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Foto: Catherine McGann/Getty Images

Von Nirvana bis Taylor Swift: Sechs Musikmomente, die RuPaul zur Legende machten

Am 17. November 1960 wird RuPaul Andre Charles in ein Leben hineingeboren, das mit Glamour und Superstar-Dasein wohl nicht weniger zu tun haben könnte. Seine Mutter benennt ihn nach der Mehlschwitze („Roux“), die dem typisch-kreolischen Eintopf Gumbo als Basis dient. Doch eines Tages erfährt Ernestine Charles von einer Wahrsagerin, dass ihrem Sohn eine Karriere als Superstar bevorsteht. Und der? Liefert ab. Er erhält unter anderem 14 Emmy Awards, zwei Billboard Music Awards und einen Tony Award, wird in die Time-Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt aufgenommen und erhält als erste Dragqueen einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Sein Mitwirken an der Sichtbarkeit der queeren Community ist für die moderne Popkultur schier unermesslich – seine Reality Show RuPaul’s Drag Race geht seit 2009 jährlich, mittlerweile mit einigen Ablegern, an den Start. Anlässlich seines Geburtstags schauen wir uns heute RuPauls sechs ikonischste Musikmomente an. 

The B-52’s – Love Shack (1989)

Afro-Mähne, ein heißes Outfit und coole Tanz-Moves: Wer genau hinsieht, entdeckt RuPaul im Musikvideo zu The B-52’s Love Shack. Bereits Mitte der 1980er-Jahre tritt Ru in Drag-Shows der New Yorker Szene auf. Hier lernt er die Gruppe kennen und entwickelt ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen. Als der Videodreh ansteht, laden die Bandmitglieder kurzerhand ihre Freund:innen ein. „Es war ein wundervolles Gefühl des Zusammenkommens, des Albernseins und der Hoffnung für die Zukunft“, erinnert sich Cindy Wilson später in einem Interview. Unter den Anwesenden ist auch RuPaul, der den anderen Statist:innen erst einmal zeigt, wie man eine Soul-Train-Line richtig tanzt. You better work!

Nirvana: Eine ungewöhnliche Freundschaft (1993)

Was passiert, wenn Grunge auf Drag trifft? Nun, im Fall von Nirvana und RuPaul entsteht eine innige Freundschaft! Ihre Wege kreuzen sich erstmals auf dem roten Teppich der MTV Awards 1993. Als Kurt Cobain Ru dort erblickt, spricht er ihn an und bringt seine Bewunderung zum Ausdruck. Kurz darauf entsteht das wohl ikonischste Foto des Abends: RuPaul, im bodenlangen Glitzerkleid und mit platinblondem Haar, hält die kleine, weinende Francis Bean im Arm, während Vater Kurt seine Tochter dümmlich-zufrieden grinsend am Fußgelenk hält.

Was zunächst wie eine ungewöhnliche Kombination erscheint, ergibt beim genaueren Hinschauen durchaus Sinn. RuPaul selbst beschreibt es in einem Interview so: „Diesen Kids wohnt dieselbe unkonventionelle, hippiehafte und exzentrische Mentalität inne wie mir.“

Über das legendäre Foto witzelt Francis Bean später in einem Interview zu RuPaul übrigens: „Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Foto den Beginn meiner Persönlichkeitsentwicklung festhält. Du bist der Grund, warum ich so bin, wie ich bin.“

Elton John – Don’t Go Breaking My Heart (1994)

Ab jetzt geht es rund für Ru: Sein Song Supermodel (You Better Work) wird 1993 international zum Erfolg. Auch in Übersee hat man ein Auge auf die Dragqueen geworfen: Niemand Geringeres als Sir Elton John möchte ein Duett mit RuPaul aufnehmen. Eine Neuauflage seines Siebziger-Hits Don’t Go Breaking My Heart soll es sein. Ein quietschbuntes Musikvideo nehmen die beiden Künstler ebenfalls auf, in dem sie unter anderem in die Rollen von Cäsar und Cleopatra sowie Sandy und Danny aus Grease schlüpfen. Mama Ru und der Rocketman treten mit dem Titel sogar zusammen bei den Brit Awards auf. Ihre Mühen werden belohnt: Das Stück schafft es international in die Charts, in Großbritannien auf Platz sieben. 

Diana Ross – I Will Survive (1995)

Keine Single, aber einen Musikvideo-Auftritt legen RuPaul und Diana Ross im Jahr 1995 zusammen hin. Eine große Ehre, wenn man bedenkt, dass Ru Diana immer wieder als größte Inspiration seines Lebens nennt. Gemeinsam mit unzähligen anderen Dragqueens performen sie ein Cover des Gloria-Gaynor-Titels Will Survive. Werk!

Lady Gaga – Fashion! (2013)

„Looking good and feeling fine”, singt Lady Gaga 2013 bei Lady Gaga And The Muppets Holiday Spectacular ins Mikrofon, während sie … ein riesiges Kondom auf dem Kopf trägt? Wenn jemand dafür Verständnis hat, ist das wohl RuPaul. Der unterstützt die Performance nicht nur mit einem spektakulären Cookie-Monster-Look, sondern gibt auch noch eine eigene Strophe zum Besten. Stimmlich klingen die beiden ebenfalls erstaunlich harmonisch. Drag-Grandeur trifft auf Pop-Ikone. Das passt! Vier Jahre später revanchiert sich Gaga, indem sie als Gast bei RuPauls Drag Race auftritt. 

Taylor Swift – You Need To Calm Down (2019)

2019 setzt Taylor Swift mit ihrem Song You Need To Calm Down ein glitzerndes Statement für die LGBTQIA+-Community. Da darf Mama Ru natürlich nicht fehlen. In dem Clip, der in einem pastellfarbenen Trailer-Park spielt, taucht RuPaul als Juror eines Drag-Wettbewerbs auf. Doch statt eine Siegerin zu küren, wirft er die Krone einfach in die Luft – und sagt damit indirekt: Ihr seid alle Gewinner:innen! Der Auftritt ist nur kurz, aber pointiert und fügt sich nahtlos in die Stimmung des Videos ein. Es ist die Mischung aus Humor, Kitsch und aktivistischer Botschaft, die das Video unvergessen macht. 

Dass Drag und Queerness heute nicht mehr nur in Clubs und Subkulturen stattfinden, sondern fester Bestandteil des Pop-Mainstreams geworden sind, ist auch RuPauls Verdienst. Sein jahrzehntelanger Einsatz für Sichtbarkeit in TV und Charts hat die Basis bereitet, auf der sich die heutige Szene bewegt. Oder, um es mit Mama Rus Worten zu sagen: We’re all born naked and the rest is drag. 

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