Eine Nation in Schockstarre. Mal wieder. Was sich gestern in Washington abgespielt hat, spottet jeder Beschreibung. Während sich mehr und mehr Musiker*innen angeekelt und hochkritisch zum Sturm aufs Kapitol äußern, hat sich ein ganz bestimmter Metal-Sänger unter die Masse der Protestler*innen gemischt.
von Björn Springorum
Man fragt sich, wogegen sie gerade eigentlich protestieren. Und ob sie das eigentlich selbst wissen: Die Bilder des wütenden Mobs, der gestern das Kapitol in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington gestürmt hat, zeigen die tiefe Kluft im Land und machen jedwede Hoffnung auf einen versöhnlichen Jahresstart zunichte. Am Morgen nach den Ausschreitungen, in dessen Folge es zu nie dagewesenen Szenen und schockierenden Bildern aus dem Kapitol kam, äußern sich immer mehr Musiker*innen zu den Ausschreitungen.
Stevie Wonder fragte in Bezug auf die auslaufende Amtszeit des Präsidenten Trump: „Können wir uns zwei weitere Wochen mit ihm leisten? Ich sage NEIN!“
Paul Stanley (KISS) schreibt:
https://twitter.com/PaulStanleyLive/status/1346920496403660802?ref_src=twsrc%5Etfw„Das sind TERRORISTEN. Das ist ein bewaffneter Aufstand. Die Flammen wurden vom Präsidenten und bestimmten Senatoren angefacht, denen man jetzt keinesfalls gestatten darf, sich von dem zu distanzieren, was sie angerichtet haben. Erinnert euch an ihre Namen. DIES ist das Ergebnis ihrer Täuschung. Eine Schande.“
P!nk findet deutliche Worte:
https://twitter.com/Pink/status/1346909662151524353?ref_src=twsrc%5Etfw„Als Bürgerin der Vereinigten Staaten, als Tochter zweier Veteranen und Schwester eines anderen schäme ich mich dafür, was in Washington passiert. Heuchelei, Schande, Scham.“
Auch Tommy Lee ist auf hundertachtzig:
„Hey Fuckhead Donald Trump, sag deinen Covidioten, dass sie nach Hause gehen sollen. Das Ding ist durch, ihr habt alle verloren!“
Empathie über Apathie
Tom Morello teilte ein Bild von schwer bewaffneten Soldaten am Rande der Black Lives Matter-Demonstrationen. Dazu schrieb er nur:
https://twitter.com/tmorello/status/1346913559356182528?ref_src=twsrc%5EtfwGibt einem zu denken...
Danko Jones äußert sich so:
https://twitter.com/dankojones/status/1346903184858607622?ref_src=twsrc%5Etfw„Dieser Sturm aufs Kapitol von einigen White Nationalist Incels wäre ein Blutbad gewesen, wenn er von Black Lives Matter oder der Antifa ausgegangen wäre.“
Ice-T sieht das ganz ähnlich:
https://twitter.com/FINALLEVEL/status/1346920011521265664?ref_src=twsrc%5Etfw„Stellt euch nur für eine Sekunde vor, Blick Lives Matter hätten diesen Bullshit versucht. Nur mal so...“
Anti-Flag geben sich gewohnt direkt:
https://twitter.com/anti_flag/status/1346904170494910464?ref_src=twsrc%5Etfw„Diese neofaschistischen, populistischen, rassistischen Arschlöcher werden nicht wieder verschwinden. Wir müssen uns organisieren. Empathie über Apathie. Optimismus über Zynismus.“
Zwischen den ganzen Stimmen, die sich empört, entrüstet und schockiert zeigen, gibt es natürlich auch einige Musiker, die der ganzen Sache tatsächlich etwas Positives abgewinnen können. Einer von ihnen ist Jon Schaffer, Mastermind der US-amerikanischen Metal-Band Iced Earth. Der fiel in den letzten Monaten vermehrt durch Pro-Trump-Statements auf und mischte sich gestern offensichtlich in die erste Reihe der Aufständischen, als die Menge ins Kapitol vordrang:
Schaffer verkündete in der Vergangenheit auch, dass die 2016-er US-Präsidentenwahl von Trump gestohlen wurde, dass Covid-19 nur psychologische Kriegsführung sei und dass es eine ausgezeichnete Idee wäre, Lehrer zu bewaffnen. Das ist sogar dem Spiegel eine Meldung wert.