Featured Image
Foto: Robert Altman/Michael Ochs Archives/Getty Images

Zappa-Kollaborateurin Miss Mercy ist tot!

Sie steckte mit Frank Zappa unter einer Decke und war ein Drittel der GTOs (Girls Together Outrageously): Im Alter von 71 Jahren ist die unvergleichliche Miss Mercy gestorben.

von Björn Springorum

Auch wenn man sie jetzt schon wieder überall als Frank Zappas Muse bezeichnet: Miss Mercy war so viel mehr als nur das Anhängsel eines legendären Künstlers und hat es gar nicht nötig, dass man sie immer mit dem exzentrischen Genie in einen Topf wirft. Als Gründerin der obskur-einzigartigen Band The GOTs (Girls Together Outrageously) veröffentlichte sie 1969 nicht nur ihr einziges, von Zappa produzierte Album Permanent Damage; sie war mit ihrem rotierenden Cast an Schwestern zudem eine der allerersten All-Female-Bands der Musikgeschichte, war Ikone, Vorreiterin und Vorbild.

Von wegen Groupies

Musikalisch irgendwo zwischen Psychedelic Rock, Art Rock und verschrobenen Comedy-Einlagen zuhause und im Los Angeles der späten Sechziger absoluter Underground-Kult, testen The GTOs die Grenzen der damaligen Musik ebenso aus wie ihre Zeitgenossen Captain Beefheart und Frank Zappa. Vom Rolling Stone damals fälschlicherweise als Groupies bezeichnet (einzig aufgrund der Tatsache, dass sie gerne Sex hatten und offen darüber sprachen), geht es den Girls vorrangig um einen künstlerischen Ausdruck, der immer auch die wildesten Kostümierungen bedeutet.

Mit nun 71 Jahren ist jetzt eine der Gründerschwestern gestorben. „Meine geliebte Schwester für den Großteil meines Lebens, Miss Mercy, ist gerade von uns gegangen“, schrieb Pamela Des Barres (alias Miss Pamela) auf Instagram. „Mir fehlen die Worte. Ich kann mir keine Welt ohne sie vorstellen.“ Eine Todesursache ist bislang nicht bekannt. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine nonkonforme, unangepasste Künstlerin, die sie mit ihren Schwestern schon sehr früh nicht mehr mit der Rolle der Frau als Beiwerk in der Musik der Männer zufrieden gab. Die 1966 nach Haight-Ashbury in San Francisco kam, im Gefängnis landete, schließlich mit zwei ihrer Bandkolleginnen Zimmer 229 im Landmark Hotel in Los Angeles bezog (das Hotel, in dem Janis Joplin starb) und ihr Ding kompromisslos durchzog.