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Foto: Clara Balzary

Red Hot Chili Peppers: 10 Dinge, die uns beim Hören von „Unlimited Love“ in den Sinn gekommen sind

Mit Unlimited Love veröffentlichten die Red Hot Chili Peppers am 1. April 2022 endlich ihr neues Studioalbum — das erste seit der erneuten Rückkehr ihres prägenden Gitarristen John Frusciante. Nach etlichen Hördurchgängen wagen wir hier an eine erste Einschätzung — und sprechen über die Dinge, die uns beim Hören so in den Sinn gekommen und aufgefallen sind.

von Markus Brandstetter

Hier könnt ihr Unlimited Love hören:

1. Die Chemie zwischen der Band stimmt.

Das Offensichtliche zuerst: John Frusciante gehört einfach zu den Red Hot Chili Peppers, und es scheint, als würden sich Anthony Kiedis, Flea und Chad Smith erst dann so richtig wohlfühlen, wenn er mit an Bord ist. Das ist keineswegs ansatzweise gegen Josh Klinghoffer gerichtet, denn der ist nicht nur ein fantastischer Musiker, sondern machte seinen Job in der Band sehr, sehr gut. Klinghoffer hielt sich weitgehend zurück — und spielte damit eine andere Rolle als Frusciante. Das mögen ihm einige vorgeworfen haben — wer weiß aber, ob es die Red Hot Chili Peppers nach Frusciantes zweiten Ausstieg ohne Klinghoffer noch gegeben hätte. Wie dem auch sei: Frusciante hat dorthin zurückgefunden, wo er hin gehört — und alle sind happy.

2. Das Album ist klassischer Post-Californication-RHCP-Sound.

Wer das, was die Red Hot Chili Peppers mit Californication — und mehr noch mit By The Way — perfektionierten nicht mochte, wird wohl auch Unlimited Love nicht mögen. Unlimited Love ist ein sehr — Überraschung! – kalifornisch klingendes Pop-Album mit den klassischen Chili-Peppers-Inhaltstoffen — der Funk früher Tage kommt gelegentlich vor, melodiöser Pop/Rock steht aber weiterhin an erster Stelle.

3. John Frusciante hat seinen Elektronik-Einfluss draussen gelassen.

Gut, das mag jetzt eine subjektive Einschätzung gewesen sein. Aber als Chad Smith vor mittlerweile mehr als einem Jahr erklärt hatte, das neue Album würde sich nach RHCP anhören, aber auch einige neue Einflüsse einbringen, ware wir irgendwie überzeugt davon, dass John Frusciante den einen oder anderen Analogsynth ins Studio mitbringen würde und den Bandsound seiner Electro-Vorliebe anpassen wird. Nicht radikal, aber doch hörbar. Schließlich kehrte Frusciante seit Ausstieg Nummer zwei der Gitarrenmusik mehr oder weniger den Rücken, viele hatten wenig Hoffnung, dass er wieder zu ihr zurückfinden würde. Mit dieser Einschätzung lagen wir absolut falsch.

4. John Frusciante hält sich mit Backing Vocals zurück.

Eigentlich schade – denn Frusciante hatte mit seinen Backing-Vocals und Harmonien seit Californication die Stücke nicht nur veredelt, sondern geprägt. Frusciante brachte einen Beach-Boys-Vibe mit rein, der den Songs gut stand. Nicht, dass auf Unlimited Love kein Background-Gesang zu hören wäre, natürlich gibt es den  — und der ist auch super. Aber irgendwie hätten wir uns deutlich mehr Stimmschichtungen als herausstechendes Element erwartet.

5. Flea ist gewohnt großartig.

Flea ist in der populären Musik eine absolute Ausnahmeerscheinung — in wenig anderen Bands mit Massenappeal steht der Bass im Sound so weit vorne. Eine tragende Rolle spielt er auch in anderen Bands, aber bei RHCP ist der Bass einfach ein herausstechendes, tragendes Element. Es macht einfach Spaß, Fleas Basslines zuzuhören — egal, ob er melodisch verziert oder stoisch den Funk nach vorne triebt.

6. Bei Kiedis ist alles beim Alten.

Gut, die oft diskutierte Piratenaussprache bei Black Summer ist vielleicht neu. Ansonsten ist bei Kiedis aber alles beim Alten, sowohl stimmlich als auch textlich. Er trägt nach wievor in dem ihm gegebene Stimmumfang seine gerne in etwas albernen Stream-of-Consciousness-Texte vor — das mag manch einer textlich nicht immer erträglich finden, ist aber einfach ein charakteristischer Bestandteil.

7. Der Sound, die Songs, alles klingt sehr vertraut.

Fast alle Meinungen, die man bisher gehört hat — ob positiv oder negativ — sagen das gleiche: Es klingt so, als wäre Frusciante nach Stadium Arcadium nicht weggegangen. Ab diesem Punkt spalten sich die Meinungen: Die einen sagen, vor allem die ersten ausgekoppelten Songs klängen wie B-Seiten von Stadium Arcadium oder By The Way, finden andere, die Chili Peppers hätten einmal mehr eine Punktlandung vollgezogen.

9. Die Red Hot Chili Peppers haben das Potenzial, noch lange weiterzumachen.

Sollte sich John Frusciante nach der nächsten Tour nicht entschließen, dass ihm der Popzirkus doch wieder zu albern wird, hat der RHCP-Motor das Potenzial, noch lange weiterzurennen und uns beim nächsten Mal vielleicht noch etwas mehr zu überraschen. Denn egal ob man Unlimited Love gut oder nicht gut finden — überraschend ist hier im Grunde nichts. Das muss aber auch nichts Schlechtes sein.

9. Die tollste Flea-Basslinie auf Unlimited Love...

… findet sich am Anfang des Stücks Whatchu Thinking sowie in dessen Strophe,

10. Die Frage: sind auf Unlimited Love die großen Hits, die wir uns erhofft haben?

Hier ist sich der Autor dieser Zeilen, selbst glühender Verehrer der Band, noch nicht wirklich sicher — und wird sich definitiv erst beurteilen lassen, wenn sich die ersten Höreindrücke etwas gesetzt haben.

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