
Mit Look Up veröffentlichte Ringo Starr nicht nur sein 21. Soloalbum – sondern auch das zweite Country-Album seiner Karriere. Dafür hat er sich mit dem renommierten Produzenten und Musiker T Bone Burnett zusammengetan. Wir werfen einen Blick auf die Beziehung der beiden – und hören uns an, was Starr und Burnett bei einer Pressekonferenz in Nashville so erzählten.
Die Bühne des legendären Ryman Auditorium in Nashville ist fertig aufgebaut, ein paar Stunden später wird Ringo Starr mit seiner Band und vielen prominenten Gästen ein fulminantes Konzert spielen. Kurz davor bleiben die Amps aber noch auf Standby, zwei Hocker werden in die Mitte der Bühne gestellt, und der frühere Beatles-Schlagzeuger und sein Produzent erscheinen zum kurzen Plausch.
So kam es zur Zusammenarbeit zwischen Ringo Starr und T Bone Burnett
Dass sich Ringo Starr für Look Up mit T Bone Burnett (bürgerlich: Joseph Henry Burnett III) zusammengetan hat, macht Sinn. Der 77-Jährige ist einer der renommiertesten Produzenten und Instrumentalisten des Genres und hat mit dem Who’s Who der Szene zusammengearbeitet, etwa mit Bob Dylan, Elvis Costello und Alison Krauss. Ringo, in bester Peace-and-Love-Laune, erzählt, wie sich die beiden kennenlernten: „Wir wurden in den 70er-Jahren Freunde. Ich lebte damals eine Zeit lang in Los Angeles und veranstaltete viele Partys. T Bone war immer dabei, selbst wenn ich ihn nicht eingeladen hatte – er kam mit jemandem aus der Band, wie Levon Helm. Wir kannten uns oberflächlich, haben uns oft begrüßt, aber nie wirklich unterhalten.“
Man kannte sich, man schätzte sich. „Später, bei einer Veranstaltung im Sunset Marquee Hotel, hatten wir mehr Kontakt. Olivia [Harrison] las Gedichte für George, und T Bone war auch da. Wir kamen ins Gespräch, und ich sagte: ‚Wenn du einen Song hast, der zu mir passen könnte, schick ihn mir.‘ Das war der Anfang.“
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„Lass uns ein Album machen“
Das tat Burnett dann irgendwann auch – und Starr war begeistert. „Er hat mir den Song geschickt, und es war der schönste Country-Track, den ich seit Jahren gehört habe. Es hatte diesen klassischen 50er-Jahre-Country-Sound. Da dachte ich mir: ‚Okay, ich mache eine Country-EP.‘ Die meisten meiner bisherigen EPs waren Pop-Rock. Als T Bone nach Los Angeles kam, sprachen wir weiter, und ich fragte ihn: ‚Würdest du eine EP produzieren?‘ Dann fragte ich ihn, ob er Songs hätte, und er sagte: ‚Ja, ich habe neun.‘ Also meinte ich: ‚Lass uns ein Album machen.‘ Es war alles sehr spontan – kein großer Plan, einfach das Treffen und die Idee.“
Ringo Starr, daran lässt Burnett keinen Zweifel, ist einer der wichtigsten musikalischen Einflüsse in seinem Leben. „In meiner Kindheit dachte ich, Rock’n’Roll sei bereits vorbei. Jerry Lee Lewis war in Ungnade gefallen, Elvis war in der Armee, Little Richard predigte in der Kirche, Buddy Holly war bei einem Flugzeugabsturz gestorben, Eddie Cochran bei einem Autounfall. Es fühlte sich an, als wäre Rock’n’Roll Geschichte. Dann kamen die Beatles 1964 nach New York und gaben uns unsere Musik zurück. Sie öffneten Türen und Fenster, durch die viele von uns später gingen. Ich bin ihnen unendlich dankbar – besonders Ringo.“
„Ich bin ein emotionaler Mensch“
In wenigen Wochen erarbeiteten die beiden, gemeinsam mit einer Reihe von legendären Musiker:innen (darunter Schlagzeuger Jim Keltner), das Album. Burnetts Favorit: „Time On My Hands“, verrät er – und schwärmt: „Man hört seine wunderschöne Diktion und den klaren Ton. Ringo hat eine klare, ausdrucksstarke Stimme, und auf diesem Track kommt das besonders gut zur Geltung.“
Es ist also Burnett zu verdanken, dass Ringo Starr ein ganzes Country-Album machte. An diesem Abend verrät der Musiker auch, was ihn an dem Genre seit jeher so begeistert. „Country-Musik ist emotional, und ich bin ein emotionaler Mensch. In den 50ern war jeder Country-Song entweder darüber, dass die Frau gegangen ist, der Hund gestorben ist, oder dass man Geld für die Jukebox braucht“, erzählt der 84-Jährige. „Das sprach mich an. Ich liebte Künstler:innen wie Hank Williams, Kitty Wells und Hank Snow. Ihre Musik war authentisch und voller Emotionen. Das hat mich geprägt.“
Mehr zu T Bone Burnett
Zurück zu T Bone Burnett. Der hat nicht nur mit Gott und der Welt gearbeitet, sondern auch die Musik für etliche Filme geschrieben. Er wurde mit mehreren Grammy Awards ausgezeichnet, etwa für seine Arbeit an Filmsoundtracks für O Brother, Where Art Thou? (2000), Cold Mountain (2004), Walk The Line (2005) und Crazy Heart (2010). Einen weiteren Grammy erhielt er für die Produktion des Albums Raising Sand (2007), bei dem er die zeitgenössische Bluegrass-Musik von Alison Krauss mit dem Bluesrock von Robert Plant, dem Leadsänger von Led Zeppelin, vermengte. Er verhalf Roy Orbison und Gregg Allman zu Comebacks, arbeitete auch mit Counting Crows, Gillian Welch und Los Lobos. Er ist außerdem als Solokünstler aktiv und veröffentlichte etliche Soloalben.
Ringo Starr und T Bone Burnett, ein besseres Duo hätte man sich gar nicht wünschen können. Findet auch Starr – und verabschiedet sich wie gewohnt mit dem Peace-Zeichen.