Ungepflegt, laut, aggressiv: Vorurteile über Metal-Fans gibt es noch immer zur Genüge. Höchste Zeit, damit aufzuräumen, findet Hannah Berger vom Jetzt-Magazin und schreibt in ihrem Artikel „Metalheads sind die besseren Menschen“ eine liebevolle Ode an die Metal-Szene.
von Sina Buchwitz
Was passiert, wenn Metalheads aufeinandertreffen? Ein Freudentanz der anderen Art:
Im fortschrittlichen 2020 gibt es in den Köpfen der Menschen keinen Platz mehr für Klischees. Könnte man hoffen. Doch dass die Realität anders aussehen kann, haben viele Metal-Fans sicher schon am eigenen Leib erfahren. „In zotteligen Strähnen fällt das fettige Haar dem 1,90-Hünen in das bärtige Gesicht. […] Mit den Zähnen öffnet er eine Bierdose, er leert sie in einem Zug. Unter fürchterlichem Gebrüll zerdrückt er die Dose wie ein lästiges Insekt und wirft sie zu den anderen hundert, die sich zu seinen Füßen häufen. Heute Nacht werden Babykatzen geopfert!“, so charmant fasst die Autorin die gängigen Schubladen zusammen, in die Metaller*innen für gewöhnlich gesteckt werden.
Friede, Freude, Moshpit
Mit einem Mix aus persönlichen Erfahrungen und wissenschaftlichen Belegen gelingt es ihr, einen authentischen Blick auf die Szene zu liefern. Sie schwärmt von friedlichen Konzerten und großer Verbundenheit unter den Fans: Da ist von Moshpits die Rede, die binnen Sekunden gestoppt werden, um eine verlorene Brille zu suchen und von „bärtigen Metallern“, die der Autorin helfen, ihre Freundinnen auf dem Festivalgelände wiederzufinden.
https://www.udiscover-music.de/news/wacken-metal-festival-2020-onlineSie zieht auch direkte Vergleiche mit Veranstaltungen anderer Musikrichtungen. Dort werde „unsanft gedrängelt, Ellenbogen ausgefahren. Auch die Möchtegern-Pits wurden von der Mehrheit offenbar als Freifahrtschein zum munteren Pöbeln missverstanden.“
Selbst die Wissenschaft belegt die „beruhigende, ausgleichende Wirkung“, die Metal haben kann. Ob es da Zufall ist, dass Metal-Fans im Vergleich zu anderen Musikfans ihren Partner*innen gegenüber am loyalsten sind?
Berger jedenfalls hält fest: Unsympath*innen gibt es überall. Doch Metalheads sind sehr viel bessere Menschen, als ihr Ruf das vermuten lässt.