Gestern Abend war es endlich soweit: Radiohead spielten das erste ihrer vier Berlin-Konzerte. Eindrücke von einem rauschhaften Abend.
Kurz vor ihrer Hauptstadt-Residenz erst mal der Schock: Radiohead müssen Konzerte in Kopenhagen absagen. Grund war eine schwere Halsentzündung von Sänger Thom Yorke. Irgendwann dann Entwarnung: Die Band kommt nach Berlin, die Konzerte können stattfinden. Und gestern Abend, da war es endlich soweit: 17.000 Fans, nicht wenige von weit her angereist, strömen in die Uber Arena, um die wichtigste und größte Band ihrer Generation endlich mal wieder live zu sehen.
Viermal 17.000 für Radiohead, das sind auf jeden Fall Popstar-Maßstäbe. Und es hätten noch deutlich mehr werden können, viele hatten vergeblich auf Tickets gehofft. Die ersten 17.000 am Montagabend erleben daher umso lustvoller und dankbarer ein Konzert, das bei aller Erratik von seltener Größe und Musikalität ist. In der Mitte der Arena stehen Radiohead in einem kreisrunden Stahlkäfig – ein Bühnenbild, das weniger Einstieg als bewusste Einschränkung ist. Dieser Raum bleibt ihr Kosmos für den gesamten Abend. Nur gelegentlich hebt sich das Gitter, nicht um Freiheit zu suggerieren, sondern um sich in eine Projektionsfläche zu verwandeln, auf der das Bühnengeschehen in flackernden Fragmenten erscheint.
Radiohead ohne Live-Debüt in Berlin
Was man sieht, ist eher die Skizze eines Konzerts, eine Annäherung. Und keine klassische Rock’n’Roll-Show. Klar gibt es Gitarren, Schlagzeug, Synthesizer und natürlich vor allem Thom Yorkes Stimme, die alterslos, ewig jung durch die Halle schwebt. Aber vom üblichen Live-Entertainment einer Rockband könnte das hier nicht weiter entfernt sein. Dazu passt natürlich, dass es keine Ansagen gibt, keine Durchsagen, kein Anheizen. Und natürlich, dass sie ihren größten Hit nicht spielen. Aber es erwartet auch niemand ernstlich, Creep zu hören.
Stattdessen: Ein Streifzug. Durch die Echokammern und Zimmer des eigenen Lebens. 70 Songs hat die Band bekanntlich geprobt für diese Tour, keine Show gleicht der anderen. Ein Tourdebüt gibt es zumindest bei der ersten Berlin-Show dennoch nicht. Aber es kommen ja noch drei.
Setlist:
Planet Telex2 + 2 = 5
Sit Down. Stand Up.
Lucky
15 Step
The Gloaming
Kid A
No Surprises
Videotape
Weird Fishes/Arpeggi
Idioteque
Everything In Its Right Place
Bloom
The National Anthem
Daydreaming
All I Need
Let Down
Bodysnatchers
Fake Plastic Trees
Jigsaw Falling Into Place
Paranoid Android
A Wolf At The Door
You And Whose Army?
Just
Karma Police