gegenwind stößt die Textzeile „So let’s get to the point, let’s roll another joint“, die große Sendestationen wie MTV dazu veranlasst, den Song nur in einer zensierten Version zu spielen.
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