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Foto: Ed Perlstein/Redferns/Getty Images

The Grateful Dead: Ihre 5 legendärsten Live-Shows

The Grateful Dead waren eine tolle Albumband, aber eine unerreichte Liveband. Zum Tod von Bandgründer Phil Lesh reisen wir zurück zu fünf besonders ikonischen Konzertmomenten in Präsenz von The Dead.

The Grateful Dead sind die Mutter aller Jam-Bands. Kein Auftritt gleich den anderen, auf unzähligen Live-Dokumenten der letzten Jahrzehnte wurde der überschäumende Freigeist der Band dokumentiert. Zum Tod von Bandgründer und Bass-Maestro Phil Lesh haben wir uns mal in den Kaninchenbau begeben und fünf besonders legendäre Live-Performance der letzten gut 50 Jahren zusammengesucht. Spoiler: Die Auftritte beim Monterey Pop Festival 1967 und Woodstock 1969 sind hier nicht dabei. Sie gehörten nicht gerade zu den Highlights ihrer Karriere. Diese fünf hier aber schon:

18. März 1967, Winterland Arena, San Francisco

Ein Abend für die Geschichtsbücher: In der Winterland Arena gehen im März 1967 erst The Grateful Dead auf die Bühne, danach spielt Chuck Berry ein Set, bevor The Dead wieder übernehmen. Die Band ist also sowohl Vorgruppe als auch Nachfolger von Chuck Berry, einem ihrer ganz großen Helden. Bei The Same Thing kann Ron „Pigpen“ McKernan so was von berauschen, Jerry Garcia spielt seine Guild Starfire hier noch mal wie ein goldener Gott, bevor er sie einmottet. Dancin’ In The Street mündet in einen gewaltigen Jam, bei dem sich sicherlich auch ein Chuck Berry gedacht haben muss: Was zum Henker geht hier bloß vor sich?

26. April 1969, Electric Theater, Chicago

Für viele ist 1969 der absolute Klimax der psychedelischen Raserei von The Grateful Dead. Und wenn die Band dann auch noch mit The Velvet Underground in Chicago Station macht, kann man sich in etwa denken, was da so vor sich geht. Im April 1969 wird Timothy Leary heraufbeschworen, verwandelt sich das Publikum in unzählige Alices im Wunderland. Fast drei Stunden spielen sie sich und den Saal in einen halluzinogenen Rausch. Nur zwei Jahre weiter die Straße runter – und ihre flammenden, alles verschlingenden Jams haben doch unfassbar an Intensität zugelegt. Jerry Garcia singt hier sogar, derart enthemmt geht es zu. Eins noch: Turn On Your Lovelight bringt es in Chicago auf 30 unvergessliche Minuten. Hossa.

20. Februar 1971, The Capitol Theatre, Port Chester

Während einer Reihe von Konzerten im altehrwürdigen Capitol Theatre stellte Dr. Stanley Krippner, ein Arzt für psychosomatische Medizin, der Band und den Fans ein ESP-Traumxperiment vor. Er wollte die Band und die Zuschauer:innen als Versuchspersonen beobachten und war sehr daran interessiert zu sehen, wie sich Psychedelika und ein Publikum von 2.000 Menschen auf telepathische Phänomene auswirken würden. Vielleicht hätte er sich dafür ein Publikum aussuchen sollen, das nicht eh zum Großteil unter dem Einfluss halluzinogener Stoffe stand, aber der Versuch, einem Hellseher per Telepathie bestimmte Bilder zu schicken, ergibt irgendwie bei keiner anderen Band derart viel Sinn wie bei The Grateful Dead.

16. Oktober 1981, Melkweg, Amsterdam

In Amsterdam fühlen sich The Grateful Dead naturgemäß besonders wohl. Hier spielen sie an Bob Weirs Geburtstag auf geliehenen Instrumenten in einem Coffee Shop, aber auch zweimal in der berühmten Konzertlocation Melkweg. Das allerdings ohne Crew, denn die Amsterdam-Stippvisite wird kurzfristig in den Europatourplan geschoben und die Crew baut damals schon die Show in Paris auf. Also gibt es eine große Menge an Akustiknummern und eine bestens aufgelegte, scherzende Band. Zum vorletzten Mal überhaupt spielen sie hier Ripple und fegen danach durch ein knackiges, heftiges Rock-Set, das man in den Achtzigern von dieser Band nur noch sehr selten zu hören bekommen soll.

10. August 2024, Sphere, Las Vegas

Okay, okay, am Ende cheaten wir ein bisschen: Diese Show hier wird von Dead & Company gespielt, eine Art Ableger von The Grateful Dead, die es ja bekanntlich schon seit rund 30 Jahren nicht mehr gibt. Dennoch ist ihre 30-Date-Residency in der gigantischen Entertainment-Kugel ein Fall für die Geschichtsbücher: Fast vier Stunden geht es bei jedem Auftritt zur Sache, mit überwältigenden Projektionen auf der globalen Kugel. Bei der zweiten Nummer des Sets etwa zoomt die Kamera von einer modernen Nahaufnahme der alten Wirkungsstätte der Grateful Dead im Haight Asbury District über San Francisco und durch die Wolken bis hin zu einer Ansicht der Erde über dem Kopf. Danach geht es in den Kosmos, weit hinaus in den Kosmos, wie auch schon 55 Jahre zuvor. Die Sphere-Residency ist weniger ein Konzert und mehr die Bestandsaufnahme eines Vermächtnisses, gehüllt in packende Bilder.

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