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Foto: Gilbert Flores/WWD via Getty Images

„Droppin’ Science“: Questloves grandiose Geschichtsstunde der Sampling-Kultur

Droppin’ Science: Wer Questlove kennt, seines Zeichens Schlagzeuger von The Roots und lebendes Musiklexikon, weiß, dass dieser pädagogische Anspruch kein leeres und freudloses Versprechen ist. Vor 17 Jahren veröffentlichte Ahmir Thompson, so Questlove mit bürgerlichem Namen, das Album Droppin’ Science – ein gleichermaßen detektivisches wie höchst vergnügliches Werk, das einem zentralen Baustein der Hip-Hop-Kultur auf den Grund geht: dem Sampling.

Am 9. Mai 2025 erscheint das Album erneut als Doppel-LP. Grund genug, einen genaueren Blick auf dieses popkulturell immens bedeutende Projekt zu werfen. Droppin’ Science ist gewissermaßen ein Sample-Atlas des Golden Age Hip-Hop. Eine Spurensuche, eine Erklärung. Und für Questlove: ein höchst persönliches Dokument seines musikalischen Lebens.

Wiederveröffentlichung auf Vinyl: Droppin’ Science erscheint neu

Am 9. Mai 2025 erscheint Droppin’ Science erneut als Doppel-LP – eine Gelegenheit für Sammlerinnen und Sammler sowie alle, die das Album bisher nur digital kannten. Die Reissue kommt im Originaldesign mit dem klassischen Tracklisting, auf hochwertigem 180g-Vinyl. 

Die Frage nach dem „Woher“

Auf Droppin’ Science geht es um die Frage: Woher kommen die Samples jener Songs, die wir immer wieder On Repeat hören. Dafür hat sich Questlove durch die Archive von Blue Note gegraben – jenem legendären und immer noch prägenden Jazzlabel, das in den 1960er- und 1970er-Jahren neben Bebop-Größen und Oldschool-Jazz auch eine funkige, grooveorientierte Seite etablierte. Dort wurde Questlove fündig – und gibt uns jetzt eine Geschichtsstunde.

Es ist eine lohnende Spurensuche – für alle Generationen. Wir bekommen hier jene Stücke zu hören, die Ausgangspunkt und Grundbaustein für Klassiker wie Electric Relaxation von A Tribe Called Quest (basierend auf Ronnie Fosters Mystic Brew), The Next Episode von Dr. Dre feat. Snoop Dogg (David McCallums The Edge) oder Looking at the Front Door von Main Source (Donald Byrds Think Twice) waren.


Auch Beastie Boys’ Get It Together (Jeremy Steigs Howling for Judy) oder One More Chance von Notorious B.I.G. (Lou Donaldsons Who’s Makin’ Love) gehen direkt auf diese Blue-Note-Originale zurück. Natürlich darf auch der oft zitierte Lou Donaldson nicht fehlen. Dessen Stück „Who's Makin’ Love“ wurde unter anderem von Notorious B.I.G. in One More Chance, von Mary J. Blige in Real Love und von Run-D.M.C. in Run’s House verwendet.

Kontext und Verbindung

Droppin’ Science ist keine bloße Anthologie und kein archäologisches Unterfangen eines Musikfanatikers. Es ist – damals wie heute – eine lebendige Geschichtsstunde, die einem der wichtigsten kulturellen Phänomene unserer Zeit auf den Grund geht: dem Hip-Hop. Die Compilation wirft einen Blick auf dessen Fundament und Ethos – und beleuchtet dabei zugleich ein weiteres, kulturell ebenso bedeutsames musikalisches Universum: Jazz.

Für Questlove, daran lässt er keinen Zweifel, ist all das weit mehr als musikalisches Insiderwissen oder nostalgische Rückschau. Auch keine Suche nach vergessenen Fußnoten. Sondern eine Reise zum Ursprung. Er beleuchtet den Kontext einer Kultur, die in den 1980er-Jahren ihre Coming-of-Age-Phase erlebte – und die heute längst nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft geprägt hat. Nicht nur die Popkultur, sondern Sprache, Mode und vielerorts auch Selbstverständnis. Er zeigt außerdem, wie eng der Hiphop mit dem Jazz verwandt ist.

Mit Droppin’ Science macht uns Ahmir Thompson nicht nur ein Stück schlauer, sondern auch aufmerksamer. Ohne erhobenen, archäologischen Zeigefinger, sondern mit riesengroßen Enthusiasmus bekommen wir hier Kontexte serviert, die vielen von uns vielleicht entgangen wären. Eine musikalische Geschichtsstunde einerseits, klar. Aber eine, die unglaublich großen Spaß beim Hören macht. Nicht nur für Hip-Hop-Fans oder Jazz-Heads, sondern für alle, die Interesse und Spaß daran haben, musikalische Kontexte (neu) zu entdecken.

Die Tracklist

Seite 1

1. Lou Donaldson – It's Your Thing

2. Ronnie Foster – Mystic Brew

3. Donald Byrd – Think Twice





Seite 3

1. Lonnie Smith – Spinnin Wheel

2. Jeremy Steig – Howling For Judy

3. Lou Donaldson – Who's Makin' Love (To Your Old Lady)




Seite 2

1. David McCallum – The Edge

2. Brother Jack McDuff – Oblighetto

3. Joe Williams – Get Out Of My Life, Woman

4. Grant Green – Down Here On The Ground



Seite 4

1. Ronnie Laws – Tidal Wave

2. Monk Higgins – Little Green Apples

3. Donald Byrd – Wind Parade




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