König von Kreuzberg: Berlin bekommt seinen Rio-Reiser-Platz

Am 21. August ist es endlich soweit: Im Berliner Bezirk Kreuzberg, bis heute bekanntlich ein links-alternativer Kiez, wird offiziell der Rio-Reiser-Platz eingeweiht. Die Pläne des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg waren bereits im April des vergangenen Jahres veröffentlicht worden. Von Anwohnerseite gab es daraufhin vier Widersprüche, die aber im Oktober allesamt als unzulässig zurückgewiesen wurden. Die Entscheidung trifft heute zwar auf viel Freude und Begeisterung, war aber dennoch umstritten: Die sehr männerlastige Liste von Straßen und Plätzen sollte ja eigentlich durch Frauennamen aufgelockert werden.

Für einen wie Rio Reiser kann man aber ja mal eine Ausnahme machen. Zumal der beliebte Platz an der Oranienstraße mit vielen Kneipen, Bars und Clubs bisher Heinrichplatz nach Heinrich von Preußen (1781-1846) hieß. Da ist es ja schon mal ein Fortschritt, ihn nach einem linkspolitischen, homosexuellen Musiker zu benennen. Zumal Reiser in Berlin eh wie ein König verehrt wird.

Rio kehrt nach Hause zurück

Die neuen Straßenschilder seien bereits fertig, zur feierlichen Einweihung am 21. August hat sich auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth angekündigt. Die Grünen-Politikerin war in den 80ern für einige Jahre die Managerin von Reisers Band Ton Steine Scherben. Einige Zeit lang bewohnten sie auch gemeinsam mit anderen Musikern eine Bauernhaus-WG im nordfriesischen Fresenhagen. „Mit dieser Einweihung feiern wir die symbolische Rückkehr von Rio Reiser nach Hause, in einen Bezirk, in dem er jahrelang zuhause war“, so Roth über die Umbenennung des Platzes. „Rios Kreuzberger Zeit war eine kreative, aufrührerische und schwierige Zeit, politisch-künstlerisch wie persönlich. Sein privates und künstlerisches Leben war avantgardistisch in jeder Hinsicht.“