15 Jahre „InnerSpeaker“: Der erste Einblick in Tame Impalas psychedelische Vision
popkultur21.05.25
Kevin Parker aka Tame Impala ist eine bestimmende Figur der Pop- und Rockmusik geworden. Vor 15 Jahren begann all das mit dem ersten Album von Tame Impala: InnerSpeaker.
„InnerSpeaker ist einfach ein albernes Wort, das ich mir ausgedacht habe. Es beschreibt das Gefühl, wenn man sich am meisten inspiriert fühlt. Es erscheint dir so lebhaft, dass, wenn jemand eine Stereoanlage in dein Gehirn stecken würde, man die Idee hören könnte.“ In den späten 2000ern ist Kevin Parker ein Kopf, der vor Ideen und Inspiration nur so sprudelt. Besessen davon, diesen Lautsprecher in sich drinnen mit der Außenwelt zu teilen – wie er hier gegenüber The Quietus beschrieb – beginnt er, all seine Ideen in Tame Impala umzusetzen.
Früh übt sich
Kevin Parker trieb, motiviert durch seinen Vater, schon immer eine Liebe zur Musik. Das begann im Alter von zwölf Jahren, als er anfing, mit Bandmaschinen und Kassettenrecordern verschiedene Musikinstrumente übereinanderzulegen. Als junger Mann spielte Parker in verschiedenen Bands im australischen Perth. Aber parallel machte er immer auch Musik für sich selbst. So wurde Tame Impala sein Quasi-Solo-Projekt, bei dem ab und an auch mal seine Live-Musiker:innen im Studio etwas einspielen durften. Aber fast alles macht Parker alleine – damals wie heute.
InnerSpeaker und mehr im Circle Store:
Ab 2007 landeten seine ersten eigenen Songs auf Myspace und Parker wurde vom Label Modular entdeckt. Ein Jahr später erschien die Debüt-EP, die genauso hieß wie das Musikprojekt nun: Tame Impala. Eine gezähmte Antilope, also eine Mischung aus Wildheit und Ruhe. Das erschien Parker als eine ideale Beschreibung des Sounds: Freie Kreativität wird in bedacht ausgeklügelte Songs gepresst; rohe, verzerrte Psychedelic-Rock-Elemente verfließen mit einer Liebe für aufgeräumte Pop-Produktionen.
Eine psychedelische Reise
Auf dem ersten Album, InnerSpeaker, hört man diese Mischung bereits, es überwiegen aber insgesamt die Rock-Anteile. Parker schreibt noch nicht solche Ohrwurm-Pop-Hooks, wie er es später tun würde und er hat sein ganzes Potential als Sänger und Textschreiber noch nicht ganz erforscht.
Aber eins ist immer noch gleich: die psychedelischen Sounds, mal sanft verträumt, mal plötzlich erschreckend trippy. Die Produktion ähnelt schon stark dem Stil, der ihn auf dem Nachfolger Lonerism zum Indie-Durchbruch verhalf. Der Bass wummert, die Drums klingen dick komprimiert, die Gitarren sind cremig verzerrt und die Synths schwirren. Inspiration für den warmen, farbenreichen Sound auf InnerSpeaker kam auch durch den Ort, an dem es entstand: Das Wave House ist ein riesiges Holzhaus mit einem Blick auf den Indischen Ozean, welches Parker sich für diese Zeit mietete.
Die Songs auf InnerSpeaker haben eigenwillige Strukturen. So spielt etwa Expectation mit der titelgebenden Erwartung der Hörer:innen, indem er sich stetig verändert. Man kann nie damit rechnen, welcher Teil des Songs auf den nächsten folgt; selbst, wenn man glaubt, der Song sei vorbei, kommt ein instrumentales Outro um die Ecke.
Die spannendste Reise nimmt der Song Runway, Houses, City, Clouds. Parker scheint darin im Flugzeug zu sitzen und durchs Fenster die im Titel aufgelisteten Dinge zu sehen. Dabei reflektiert er über Heimat, Zeit und Veränderung. Diesen Flug vertont Tame Impala durch abwechselnd einerseits Schlagzeug- und Bass-Attacken und andererseits schwebende Psychedelic-Passagen.
Leidenschaft und Einsamkeit
Auch wenn das Instrumentale auf dem Album im Vordergrund steht, gewähren die Texte auf InnerSpeaker einen Einblick in das Mindset des jungen Kevin Parkers. Manche Songs beschreiben ein langsames Leben, ein Leben für die Musik und den Genuss. Das kann die Business-orientierte Frau, zu der er sich in It Is Not Meant To Be hingezogen fühlt, überhaupt nicht verstehen. Zeit kehrt auch immer wieder als Motiv auf – und auf seinem mittlerweile aktuellsten Album The Slow Rush ist es immer noch das zentrale Thema.
Auf der anderen Seite offenbart Parker an vielen Stellen Selbstzweifel, etwa das Gefühl, ein Außenseiter zu sein. Die Einzelgänger-Hymne des Albums schlechthin ist Solitude Is Bliss. Darin beobachtet ein isolierter Parker die anderen Menschen – dies würde zu einem wiederkehrenden Motiv bei Tame Impala werden. Dabei singt er: „You will never come close to how I feel“. Das sagt also zum einen aus, dass ihn das Alleinsein ohnehin mehr erfüllt. Andererseits beschreibt es aber vielleicht auch die Angst, dass ihm nie jemand nahekommen und seine Gefühle verstehen wird.
Der Grundstein für eine vielseitige Karriere
Mit InnerSpeaker setzte Kevin Parker also den Grundstein dafür, was Tame Impala sein sollte und werden würde. Persönliche Texte machen Tame Impala immer noch für viele Menschen zugänglich. Und Parkers Kreativität als Erschaffer bunter Welten durch ungewöhnliche Produktionen machten ihn bald zu einem hohen Tier der Musikindustrie. Bei unterschiedlichen Stars wie Lady Gaga, Travis Scott oder Dua Lipa wurde er schon für Produktion und Songwriting engagiert.
Fans warten seit fünf Jahren auf das nächste Album von Tame Impala. Aber in der Wartezeit kann man sich mit InnerSpeaker nochmal vor Augen führen, wie anders und doch ähnlich seine Vision beim ersten großen Schritt seiner Karriere war.