Zeitsprung: Am 9.11.1990 bilden Metallica & Guns N’ Roses eine Supergroup. Quasi.
popkultur09.11.20
von Christof Leim
Wenn bei einer Party Instrumente rumstehen, wollen berufsmäßige Krachmacher wie Guns N’ Roses, Metallica und Skid Row natürlich ran. Selbst wenn sie vorher schon ordentlich gebechert haben. So entsteht auf einer Feier des RIP-Magazins am 9. November 1990 die kurzlebige „Supergroup“ The Gak. Dieser Slang-Ausdruck macht dann auch klar, wie ernst das gemeint ist.
Passt zur Feierei: Der ewige Klassiker Appetite For Destruction:
In der Rock’n’Roll-Welt der Achtziger und frühen Neunziger gehört RIP zu den wichtigen Magazinen in den USA. Das heißt: Hard Rock, Haarspray, Hedonismus und jede Menge Spaß mit Krachmusik. Entsprechend geht es ab bei den Partys, die das Heft um Chefredakteur Lonn Friend ausrichtet. Insbesondere die vierte der jährlichen Sausen erlangt Legendenstatus.
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— Monsters Of Rock® (@MonstersOfRock) December 20, 2018
An diesem 9. November 1990 steigt die Show im Hollywood Palladium, es spielen Motörhead, Megadeth, Faith No More und Bang Tango. Selbstredend tauchen dazu die anderen Rockstars der Ära auf: Guns N’ Roses gelten dank Appetite For Destruction (1987) als eine der größten und aufregendsten Kapellen, Metallica haben mit …And Justice For All (1988) den Durchbruch geschafft, und Skid Row konnten ihr Debüt 1989 mehrere Millionen Male unter die Leute bringen.
Die wollen nur spielen
Und wenn so Leute wie Lars Ulrich, Slash, Duff McKagan und Sebastian Bach, damals gerade mal Ende 20, zusammen rumhängen, passieren wenig überraschend zwei Dinge: Es wird gezecht, und Musik wollen sie auch machen. Deshalb stolpern die Herrschaften irgendwann tief in der Nacht auf die Bühne, stellen sich vor als „Gak“ – und rumpeln durch Songs ihrer Bands.
Los geht es mit You’re Crazy (GNR), weiter mit For Whom The Bell Tolls (Metallica), bevor Axl Rose hinzustößt, um bei Piece Of Me (Skid Row) und dem Nazareth-Cover Hair Of The Dog mitzusingen. Das klingt nicht so richtig rund, wie man überlieferten Videoaufnahmen entnehmen kann. Man könnte eher sagen: Die Kollegen massakrieren grinsend das Liedgut. Im Englischen gibt es dafür die schöne Bezeichnung „train wreck“, also „Zugunglück“. Aber Trunkenheit am Riff kann ja Spaß machen, und wer probt, hat sowieso Angst.
Besser wird’s nicht
Deshalb stolpert die Chaostruppe auch gleich zweimal durch den Metallica-Rupfer Whiplash, einmal mit Bach am Gebrüll, einmal mit James Hetfield höchstselbst. Sogar Metallica-Schredder Kirk Hammett hilft mit an der Axt, doch besser wird’s nicht. Aber darum geht’s womöglich an diesem Abend gar nicht. Irgendwann springt Axl einfach in die Menge, ist ja dann auch egal. Zur Ära passt es.
Den Begriff „Supergroup“ darf man hier natürlich nur ironisch verwenden. „Besoffene Jamsession“ passt, sind wir ehrlich, besser. Denn wie ernst die Kollegen die Sause nehmen, zeigt sich im „Bandnamen“ Gak. Das ist nämlich der gängige Slang für, natürlich, Kokain…