Gibt es bald wieder Positives über den Mozzer zu berichten? Der Titel seines kommenden Albums I Am Not A Dog On A Chain klingt wenig defensiv.
von Michael Döringer
Nein, uns ist nicht entgangen, dass Morrissey mittlerweile vielerorts vollends zur Persona Non Grata geworden ist. Und das hat sich die britische Pop-Ikone auch redlich verdient: Seine politischen Einlassungen und Entgleisungen erreichten in den letzten Jahren einen schwer erträglichen Höhepunkt, als er sich etwa öffentlich zu rechtsextremen Parteien bekannte, gegen die #metoo-Bewegung ätzte, in bester Trump-Manier eine regelrechte Kampagne gegen den ihm wohl zu liberalen Guardian lancierte oder fragwürdige Geschäftspraktiken für sich entdeckte.
Ein neues Album - ein neuer Anfang?
Viele eingefleischte Anhänger*innen haben seitdem mit ihm gebrochen. Wer will es ihnen verdenken? Die Glanztage der Smiths liegen weit zurück, Morrisseys Solowerk darbt vor sich hin. Sein letztes Album Low In High School (2017) kann man nicht gerade zu seinen stärksten Veröffentlichungen zählen und war schon stark politisiert, das letztjährige California Son mit Coverversionen von Joni Mitchell, Bob Dylan oder Roy Orbison war vielleicht ein bisschen zu speziell und zu wenig originell, jedenfalls schnell wieder vergessen. Jetzt gibt es neue Hoffnung, dass es sich vielleicht doch wieder alles ein bisschen einrenkt: Ein neues Studioalbum erscheint am 20. März. Kann sich Morrissey musikalisch rehabilitieren? Oder macht er mit einer durch und durch politischen, aggressiven Platte alles noch viel schlimmer?
Spannender Albumtitel
Der Titel I Am Not A Dog On A Chain klingt jedenfalls gefährlich – trotzig, angriffslustig und ganz nach dem Motto: Ich lass mir nicht den Mund verbieten. Fühlt sich Morrissey also weiterhin von aller Welt missverstanden? Zur Ankündigung des Albums gibt es allerdings auch schon eine erste Single mit dem Titel Bobby, Don’t You Think They Know?, und die klingt zumindest mal recht interessant und macht neugierig auf das neue Album:
Soul-Einflüsse
Interessant ist auch, dass der Song eine Art Duett mit der Motown-Sängerin Thelma Houston (nicht verwandt mit Whitney ) ist, die dem von Saxophon und Synthesizern geprägten Song auch noch eine gute Portion Soul-Power mitgibt. Ungewohnt für Morrissey, und damit erst mal sehr gut. Houston schwärmt in einer Presseerklärung sogar von der Zusammenarbeit mit Moz:
„Einer der schönsten Aspekte des Musikbusiness ist für mich, dass ich mit anderen großartigen Künstlern arbeiten darf. Ich liebe die Herausforderung und herauszufinden, ob man miteinander harmoniert. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Ich denke Morrissey und ich passen auf ‚Bobby‘ sehr gut zusammen. Und es war ein großer Spaß, mit ihm Zeit im Studio zu verbringen!“
Alles erscheint etwas mysteriös. Warum sollte jemand wie Thelma Houston es nötig haben, mit einem rechten Arschloch einen Song aufzunehmen? Haben wir uns alle in Morrissey getäuscht? Oder wusste die Dame gar nicht so recht, mit wem sie es zu tun hat? Wir werden es hoffentlich irgendwann erfahren, vielleicht schon mit dem kommenden Album.
Die Tracklist von I Am Not A Dog On A Chain:
- Jim Jim Falls
- Love Is On Its Way Out
- Bobby, Don’t You Think They Know?
- I Am Not A Dog On A Chain
- What Kind Of People Live In These Houses?
- Knockabout World
- Darling, I Hug A Pillow
- Once I Saw The River Clean
- The Truth About Ruth
- The Secret Of Music
- My Hurling Days Are Done