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Zeitsprung: Am 7.11.1995 veröffentlichen Alice In Chains ihr drittes Album.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 7.11.1995.

Als Alice In Chains im April 1995 das Studio betreten, um ihre drittes Platte aufzunehmen, stehen die Grunge-Legenden auf wackligen Füßen. Kurz zuvor hatte die Gruppe eine Pause eingelegt, Frontmann Layne Staley kommt gerade aus dem Heroinentzug und ist schon wieder rückfällig. Auch dieses Mal überschattet seine Drogensucht den Entstehungsprozess. Es bleibt seine letzte Veröffentlichung mit Alice In Chains.


Hier könnt ihr euch Alice In Chains anhören:

Zu Beginn der Neunziger regiert Grunge die Welt. Auf dem Thron sitzen unter anderem Alice In Chains, denen mit ihren ersten beiden Alben Facelift (1990) und Dirt (1992) gleich mehrfache Platinveredelungen zuteil werden. Doch der Erfolg nagt an der Gruppe, vor allem Frontmann Layne Staley kämpft immer wieder mit seinen Dämonen. Nach der Veröffentlichung der Akustik-EP Jar Of Flies (1994) begibt sich der Sänger in eine Entzugsklinik, um seine Heroinsucht zu bekämpfen. Und Alice In Chains liegen für sechs Monate auf Eis.


Staley nutzt die Zeit, um in die Grunge-Supergroup Mad Season einzusteigen. An seiner Seite: Barrett Martin von Screaming Trees, Mike McCready von Pearl Jam und John Baker Saunders von The Walkabouts. Mit der Gruppe nimmt er allerdings nur ein Album auf (Above, 1995), bevor es im Hause Alice In Chains weitergeht. Gitarrist Jerry Cantrell schreibt während der Pause fleißig Material für ein Soloalbum. Doch dazu kommt es gar nicht, zumindest noch nicht. Stattdessen treffen sich im Januar 1995 der neue Chains-Bassist Mike Inez und Trommler Sean Kinney und jammen zu Cantrells Songs.


„Es war schrecklich, Layne in diesem Zustand zu sehen.“

Wenig später holen Alice In Chains ihren Frontmann Layne Staley zurück ins Boot und nehmen ihr drittes Album auf. Cantrell kommentiert den Prozess später folgendermaßen: „Es war oft deprimierend. Alles fertig zu bekommen, hat sich ein bisschen so angefühlt, als würde man sich die Haare ausreißen, aber es war verdammt cool und ich bin froh, dass wir das durchgezogen haben. Ich werde das für immer in guter Erinnerung behalten.“ Staleys Sicht der Dinge wirkt etwas bescheidener: „Ja, ich werde das Album auch immer in guter Erinnerung behalten, weil ich mich daran erinnern kann.“


Doch während der Produktion des Albums hängt Staley wieder an der Nadel, zu Aufnahmen und Proben taucht er oft einfach nicht auf. Bandmanagerin Susan Silver setzt das ganz schön zu, vor allem emotional: „Das war eine echt anstrengende Session, weil alles so lange gedauert hat. Es war schrecklich, Layne in diesem Zustand zu sehen. Wenn er zurechnungsfähig war, war er der netteste und aufgeweckteste Kerl überhaupt. Es war herzzerreißend, ihn in Meetings einfach einschlafen zu sehen.“ Trotz aller Schwierigkeiten stellen Alice In Chains ihr drittes Album im August 1995 fertig.

Die letzte Platte mit Layne Staley

Im November ist es dann soweit: Das schlicht Alice In Chains betitelte Werk stürmt die Regale und folglich die Charts. Mit seinen Vorgängern kann die dritte Scheibe der Grunge-Legenden aus Seattle zwar nicht mithalten, aber für mehrfaches Platin reicht es trotzdem. Im Anschluss verändert sich bei der Band einiges. Eine offizielle Pause legen Alice In Chains nicht ein, aber ab 1996 wird es mächtig ruhig um die Gruppe. Und tatsächlich: Die dritte Veröffentlichung bleibt die letzte mit Frontmann Staley. Bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2002 erscheint kein neues Album mehr.

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