Die Schöpferin der feministischen Hymne I Am Woman ist tot: Die Australierin Helen Reddy verstarb im Alter von 78 Jahren.
von Björn Springorum
Helen Reddy ist tot. Wie ihre Familie via Facebook mitteilte, verstarb die australische Sängerin am 29. September 2020 im Alter von 78 Jahren in ihrer Wahlheimat Los Angeles. „Mit tiefer Trauer verkünden wir das Verscheiden unserer geliebten Mutter“, teilten ihre Kinder Traci Donat und Jordan Sommers mit. „Sie war eine wundervolle Mutter und Großmutter und eine wahrhaft außergewöhnliche Frau. Unsere Herzen sind gebrochen, doch wir finden Trost in dem Wissen, dass ihre Stimme für immer weiterleben wird.“
Die bestverkaufte Künstlerin der Welt
Damit haben sie Recht: Insbesondere ihre feministische Hymne I Am Woman von ihrem gleichnamigen 1972-er Album machte sie weltweit zum Star. In ihrer Heimat Australien war sie das damals schon längst. Geboren 1941 in Melbourne, kommt sie Mitte der Sechziger als alleinerziehende Mutter in New York an, in der Tasche nicht mehr als 200 US-Dollar. Sie beißt sich durch, sie gibt nicht auf und siedelt nach Los Angeles über. Dort setzt sie sich gegen die männerdominierte Branche durch, zieht ihr Ding durch und schafft 1972 mit I Am Woman den Durchbruch.
Es folgen Hits wie Delta Dawn, Angie Baby, Leave Me Alone (Ruby Red Dress) oder Ain't No Way To Treat A Lady, die Helen Reddy 1973 und 1974 zur bestverkauften Künstlerin der Welt machen. I Am Woman hat sich zu diesem Zeitpunkt längst verselbstständigt und wurde zur Hymne der Frauenbewegung. Im Text heißt es:
„Oh yes, I am wise, but it's wisdom born of pain. Yes, I've paid the price but look how much I gained. If I have to, I can do anything. I am strong. I am invincible. I am woman.“
Gott ist weiblich
Ein Grammy ist der gerechte Lohn für diese Hymne. Bei der Preisverleihung sagt sie unvergessen: „Ich danke Gott, weil sie alles möglich macht.“ You go, girl! Sogar ihre eigene wöchentliche Fernsehshow bekommt sie als neue feministische Ikone der Vereinigten Staaten, dazu Filmrollen. In einer Zeit, in der Frauen nicht mal eine eigene Kreditkarte beantragen dürfen, erzielt Reddy Gagen einen Erfolg, der den der meisten Männer im Showbusiness übertreffen und vielen weiteren Frauen die Türen aufstoßen wird.
Nachdem 2015 Demenz bei ihr diagnostiziert wurde, lebte sie in einem Heim für Hollywod-Stars im Ruhestand in Los Angeles. Noch 2017 trat sie an der Seite von Jamie Lee Curtis beim Women‘s March ans Rednerpult. Erst vergangenes Jahr erschien ihr Biopic I Am Woman, dem nach dieser traurigen Nachricht jetzt hoffentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil wird.
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