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Foto: Lindsay Brice/Getty Images

Rage Against The Machine: Charity-Strategie gegen Schwarzmarkt-Tickets

Um horrende Schwarzmarktpreise zu verhindern, schlagen RATM auf manche Tickets für ihre kommende Tour einfach einen Wohltätigkeitsbetrag oben drauf – damit können nicht alle Fans was anfangen.

von Michael Döringer

Alle gegen den Schwarzmarkt

Konzertkarten und der Schwarzmarkt – dieses Thema beschäftigt beständig die ganze Musikwelt. Die Gründe sind offensichtlich: Im Zeitalter des Internet ist es einerseits für eigennützig und betrügerisch agierende Zweitverkäufer*innen noch einfach geworden, große Mengen an Tickets abzustauben und den echten Fans regelmäßig die limitierten Angebote vor der Nase wegzuschnappen. Das gilt auch für Turnschuhe, Klamotten und alles andere, was regelmäßig im Internet „droppt“, wie man heute so schön sagt.

Andererseits sind Live-Konzerte und Ticketverkäufe für Musiker*innen und Bands im digitalen Zeitalter zur Haupteinnahmequelle geworden. Da ist es doch verständlich, dass die Künstler*innen nicht irgendwelchen Dritten auch nur ein paar Krümel vom Kuchen überlassen wollen. Kurz: Der Schwarzmarkt ist allen ein Dorn im Auge.

Tickets mit Charity-Aufschlag

Während hierzulande die Ärzte gerade gerichtlich gegen den wohl größten und meist gehassten Ticket-Reseller vorgehen, haben sich Rage Against The Machine für ihre anstehende Reunion-Tour eine andere Strategie ausgedacht, um zu verhindern, dass sich sogenannte ticket scalpers an den begehrten Konzertkarten bereichern. Über ihre Social-Media-Kanäle erklärten sie die Taktik: Die Band behält 10 Prozent der Sitzplatzkarten (zufällige, verschiedene Kategorien) aller Shows ein, um sie selbst zu einem höheren Preis zu verkaufen, der allerdings unter dem Schwarzmarktpreis liegen soll. 100 Prozent der so erzielten Mehreinnahmen werden dann an Wohltätigkeitsprojekte und dergleichen in jeder einzelnen Stadt gespendet. Mit dieser Aktion konnten RATM binnen 48 Stunden bereits 3 Millionen Dollar an Mehreinnahmen bzw. Spenden generieren.

So weit, so gut. Dass die Theorie in der Praxis nicht unbedingt immer Sinn macht, zeigen viele erzürnte Reaktionen der Fans Twitter und anderen Plattformen. Tom Morello hat alle händevoll damit zu tun, den Fans immer wieder zu erklären, wieso Konzerttickets bei den offiziellen Vorverkaufsstellen nun teilweise bis zu 1000$ pro Karte kosten.

Immerhin: Der Schwarzmarkt schrumpft

Klar, der Differenzbetrag wird gespendet. Das ändert dann aber trotzdem nichts daran, dass es an erschwinglichen Karten für alle Fans mangelt. Nicht jeder hat entweder so große Spendierhosen an oder kann sich ein so teures Ticket schlicht nicht leisten. Verflixt aber auch, es trifft irgendwie wieder die Falschen. Immerhin behauptet Morello, dass man durch die laufende Aktion 85 Prozent der Schwarzmarktaktivitäten unterbunden habe. Außerdem hat man zumindest in den USA auf die hohe Nachfrage auch noch anderweitig reagiert und sieben zusätzliche Termine in die Tour gepresst. Hoffen wir mal, dass das auch in Europa und Deutschland passieren wird. Bisher sind fast nur Festival-Gigs angekündigt, nur in Prag, Krakau und Wien spielen RATM bisher eine Headliner-Show. In Deutschland gastiert die Band am Sonntag, den 6. September beim Lollapalooza Berlin.