Klein, aber oho: Diese zehn Indie-Labels haben sich in den letzten Jahrzehnten als wahre Pulsgeber und größte Trüffelschweine der Gitarrenmusik erwiesen – und Bands wie Depeche Mode, The Offspring oder Placebo groß gemacht.
Domino
Wie zahlreiche andere wichtige Indie-Labels gehen auch Domino in London an den Start. Seit 1993 bewegt man sich am Markt, beginnt mit Lizenzierungsgeschäft und macht bald mit ersten eigenen Signings von sich reden. Erst Franz Ferdinand, wenig später dann die Arctic Monkeys katapultieren das Label an die Spitze des englischen Indie. Und das bis heute: Zu den letzten großen Signings gehören die Shoegaze-Götter My Bloody Valentine.
Factory
Fast so etwas wie die Mutter aller Indie-Labels: Zwischen 1978 und 1992 gestaltet Factory Records aus Manchester das Treiben der britischen Musikwelt allumfassend mit. Benannt nach einem Nachtclub, wird das Label schnell zum Post-Punk-Epizentrum der späten Siebziger und frühen Achtziger. Tony Wilson und Alan Erasmus wissen, was sie tun, sichern sich mit Peter Saville auch die Dienste eines Designers, der den Factory-Releases ein einzigartiges Erscheinungsbild gibt. Davon zeugt schon die erste LP des Labels: Unknown Pleasures von einer noch unbekannten englischen Band namens Joy Division. Danach folgen Werke von New Order oder Happy Mondays. Von letzteren werden sie dann tragischerweise in den Konkurs getrieben, als sie 1992 400.000 britische Pfund (heute etwa eine Million Euro) bei Albumaufnahmen auf Barbados rausbliesen.
Mute
Mute und Daniel Miller sind untrennbar miteinander verbunden. Ab 1978 sorgt der Ästhet mit diesem besonderen Hang zu angsterfüllter, dräuender Musik für eine Revolution in der Musikwelt. Aus London steuert er natürlich vor allem Depeche Mode in die größten Stadien; er hat aber auch ein Händchen für zahlreiche andere ikonische Kapellen. Beispielsweise beherrscht er sowohl das dämonische Donnern von Nick Cave And The Bad Seeds als auch den funkelnden Synthpop von Erasure.
Rough Trade
Das Londoner Label Rough Trade war immer beides: Legendäres Label und legendärer Plattenladen. Die Läden sind bis heute populäre Hang-Outs für Vinyl-Fetischisten und Austragungsorte legendäre Store-Konzerte, das Label wird insbesondere 1983 nach dem Signing von The Smiths schnell zur Lieblingsplattenfirma der Indie-Klasse. Eine Flaute in den Neunzigern ist zunächst kritisch, wird dann aber durch neue Acts wie The Libertines oder The Strokes und dem parallel explodierenden Garage-Rock-Revival überwunden.
Kill Rock Stars
Vielleicht das unbekannteste Label in dieser Liste (völlig zu Unrecht natürlich) ist Kill Rock Stars aus Olympia, Washington. Wer da aufmerkt, tut das zurecht: Aus diesem Kaff kommt auch Kurt Cobain. Gründer Slim Moon ist so etwas wie der Grunge-Übervater, wird aber heute weitgehend übersehen. Dabei ist es die erste große Veröffentlichung, die diese ganze Grunge-Sause eigentlich startet – eine 1991er Compilation mit unter anderem Nirvana, den Melvins oder Bikini Kill. In Folge erscheinen bei Kill Rock Stars auch die Werke von Bikini Kill, was das Label zum Mutterschiff der Riot-Grrrl-Bewegung macht.
Epitaph
1980 gründet Brett Gurewitz von Bad Religion sein eigenes Label Epitaph. Natürlich, um seiner Band eine Heimat zu geben, aber eben auch, um vielversprechende Acts aus der Punkszene zu fördern. Das macht er mit gewaltigen Erfolg: 1989 kommen NOFX in den Stall, es folgen Legenden wie Millencollin oder Rancid. Mit Smash von The Offspring spielen Epitaph 1994 zudem eine integrale Rolle in der Mainstream-Eroberung des Punk.
Sub Pop
Wirklich groß wird Grunge dann bei Sub Pop aus Seattle. Ab Anfang der Neunziger erscheint hier einfach alles, was der neue heiße Scheiß ist: Soundgarden, Mudhoney, Tad und natürlich Nirvana. Es bleibt aber nicht beim Seattle-Sound, den dieses Label mehr geprägt hat als jeder andere: In den Folgejahren können Sup Pop auch mit The Shins, den Fleet Foxed oder Beach House große Erfolge feiern.
Beggars Banquet
Vor den meisten anderen Indie-Labels gibt es in London schon Beggars Banquet. Mittlerweile eine große Labelgruppe, liegen die bescheidenen Anfänge 1973 in der Ursuppe des britischen Punk. Pioniere wie The Lurkers unterzeichnen hier bald, es folgen Bands wie Bauhaus oder The Cult. 1979 gründet man mit 4AD einen Ableger, der als Versuchslabor für spezielle Formate zu sehen ist. Hier werden unter anderen die Cocteau Twins groß. Ein weiterer Nachkomme ist XXL Recordings, die vor allem für den fetten Clubsound von The Prodigy bekannt sind.
Fierce Panda
Seit über 30 Jahren klettert der Fierce Panda durch die Bambusstauden der Indie-Welt. Gegründet von den Musikjournalisten John Harris, Paul Moody und Simon Williams, ist das Label für frühe Releases einige der größten Bands der Rockgeschichte verantwortlich. Nervig, wenn diese Musikjournalisten dann auch tatsächlich ein gutes Näschen haben. Coldplay, Placebo, Supergrass oder The Maccabees machen hier ihre ersten Schritte, es ist aber eine andere Veröffentlichung, die in die Geschichte eingehen soll: Die kuriose Single Wibbling Rivalry, ein aufgezeichnetes Interview mit Liam und Noel Gallagher, das in Großbritannien die erfolgreichste Interview-Single aller Zeiten ist.
Dischord
Seit 1980 sind Dischord die Stimme des US-Punk. Mit The Teen Idles geht es los, über die Jahre folgen Bands wie Minor Threat, Iron Cross, Scream oder Fugazi. Das Besondere: Heute verlegt man zwar nicht mehr nur Punk oder Hardcore; der Fokus liegt aber weiterhin auf Bands aus Washington D.C. Und das ist nun mal der wahre Indie.