Girls just wanna have Grammys: Taylor Swift, Fiona Apple, Beyoncé und Billie Eilish triumphieren!
news15.03.21
Bei den Grammys 2021 war wie im Rest der Welt eine Menge anders. Mit Taylor Swift, Billie Eilish oder Beyoncé sah es auf dem Siegertreppchen zwar recht gewohnt aus; der große Anteil an Preisträgerinnen darf dennoch positiv gewertet werden. Fürs Erste.
von Björn Springorum
Man kann sich die Frustration von Grammy-Präsident Harvey Mason, ein 52-jähriger Schwarzer Plattenproduzent aus gutem Hause, richtig vorstellen. Da nominiert er so viele Künstlerinnen wie gefühlt nie zuvor, lässt das Spektakel von Trevor Noah, einem südafrikanischen Kabarettisten, moderieren, spielt noch ein kleines Filmchen ein, in dem er mehr Diversität und mehr Transparenz beschwört – und doch sind alle sauer.
„Die Grammys bleiben korrupt“
The Weeknd kündigte zum Beispiel unlängst an, die Grammys künftig zu boykottieren, nachdem sein Hit Blinding Lights wie auch sein Album After Hours allen Erfolgen zum Trotz nicht nominiert wurden. „Die Grammys bleiben korrupt. Ihr schuldet mir, meinen Fans und der Industrie Transparenz“, twitterte er damals. Und war damit nicht allein.
Gestern wurde der wichtigste amerikanische Musikpreis natürlich dennoch vergeben. Und natürlich dennoch waren sie alle da, die Nominierten. Sie saßen an weit entfernten Tischen im und im das Staples Center in Los Angeles, trugen brav Maske und warteten, dass sie sie herunterreißen konnten, um ihre begehrte Trophäe entgegenzunehmen. Das heißt: fast alle. Fiona Apple, Gewinnerin des Grammys Best Rock Performance für ihren Song Shameika, war nicht anwesend. Dies sei nicht aus Protest geschehen, beteuerte sie im Vorfeld auf Instagram. „Ich habe zwar Probleme mit den Grammys, aber deswegen bleibe ich nicht zuhause. Ich will einfach nicht im Fernsehen sein, ich kann das nicht mehr. Ich will nüchtern bleiben, und so etwas kann ich nicht nüchtern tun. Ich würde mich zu herausgestellt und unsicher fühlen, den Urteilen der Menschen ausgesetzt.“
Es ist ihr erster Grammy nach 23 Jahren. Damals waren einige der Preisträgerinnen des gestrigen Abends noch gar nicht geboren. Billie Eilish (19) zum Beispiel. Die nimmt schon wieder einige der Preise mit nach Hause, diesmal für den Song Everything I Wanted (als Record Of The Year) und für ihre Bond-Hymne No Time To Die (als Filmsong des Jahres). Als starkes Statement darf der Sieg von I Can‘t Breathe als bester Song gelten, der H.E.R. (23) ihren vierten Grammy beschert.
Frauen regieren die (Pop-)Welt
Überhaupt ist die Riege der Preisträger*innen auffallend weiblich: Taylor Swift räumt (natürlich) den Award für das beste Album ab (Folklore), Rapperin Megan Thee Stallion setzt sich in der Kategorie Best New Artist unter anderem gegen Phoebe Bridgers durch. Rain On Me von Lady Gaga & Ariana Grande gewinnt bei Best Pop Duo/Group Performance, Dua Lipa hat mit Future Nostalgia das Best Vocal Pop Album vorgelegt und Beyoncé wird dank des Songs Black Parade mit ihrem 28. Grammy (für Best R&B Performance) neue Anführerin der Tabelle mit den meisten Auszeichnungen.
Sogar in der Rubrik Soundtrack setzt sich in diesem Jahr eine Frau durch: Die Isländerin Hildur Guðnadóttir kann den Preis mit ihrer betörend-beunruhigenden Musik für den Joker den Preis sogar einem alten Hasen wie John Williams wegschnappen. In Sachen Performances ist das Medley von Taylor Swift, Jack Antonoff und Aaron Dessner fast so gut wie der Tribut an Little Richard, aufgeführt vom Duo Silk Sonic, hinter dem sich Bruno Mars und Anderson Paak verbergen. Post Malone und BTS performten, obwohl beide leer ausgingen, Harry Styles in schwarzem Leder und mit Federboa ist auf jeden Fall der Hingucker des Abends.
Und die Männer?
Und die Männer? Gab es auch. Dezent. Harry Styles bekommt für Watermelon Sugar den Grammy der besten Solo-Pop-Performance, James Taylor für American Standard den Grammy für das beste Traditional Pop Album. Bum-Rush von Body Count wird für die beste Metal-Performance geehrt und The New Abnormal von den Strokes ist das beste Rock-Album. Kann man alles so stehen lassen. Zumindest in dieser Nacht stehen die Herren der Musikwelt aber klar im Schatten der Damen. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, dass das nicht nur bei einer Preisverleihung so ist und somit nicht mehr als Symbolcharakter trägt. Denn gerade die Preise, die an Bands vergeben werden, sind auch in diesem Jahr fest in männlicher Hand.
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