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Sarah Eiseman

Calum Hood über sein Soloalbum: Zwischen Sonnenstrahlen und Zwangsjacke

Nachdem Luke Hemmings und Ashton Irwin bereits Soloalben veröffentlichten, kommt nun das dritte Mitglied von 5 Seconds of Summer mit seinem Solodebüt um die Ecke: Wir haben mit Calum Hood über sein Album ORDER chaos ORDER gesprochen.

Plötzlich alleine

Calum Hood war in der Pop-Rock-Band 5 Seconds of Summer primär für den Bass zuständig; nun zieht er alleine die Strippen auf ORDER chaos ORDER. Woher kam die Motivation, selbst Fuß zu fassen? „Der Beginn war, als ich vor vielen Jahren den anderen Jungs dabei zusah, wie sie Soloalben machten“, erzählt Calum Hood. „Da dachte ein Teil von mir: ‚Was die machen, ist so großartig, das möchte ich auch machen.‘ Und da war wahrscheinlich auch ein Teil, der sagte: ‚Scheiße, ich möchte nicht zurückgelassen werden.‘ Und dann wartete ich, bis ich mir sicher war, dass es an der Zeit war, dass ich es wirklich für mich selbst tun wollte.“

Großes Ding, sowas, selbst wenn man vorher schon lange im Rampenlicht stand – alleine ist das schon eine andere Erfahrung, meint Hood: „Der Prozess war viel einsamer. Aber ich denke, dass es für mich notwendig war, das zu erleben, damit ich mich als Künstler als Ganzes entdecken und auch andere Beziehungen außerhalb der Band aufbauen konnte.“ Ein ziemlich aufregender Prozess! Auf einer Skala von 1 bis 10 sieht er seine Nervosität zum Zeitpunkt des Interviews noch bei einer gesunden 6. Am Releasetag werde das aber wahrscheinlich eine 10 sein, merkt Hood an.

ORDER chaos ORDER im Circle-Store:

Große Hooks und nischige Referenzen

Und jetzt ist ORDER chaos ORDER draußen – was ist das Fazit? Die Songs gehen direkt ins Ohr, poppig klingt das schon immer noch, allerdings sind auch viele Indie-Einflüsse drin. Songs wie die Singles Don’t Forget You Love Me und Call Me When You Know Better werden beide von zittrigen Rhythmen getragen, die sich in elegante Pop-Hooks ergießen. Auch an Artists wie Sam Fender wird man immer wieder erinnert.

Bei der Umsetzung halfen ihm verschiedene Musiker:innen, allen voran der Indie-Musiker Jackson Phillips alias Day Wave. So konnte Hood sich von anderen Künstler:innen unterstützen lassen, die kreative Kontrolle hatte er aber immer noch selbst. „Dieser Teil hat mir wirklich Spaß gemacht“, erzählt Hood. „Weil ich mich auf die Dinge konzentrieren konnte, die mir wirklich gut gefallen. Ich mag nischigere Referenzen, wie die europäische Alternative-Rock-Szene.“

Also wurden fleißig Songs geschrieben – dabei kann Songwriting natürlich auch seine Hürden haben, stellt der Musiker fest: „Es ist selten, dass sich die ursprüngliche Idee nicht verändert, besonders wenn man zusammenarbeitet. Wenn ich wirklich darauf festgelegt bin, dass eine Idee auf eine bestimmte Art und Weise umgesetzt wird, kann es ein wenig frustrierend sein, sie weiterzuentwickeln. Das ist aber auch eine schöne Sache, denn man kann etwas bekommen, das man sich nie hätte vorstellen können. So war ein Großteil dieses Albums.“

Ein Spektrum an Gefühlen

Ein Perfektionist sei er nur zu einem begrenzten Maße. Heißt: Er ist nicht komplett besessen davon, wenn ein Wort nicht absolut perfekt ist. Wichtig sei ihm hauptsächlich, ein Gefühl einzufangen. Wenn man das geschafft hat, sollte man gar nicht so viel dran rumdoktern, sondern es möglichst pur halten.

Und ORDER chaos ORDER versucht, ganz viele Gefühle einzufangen. Es soll verarbeiten, wie es sich anfühlt, am Leben zu sein und sämtliche Emotionen durchlebt zu haben. Ein großer Anspruch, und das erfordert auch, dass man sich textlich ziemlich nackt machen muss. So viel mit seinem Publikum zu teilen, ist einschüchternd, aber er kann stolz darauf sein: „Das fühlt sich gut an – an manchen Tagen. An anderen fühlt es sich schrecklich an“, gibt er zu.

Und so unterschiedlich soll sich eben auch das Album anfühlen. „Wenn ich es höre, fühlt es sich sehr introspektiv an, aber auf eine befreiende Weise“, erklärt Calum Hood. „Es gibt Stellen, an denen es sich anfühlt, als würde man eine Zwangsjacke tragen. Und dann gibt es Stellen, an denen es so ist, als würde man zum ersten Mal die Sonne auf der Haut spüren.“

Zwei Sonnenuntergänge

Apropos Sonne: Einer der einprägsamsten Songs ist Sunsetter, welcher auch die nächste Single werden soll. Durch ein zeitlupenartiges Gefühl, sanften Gesang und herrliche Shoegaze-Gitarren sticht er im Album heraus. Und was hat es mit dem Titel Sunsetter auf sich? „Bevor ich geboren wurde, gab es einen Sonnenuntergang“, erklärt Hood. „Und nachdem ich sterbe, wird es einen Sonnenuntergang geben. Also ist das für mich wie die Menschen im Leben, die für immer da sein werden und auch nach meinem Tod weiterleben.“

Zwischen Sonne und Zwangsjacke ist ORDER chaos ORDER also ein breites Fazit von Calum Hoods Leben geworden. So eine Reise in sich selbst war nach der langen Zeit als Teil eines Quartetts sicherlich befreiend – und auch für uns als Publikum interessant, da wir ihn besser kennenlernen. Es hat sich gelohnt, Calum Hood hat einen klar definierten Sound gefunden, der zu ihm passt. Nun heißt es: Gespannt sein auf die nächsten Schritte.

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