Der Sensenmann beansprucht eine weitere Galionsfigur der Punk-Bewegung für sich: Am Samstag verstarb mit 64 Jahren der Gang-Of-Four-Gitarrist Andy Gill.
von Björn Springorum
Eine der einflussreichen Figuren der englischen Punkszene
Andy Gill ist tot. Der Gitarrist und Mitgründer der Gang Of Four verstarb am vergangenen Samstag im Alter von 64 Jahren an den Folgen einer Atemwegserkrankung. Das teilten seine Hinterbliebenen in einem offiziellen Statement mit. Gill, der die Band 1976 in Leeds gründete, gilt als eine der einflussreichen Figuren der englischen Punkszene. Obwohl seine Band nie einen Top-40-Hit in Großbritannien einfahren konnte, wie es beispielsweise den im selben Jahr gegründeten The Clash vergönnt war, ist ihr Mix aus Punk, Rock, Reggae und Funk als wegweisend für die spätere Post-Punk-Bewegung.
„Unser großartiger Freund und oberster Anführer ist heute gestorben“, so lautet das offizielle Statement der Band. „Seine kompromisslose künstlerische Vision und seine Hingabe an unsere Sache ließen ihn sogar noch vom Krankenbett aus die Mixe für das kommende Album hören und die nächste Tournee planen.“ Dazu wird es jetzt nicht mehr kommen. Stattdessen, so die Band weiter, wird man Gill so erinnern, wie er auf ihrer Tour letzten November auf der Bühne stand: „Mit einer Stratocaster um den Hals und mit kreischendem Feedback, das die erste Reihe betäubte.“
Andy Gill. pic.twitter.com/DHNCz5lAe6
— GANG OF FOUR (@gangof4official) February 1, 2020
Ein unvergessenes Universal-Genie
Nach der Gründung 1976 machten sich Gang Of Four schnell einen Namen bei Radio-Ikone John Peel und veröffentlichten 1979 ihr Debüt Entertainment!. Mittlerweile wird es vom Rolling Stone in seiner Liste der 500 besten Alben aller Zeiten geführt und für seine visionäre Herangehensweise an Punk ebenso gepriesen wie seine beißende Sozialkritik.
Neben seinem charakteristischen Gitarrenspiel schätzte man Gill auch für seine Künste als Produzent. Neben seiner Beteiligung an allen Alben seiner Band produzierte oder co-produzierte er auch die Red Hot Chili Peppers, The Stranglers, Michael Hutchence oder Killing Joke. Ein Universalgenie des Post-Punk, sozusagen, der eine große Lücke hinterlässt. „Wir werden uns immer an seine Güte und Großzügigkeit, seine furchteinflößende Intelligenz, seine miesen Witze, wahnsinnigen Geschichten und endlose Tassen Darjeeling-Tee erinnern. Und ganz nebenbei“, so die Band, „war er auch ein ziemliches Genie.“