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Foto: Tom Wright

Zeitsprung: Am 27.12.1975 lösen sich die Faces auf.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.12.1975.

von Timon Menge und Christof Leim

Faces gehören zu den wichtigen Bands der Rockgeschichte, doch nach nur sechs Jahren war Schluss: Am 27. Dezember 1975 beschließen die Musiker, getrennte Wege zu gehen. Rod Stewarts Solokarriere und Ron Woods Engagement bei den Rolling Stones hatten nachhaltig für schlechte Stimmung gesorgt.

Hört euch hier Ooh La La von Faces an:

Die Geschichte der Faces ist kurz, aber heftig. 1969 formiert sich die Gruppe aus den Überbleibseln ihrer Vorgängerband Small Faces, deren Sänger Steve Marriott während eines Konzerts wutentbrannt von der Bühne gestürmt war und später die Band Humble Pie gründete. Weil die übrigen Bandmitglieder Ronnie Lane (Bass), Ian McLagan (Keyboards) und Kenney Jones (Drums) weitermachen wollen, rekrutieren zwei neue Mitstreiter aus der Jeff Beck Group: Sänger Rod Stewart und Gitarrist Ron Wood.

Fast neuer Name

Die Plattenfirma möchte aus Marketinggründen, dass die Gruppe unter dem Namen Small Faces weitermacht, doch die Musiker sehen das anders: Sie wollen einen Neuanfang. Man einigt sich auf den Kompromiss, das „Small“ im Bandnamen unter den Tisch fallen zu lassen und von nun an schlicht Faces zu heißen. In den USA erscheint das Debüt der neuen Besetzung noch unter altem Namen.

Ron Wood und Rod Stewart live 1975 - Pic: Jim Summaria/Wiki Commons

Von 1970 bis 1973 veröffentlichen die Faces vier hervorragende Alben: First Step (1970), Long Player (1971), A Nod Is As Good As A Wink… To A Blind Horse (1971) und Ooh La La (1973). Die Band tourt durch Europa, Nordamerika und später sogar durch Australien, Neuseeland sowie Japan. Mit Stay With Me, (I Know) I’m Losing You, Cindy Incidentally und dem zugegebenermaßen etwas sperrig betitelten You Can Make Me Dance, Sing or Anything (Even Take the Dog for a Walk, Mend a Fuse, Fold Away the Ironing Board, or Any Other Domestic Shortcomings) veröffentlichen die Faces einige Hitsingles.

Rod Stewart gibt solo Vollgas

Rod Stewart gibt allerdings auch solo Vollgas: 1971 erscheint mit Every Picture Tells A Story bereits die dritte Platte des Schotten, der Übersong Maggie May darauf verschafft ihm den großen Durchbruch. Zunächst gelingt eine friedliche Koexistenz, doch nach ein paar Jahren bröckelt das Fundament. Ronnie Lane verlässt die Gruppe 1973 und wird durch den zeitweiligen Free-Bassisten Tetsu Yamauchi ersetzt, Ron Wood steigt bei den Rolling Stones ein.

„Niemand von uns hat damals einen Gedanken daran verschwendet, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt Probleme geben könnte“, schreibt Rod Stewart in seiner Autobiografie. „Und siehe da: Schon gab es Probleme. Die Konflikte waren politischer Natur und haben sich langsam aufgestaut. Meine Solokarriere war die Ursache der meisten Schwierigkeiten. Das hat für viele Spannungen und Ängste gesorgt.“ Als Wood 1975 von seiner ersten Tour mit Stones zurückkehrt, tritt er noch bei einigen Konzerten mit den Faces auf. Es sei ihm schwer gefallen, eine Entscheidung zu treffen, erklärt Stewart, wie Ultimate Classic Rock berichtet. „Er dachte eine Weile, dass er in beiden Bands spielen kann, um alle glücklich zu machen, aber das hat in der Realität nicht funktioniert.“

Genug ist genug

Irgendwann wird das alles zu viel, die Stimmung verschlechtert sich, also muss die Reißleine gezogen werden: Im Dezember 1975 lösen sich die Faces auf; die meisten Quellen nennen den 27. als Stichtag. Schlagzeuger Kenney Jones wechselt zu The Who, wo er den viel zu früh verstorbenen Keith Moon ersetzt. Im Laufe der Jahrzehnte kommt es wiederholt zu kleineren Live-Reunions in wechselnden Besetzungen, doch ein neues Album erscheint nicht. Was bleibt, ist das Vermächtnis der Gruppe. Bis in die Neunziger hinein nehmen Faces nachhaltig Einfluss auf die Welt der Rockmusik und ebnen stilistisch zum Beispiel Größen wie Oasis den Weg.

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