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Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images

Cyndi Lauper: Warum sie die „Godmother of Brat“ ist

Im Sommer 2024 wurde der Pop brat: Stars wie Charli xcx oder Sabrina Carpenter zettelten eine popkulturelle Revolution an, die ihre Ursprünge einer ganz besonderen Vordenkerin zu verdanken hat: Cyndi Lauper.

2024 wird der Pop limettengrün

Und plötzlich war alles limettengrün: Mit ihrem neuen Album Brat legte Charli xcx im Sommer nicht nur eins der wichtigsten Popalben des Jahres vor; sie begründete damit gleich eine neue Ära. Aus einem stinknormalen Sommer wurde 2024 der brat summer, eine Spielwiese für die Gen Z, die schon länger nach einem Sammelbegriff für ihre Lebenswirklichkeit suchte. Charli XCX lieferte ihn: brat. Und gab dem Pop eine Farbe.

Brat, das ist Party, Nonchalance, Hedonismus, aber auch das Eingestehen und Akzeptieren eigener Fehler und Unzulänglichkeiten. Kurz: Es geht darum, das Chaos zu akzeptieren – im Mikrokosmos wie im Makrokosmos. Charli xcx beschrieb diesen Ethos so: „Eine Frau, die einen Zusammenbruch hat, aber irgendwie solange durchfeiert, bis er vorbei ist.“ Es geht darum, edgy, unvollkommen und selbstbewusst zu sein. Und eben nicht poliert, selbstsicher und sauber, wie es die Industrie so gern möchte.

Alle Wege führen zu Cyndi Lauper

Im Grunde ist das eine gigantische Gegenbewegung zu vielen Popstars der heutigen Zeit, denen scheinbar alles mühelos gelingt. Ja, dazu kann man auch Taylor Swift zählen. Doch auch wenn Charli xcx dieses Phänomen benannt hat und auch weitere Gen-Z-Ikonen wie Sabrina Carpenter oder Chappell Roan in diesem Dunstkreis auftauchen: Die Ursprünge dieser Welle reichen bis weit zurück in die Achtziger. Bühne frei also für die Godmother of brat: Cyndi Lauper.

Die kennt man natürlich vor allem durch Achtziger-Hits wie Girls Just Wanna Have Fun, Time After Time oder True Colours. Mit ihrem ungewöhnlichen Modestil, ihrer sehr markanten Persönlichkeit und ihrem jahrzehntelangen politischen Engagement ist sie aber viel mehr als ein Popstar. Sie ist große Advokatin queeren Lebens, eine feministische Ikone, die ihren Einfluss schon ewig dafür nutzt, die Welt für all jene zu einem besseren und sichereren Ort zu machen, die nicht den Konventionen einer heteronormativen Zeit entsprechen. Alles ziemlich brat.

Selbstbestimmter Pop

Ohne eine Cyndi Lauper, so darf man sagen, hätten es Charlie xcx, Billie Eilish oder Chappell Roan heute schwerer. Sie legt schon vor 40 Jahren den Grundstein für das Anderssein im Pop. Während sich ihre Kolleginnen darum streiten, wer sexier ist oder noch knappere Outfits für den male gaze hat, fällt sie durch abgefahrene, exzentrische Kostüme und Frisuren auf, die ihre Weiblichkeit zwar keineswegs kaschieren, aber eben nicht so objektifizieren wie es leider allzu oft im Pop der Fall ist. Billie Eilish konnte so schon früh lernen, dass es auch weite Hoodies und Hosen tun.

Lauper hört da aber eben nicht auf. Sie ist seit den Achtzigern eine entschlossene Verfechterin der Frauenrechte und ein Vorbild, weil sie sich vor den meisten anderen traut, über Tabuthemen zu singen. In She Bop geht es beispielsweise zum Beispiel um Masturbation – und das ist etwas, worüber auch die neue Riege an horny Popstars wie Sabrina Carpenter mit einem ganz neuen Selbstverständnis singt. Geebnet hat diesen Weg Cyndi Lauper, die Urmutter aller Brats.

Hymne für ein neues Frauenbild

Dazu gehört auch, sich gegen die männerdominierte Industrie aufzulehnen. Das hakt Cyndi Lauper ebenfalls sehr früh von ihrer Agenda ab: Schon 1983 ändert sie den Text von Girls Just Wanna Have Fun um, weil ihr das 1979 von Robert Hazard geschriebene Lied viel zu misogyn ist. Ursprünglich geht es in dem Song um Frauen aus einer Männerperspektive, was dem Ganzen bei diesem Titel natürlich einen widerwärtigen und schmierigen Beigeschmack verpasst. Lauper dreht den Spieß rum und macht daraus eine Empowerment-Hymne, in der sie klarstellt, dass alles, was Frauen wirklich wollen ist, die gleichen Erfahrungen machen zu dürfen, die auch Männer machen können. Das gibt einer ganzen Generation von Frauen ein neues Rollenbild. Noch mal: Genau das ist brat. Nur eben vor 40 Jahren.

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