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Foto: Scott Dudelson/Getty Images

Ratt-Sänger: Grunge hat Hair Metal nicht kaputt gemacht!

Es hält sich ja gemeinhin die Behauptung, der Siegeszug des Grunge habe für den Fall des Hair Metal gesorgt. Alles Quatsch, sagt jetzt Ratt-Sänger Stephen Pearcy. Und führt ziemlich gute Gründe an.
von Björn Springorum

Video killed the radio star, singt man ja so schön. Ebenso gut könnte man trällern: Grunge killed the hair metal star. Denn auch wenn empirische Daten bei so etwas immer schwer zu bekommen sind, ist das gleichzeitige Aufkommen des Seattle-Sounds mit dem Untergang von Hair Metal zumindest sehr auffällig. Stephen Pearcy, Sänger von Ratt, hat da eine andere Theorie. Und einer wie er muss es ja eigentlich wissen: Neben Mötley Crüe waren Ratt die wohl wichtigste Band in der Entwicklung der Hair-Metal-Szene in Los Angeles, ihre Platten sackten mehrfach Gold und Platin ein.

„Die Szene war völlig überschwemmt“

In einem brandneuen Interview mit Goldmine spricht Pearcy jetzt über Aufstieg und Fall des Hair Metal – und die Gründe für den Niedergang. „Viele Leute denken, dass Grunge einen großen Einfluss auf uns hatte, aber zu diesem Zeitpunkt hatte es wirklich nichts mit dem zu tun, was mit Ratt passierte“, sagte er dem Magazin. „Ich meine... wir können einen Teil der Musik aus den frühen Achtzigern für uns beanspruchen, aber zu der Zeit, als das Jahrzehnt zu Ende ging und Detonator herauskam, war die Szene völlig überschwemmt mit Bands aus der Schublade“, so der Sänger über die fünfte Platte, die 1990 erschien.

Diese Überschwemmung mit Klonen von Ratt und Mötley Crüe wog für Pearcy also letzten Endes schlimmer als alles, was aus Seattle kam. „Es kam zu dem Punkt, an dem die Leute sagten: ‚Du musst dich so anziehen, dich so bewegen, so singen‘ und all diesen verdammten Scheiß. Die ganze Welt war voll von Mini-Mötleys und Mini-Ratts, und das wurde einfach zu viel. Dadurch wurden die Dinge sehr schnell von etwas Erstaunlichem zu etwas absolut Furchtbarem. Wenn alle die gleiche Musik machen, die gleichen Produzenten und die gleichen Videoregisseure benutzen, dann gibt es irgendwann ein Problem.“

Klingt einleuchtend. Und war ironischerweise dasselbe, das dann irgendwann auch mit dem Grunge passierte.

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