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Vom Ballettunterricht auf die Weltbühne: Adéla tanzt nach ihren Regeln

Vom Casting-Rauswurf zur gefragten Newcomerin: Nachdem Adéla Dream Academy früh verlassen musste, geht sie ihren eigenen Karriereweg umso erfolgreicher. Wir haben uns mit ihr unterhalten und stellen sie im Porträt vor. Die Themen: Adélas Werdegang, die Sexualität weiblicher Popstars und ihr Songwriting.

Ihre Karriere beginnt auf Zehenspitzen: Schon im Alter von drei Jahren nimmt Adéla Jergová aus der Slowakei Ballettstunden in Moskau. Später heuert sie beim Wiener Staatsballett an, mit 15 zieht sie nach London, um die English National Ballet School zu besuchen. Es ist offensichtlich: Diese Frau weiß, was sie möchte, und unternimmt, was dafür nötig ist. So kommt es auch, dass sie 2022 nach Los Angeles umsiedelt, um dort an der Reality-TV-Sendung Dream Academy teilzunehmen; einer Castingshow, aus der schließlich eine Girlgroup hervorgeht. Während der ersten Challenge gibt Adéla den Song Pink Venom von Blackpink zum Besten – und ist eine der ersten Kandidat:innen, die vom Publikum aus der Show gewählt werden. Ein Dämpfer, ein mögliches Karriereende. Manche hätten sich wohl nicht davon erholt. Anders Adéla – sie legt jetzt erst richtig los.

Zwischen Selbstbestimmung und Klischée: Wie viel Sexualität braucht ein weiblicher Popstar?

Eines der zentralen Themen, mit denen sich Adéla in ihrer Musik und im Rahmen ihrer Shows beschäftigt, ist die Sexualität weiblicher Popstars. „Es gehört einfach dazu, seine Sexualität als Marketingtool zu benutzen, besonders wenn man eine Frau ist“, verrät sie uns im Interview. „Interessant daran finde ich, dass mir nie jemand gesagt hat, dass ich das tun soll, sondern ich mache es einfach, ganz natürlich.“ Außerdem gehe es ihr darum, Grenzen auszuloten, wie die Slowakierin erklärt. „Warum mache ich nicht etwas, das so sexualisiert ist, dass es schon unangenehm ist? Bis zu einem gewissen Punkt wird Sexualität gefeiert, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo es zu real wird und dann fühlen sich viele auf einmal unwohl. Warum ist das so?“ Eine Frage, die ihr wohl die wenigsten beantworten können.


Eine weitere Frage, der Adéla nachgeht, ist: Wäre sie selbst so sexualisiert, wenn ihre Vorbilder wie Beyoncé und Lady Gaga es nicht wären? „Würde ich mich tatsächlich so ausdrücken, wenn es nicht ein großer Teil von so ziemlich jeder weiblichen Popkarriere wäre?“, möchte die junge Künstlerin wissen. „Vielleicht nicht. Und vielleicht wäre meine Vorstellung von Sexualität eine ganz andere.“ Darüber hinaus sei es als Frau immer noch deutlich schwieriger, im Popbusiness Fuß zu fassen. „Bei Frauen wird alles viel mehr zur Diskussion gestellt“, findet Adéla. „Da wird dann gefragt: Warum macht sie dieses, warum macht sie jenes, warum äußert sie sich dazu?“ Bei männlichen Musikern werde vieles einfach hingenommen, ohne ständig kritische Fragen zu stellen. Sie gönne es ihnen von Herzen, stelle aber in Frage, ob es bei Frauen auch so sei. 

Bühne frei für das nächste Kapitel: Adéla startet durch

Kürzlich hat Adéla in Berlin ein neues Musikvideo gedreht. Es ist ihr erster Besuch in Deutschland, doch durch die Architektur fühlt sie sich an ihre Heimat Bratislava erinnert – außerdem spricht sie fehlerfrei Deutsch, wie sie im Interview unter Beweis stellt: „Hallo, ich heiße Adéla und ich bin 21 Jahre alt. Ich bin jetzt in Berlin und das ist sehr cool. Und ich bin hier mit meiner Mutter und wir haben uns einen guten Tag gemacht.“ Das klingt sehr gut, genau wie die Songs der Slowakierin. „Ich denke sehr viel über alles nach und es ist sehr wichtig für mich, dass die Story das Wichtigste ist“, erklärt sie. Bald wird Adéla eine EP veröffentlichen, ebenso wie ein Album – und beide Konzepte sind bereits komplett ausgearbeitet. „Ich mag es nicht, ins Studio zu gehen, ohne etwas Bestimmtes zu sagen zu haben. Die Idee steht an erster Stelle.“

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