„Chemtrails Over The Country Club“: Lana Del Rey kündigt während Feminismus-Kontroverse ihr neues Album an
news27.05.20
Pass gut auf, was du im Internet sagst, denn gute Absichten alleine reichen oft nicht. Lana Del Rey bekommt auf Instagram gerade viel Gegenwind. Dabei will sie sich eigentlich nur ihrer Kunst widmen, und die soll weiterhin sehr persönlich sein.
von Michael Döringer
Die Zeit nach NFR!
Lana Del Rey könnte sich im Moment auch zurücklehnen. Mit ihrem letzten, insgesamt fünften Studioalbum Norman Fucking Rockwell! gelang der 34-jährigen Sängerin ein allerorts gefeiertes Meisterwerk – die Geschmacksinstanz Pitchfork etwa kürte es zum Album des Jahres 2019. Doch Elizabeth Grant, wie die Künstlerin bürgerlich heißt, gönnt sich keine große Pause. Im Gegenteil, sie befindet sich gerade auf einem regelrechten kreativen Höhenflug.
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Zwei Bände mit Gedichtsammlungen stehen in den Startlöchern, mit den Titeln behind the iron gates – insights from an institution und Violet Bent Backwards Over The Grass. Die Poesiebücher begleitet ein von Jack Antonoff produziertes Spoken-Word-Album, zu dem Lana dieser Tage schon einen Teaser veröffentlichte. Patent Leather Do-Over ist eine Hommage an die US-Schriftstellerin Sylvia Plath:
Sittengemälde der USA
In einem weiteren neuen Instagram-Video hat sie nun Titel und VÖ-Datum ihres nächsten Albums verkündet: Es soll Chemtrails Over The Country Club heißen und am 5. September diesen Jahres erschienen. Der Titel ist typisch für Del Rey, die von ihrem ersten Album an tief in nostalgischer Americana wühlte und dies an die Gegenwart anschloss. Die elitäre US-Institution des Country Club mit dem Massenphänomen Verschwörungstheorien in Beziehung zu setzen, klingt nach einem großen Spaß und einem weiteren beunruhigenden Sittengemälde der amerikanischen Gesellschaft, die niemand so gut zeichnet wie diese Sängerin. Wir sind gespannt auf die ersten Hörproben.
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In oben stehendem Video kündigt Lana nicht nur das Album an, sondern nimmt auch Bezug auf eine Kontroverse, in deren Zentrum sie sich gerade befindet, und die mal wieder zu einer Debatte über Feminismus und Rassismus geführt hat. Ihr wurde vorgeworfen, in ihren Songs den Missbrauch von Frauen in toxischen Beziehungen zu glorifizieren. Lana wehrte sich und bestand auf ihrem Recht, über diese Themen singen zu dürfen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Sie argumentierte, dass auch ihre Lieblingssängerinnen wie Ariana Grande, Nicki Minaj oder Beyoncé mit Songs über „Sexy-sein, Ficken und Betrügen“ Hits landeten – ohne für diese vielleicht ebenfalls fragwürdigen Positionen groß kritisiert zu werden. Das Problem dabei: Alle genannten Künstlerinnen sind Women Of Colour. Jetzt heißt es, Lana würde sich auf rassistische Weise mit schwarzen Künstlerinnen vergleichen.
Weiße Privilegien
Sind diese Vorwürfe hanebüchen? Nicht ganz, sagen viele kritischen Journalist*innen: Man könne sich in dieser Hinsicht nicht einfach mit Personen vergleichen, die einen ganz anderen Werdegang haben. Lana Del Rey würde dabei ihre eigene Privilegiertheit völlig übersehen. Was sie außer Acht lässt, „ist, dass Nicki Minaj und Beyoncé und andere schwarze Sängerinnen eben nicht in Ruhe und auch nicht kritiklos ihre Songs singen können, ohne dass sie zum Beispiel hypersexualisiert werden. Und dafür werden sie auch kritisiert.“
Lana gibt sich wenig versöhnlich und sieht die Sache anders. Sie betont erstens ihre guten Absichten und pocht weiterhin darauf, sich frei äußern zu dürfen, mit ihrer Kunst ausdrücken zu dürfen, was auch immer sie fühle. Falschen Feminismus und Rassismus verurteilt sie genau so, wie das ihre Kritiker*inen tun: „Doch ich bin nicht der Gegner. Wenn ihr meine Postings nicht mögt, haut doch ab von hier“. Diskussion beendet? Wir werden sehen, wie sich die aufgeheizte Stimmung in den Kommentarspalten entwickelt.