5 Jahre „El Último Tour Del Mundo“: Das Album, mit dem Bad Bunny unsterblich wird
popkultur27.11.25
Im November 2020 passiert etwas Weltbewegendes: Mit El Último Tour Del Mundo steht erstmals ein spanischsprachiges Album an der Spitze der US-Charts. Damit stößt der puerto-ricanische Rapper Bad Bunny Türen auf, die ihn 2026 auch zum Super Bowl führen. Chronik einer friedlichen Übernahme.
Der Super Bowl ist das Epizentrum der US-amerikanischen Popkultur. Ein 30-sekündiger Werbespot kostet rund acht Millionen Dollar, wer die Halbzeitshow spielt, ist ganz offiziell unsterblich. Seit den frühen Neunzigern haben hier von Michael Jackson über Stevie Wonder, Christina Aguilera, die Rolling Stones, Prince oder Beyoncé so ziemlich alle Größen der Popmusik gespielt.
Erster spanischsprachiger Künstler beim Super Bowl
Mit einer Ausnahme: In all den Jahren gab es nie einen spanischsprachigen Künstler, der diese wichtigste aller Shows ausgerichtet hat – und das trotz rund 65 Millionen US-Bürgern mit spanischen Wurzeln. Dementsprechend sensationell und explosiv die Nachricht vor einiger Zeit, dass 2026 Benito Antonio Martínez Ocasio alias Bad Bunny diese Ehre zuteilwird. Eine längst überfällige Anerkennung dieses Weltstars und globalen Phänomens, ein wichtiges Signal für Vielfalt und Diversität im Sport. Endlich werden rund 20 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung repräsentiert. Und Trump kocht natürlich.
Nicht wenige fragten sich damals aber eben auch: Wer ist Bad Bunny eigentlich? Und wie konnte es sein, dass ein Rapper aus Puerto Rico zu einem der größten Artists unserer Zeit wurde, ohne dass man in der immer noch sehr westlich und weiß geprägten Popwelt viel davon mitbekommen hätte? Anlässlich des fünften Geburtstags seines endgültigen Durchbruchs El Último Tour Del Mundo wird es also mal höchste Zeit, diese unglaubliche Geschichte nachzuzeichnen.
Bad Bunny ist mehrfach erfolgreichster Artist bei Spotify
Denn mit diesem Album fängt die Geschichte natürlich nicht an. Sicher, es ist ein signifikanter Meilenstein, weil es die erste spanischsprachige Platte ist, die an der Spitze der US-Charts thront. Für gewöhnlich werden „Randgruppen-Artists“ wie Bad Bunny in den Latin Charts abgefrühstückt, was natürlich immer noch ein Stückweit Segregation bedeutet.
Bad Bunny ließ sich aber eben nicht länger aufhalten. Vor genau zehn Jahren beginnt seine erstaunliche Geschichte, als ihm sein Song Soy Peor einen ersten Plattendeal einbringt. Er arbeitet mit Cardi B und Drake und bringt seine Alben immer höher in die US-Charts. El Último Tour Del Mundo schafft 2020 dann den Sprung nach ganz oben. Doch das ist nur der Anfang: Der Nachfolger Un Verano Sin Ti (2022), stand 13 Wochen lang an der Spitze der Billboard 200, wurde zum erfolgreichsten Album des Jahres gekürt und war das erste spanischsprachige Album, das für den Grammy für das Album des Jahres nominiert wurde. Von 2020 bis 2022 war er außerdem der meistgestreamte Künstler auf Spotify, 2023 lag er auf Platz zwei und 2024 auf Platz drei. Ach ja, professioneller Wrestler ist er auch.
Vom Radiomoderator zum Weltstar
Bad Bunny wächst in einfachen, aber harmonischen Verhältnissen in Vega Baja im Norden von Puerto Rico auf. Seine Eltern, ein LKW-Fahrer und eine ehemalige Lehrerin, hören zuhause viel Salsa und Merengue. Mit fünf bekommt er ein Album des puerto-ricanischen Rappers Vico G geschenkt. Und verliebt sich in die Kultur dieser Musik. Er singt im Chor, studiert später Audiovisuelle Kommunikation. Sein Berufswunsch: Radiomoderator. Um das zu finanzieren, jobbt er in einem Supermarkt, schmeißt aber bald alles hin, weil er am liebsten eben doch Musiker werden will.
Keine Macho-Rapper-Karikatur
Aber ein junger Kerl aus Vega Baja? Was soll daraus denn werden? Wenn, dann muss man mindestens aus San Juan kommen, und selbst dann ist es ein weiter Weg, um allein in Puerto Rico Erfolg zu haben. Bad Bunny ist das egal. Er geht seinen Weg, ist der Architekt seines eigenen Erfolges, mischt Rap, Trap, Pop, Reggae, Rock und Folk in seine explosiven Songs und wird damit zum größten Weltstar, den die spanischsprachige Musik jemals hervorgebracht hat. Als er eine Residency in seiner Heimat spielt, sorgt allein das dafür, dass die Prognose des Wirtschaftswachstums des ganzen Landes nach oben korrigiert wird.
All das liegt an seiner Musik, klar, aber auch an seinem wohltuend anderen Image: Zwischen all diesen lächerlichen Macho-Rapper-Karikaturen sticht er mit manikürten Nägeln, extravaganten, farbenfrohen Jacken und Outfits heraus, die auch einen David Bowie verzücken würden. „Ich kann nur sagen, dass ich seit meiner Kindheit nicht wie andere aussehen wollte“, sagt Bad Bunny selbst dazu.
Dennoch hat er mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Und seine Fans auch. Seine Welttour 2025 führte ihn nach Europa, Australien, Japan und Lateinamerika – aber eben nicht in die USA. Der Grund: Der Rapper hatte Bedenken, dass die US-Einwanderungs- und Zollbehörde Fans bei seinen Konzerten Schwierigkeiten machen könnte. „Aber es gab das Problem, dass – verdammt noch mal – ICE vor (meinem Konzert) stehen könnte“, meinte er dazu. Ähnliches befürchtet er bei seiner Super-Bowl-Show 2026. Das macht die Wahl von Bad Bunny für diese Show natürlich umso wichtiger.