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Review: Post Malone brilliert mit County-Platte „F1-Trillion“

Popstars machen derzeit einfach den besten Country: Nach Beyoncé begeistert jetzt auch Rapper Post Malone mit einem grandiosen Ausflug in die Welt des Americana. Und holt sich sogar Dolly Parton und Hank Williams als Verstärkung.

Country erfreut sich so großer Beliebtheit wie noch nie. Sicher, das war in den USA im Grunde nie anders, doch diesmal wurde auch der Mainstream vom Country-Fieber erfasst. Beyoncé hat es vorgemacht , Lana del Rey will schon bald nachlegen – und jetzt hat auch Post Malone sein mit großer Spannung angekündigtes Album F1-Trillion veröffentlicht. Darauf tauscht der Rapper, Songwriter und Rockstar (ja, er ist alles!) Beats gegen Banjos, sozusagen – und liefert ein grandioses, verspieltes, kreatives und zündendes Country-Lehrstück ab.

Und wie erste Zahlen belegen, bleibt nur ein Urteil: Darauf hat die Musikwelt gewartet. Seine Single I Had Some Help mit Morgan Wallen ist schon fünf Wochen in Folge auf der Eins der US-Singlecharts und verzeichnete die höchsten wöchentlichen Verkaufszahlen und Streams seit 2020. Außerdem ist es der erste Song, der sowohl in den regulären wie auch in den Country-Charts auf die Eins stürmte. Das Album begeistert also beide Lager, kommt genau zur richtigen Zeit – und schreibt die Americana-Geschichte um ein spannendes neues Kapitel fort. Die spannende Frage ist nur: Verprellt er seine Rap-Fans damit? Oder entdecken sie durch ihn ein neues Genre? Die Zeit wird es zeigen.

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Die Größen des Country versammeln sich

Das Erstaunlichste an den ganzen 18 Tracks von F1-Million ist, wie mühelos und natürlich sich Post Malone im Country bewegt. Sicher, ein grandioser Songwriter und ein brillanter Texter ist er eh; dass er diese Skills so passgenau auf ein Genre anwendet, das ihm zumindest aus professioneller Sicht fremd sein dürfte, ist schlichtweg atemberaubend. Die Gästeliste auch: Tim McGraw unterstützt ihn beim melancholischen Southern-Gothic-Blues Wrong Ones (mit Turn The Page-Vibe), der große Hank Williams beim Squaredance-Stampfer Finer Things und  Göttin Dolly Parton  beim leidenschaftlichen Honkytonk-Smasher Have The Heart. Ist natürlich nicht alles: Für jeden einzelnen Song hat sich Post Malone eine Ikone des Country oder zumindest einen spannenden Artist ausgesucht. Und alle folgten seinem Ruf. Sie spürten wohl, was das hier wird.

Der Country wird zukunftsfähig

F1-Trillion mag keine Neuerfindung des Country sein. Wie Beyoncé vor ihm, sorgt aber auch Post Malone für eine Frischzellenkur, die das oftmals konservative und rückständige Genre transformieren wird. Vielleicht nicht durch diese Platte, aber gewiss durch junge Menschen, die durch Popstars wie diese den Country für sich entdecken. Denn wenn die Platte eines ist, dann vielseitig. M-E-X-I-C-O mit dem großen Billy Strings ist ein Bluegrass-Knaller voller jugendlicher Abenteuerlust, Devil I’ve Been trägt die West Coast im Herzen und das abschließende Yours ist eine persönliche Akustikballade, die er seiner Tochter und dem Jungen gewidmet hat, der eines Tages ihr Ehemann werden könnte. Das ist ebenso zärtlich wie drohend – und mit seinem typischen trockenen Humor veredelt.

All das macht F1-Trillion zu einem kühnen, aber gelungenen Ausflug in die Country-Musik, bei dem Post Malone klassische Klänge mit seinem eigenen, einzigartigen Twist vermischt und seinen Platz als genreübergreifender Künstler ohne Scheuklappen festigt. Ja, fast scheint es, dass seine Songwriting-Skills noch nie so gut zur Anwendung kamen wir hier. Vor allem aber ist das Album ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der Rückeroberung der Country-Musik durch junge, weltoffene, libertäre Künstler*innen. Klare Sache: Als nächstes brauchen wir die Country-Platte von Billie Eilish!

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